Nachdem bekannt wurde, dass am Samstagabend ein syrisch-kurdischer Student in Reudnitz durch einen Schuss verletzt wurde, rief die „Union kurdischer Studierender in Syrien und Deutschland“ (UKSSD) für Dienstagnachmittag zu einer Kundgebung auf dem Augustusplatz auf. 250 Menschen beteiligten sich daran. Mehrere Redner hielten ein rassistisches Motiv für wahrscheinlich.

Ein 20-jähriger Syrier kurdischer Abstammung war in den Abendstunden in Reudnitz unterwegs, als er unerwartet aus einer stehenden Gruppe angeschossen wurde, schilderte die „Union kurdischer Studierender in Syrien und Deutschland“ (UKSSD) den Vorfall in einer Pressemitteilung. Danach floh er. Wie, weiß er nicht mehr. Zwei Passanten fanden den Bewusstlosen später auf einem Trampelpfad und leisteten Erste Hilfe. Der Verletzte wird aufgrund einer lebensgefährlichen Schussverletzung in den Hals zurzeit im Krankenhaus versorgt. Sein Zustand ist stabil.

Der UKSSD rief für den späten Dienstagnachmittag zu einer Kundgebung auf dem Augustusplatz auf, um Solidarität mit dem Betroffenen zu zeigen und eine sorgfältige Ermittlung durch die Polizei zu fordern.

Ronya O. schilderte den Studenten als ruhig und gelassen in einem Redebeitrag. „Er hatte nie eine Auseinandersetzung.“ Auch wenn das Tatmotiv bisher noch nicht geklärt ist, konnte und wollte sie einen fremdenfeindlichen Hintergrund nicht ausschließen. „Rassismus kann tödlich sein“, versuchte sie sich die Tat zu erklären. „Wie ist ein Schuss in die Hals- bzw. Kopfregion sonst zu deuten?“

250 Teilnehmer zeigte Mitgefühl für den betroffenen Sprachschüler. Foto: Alexander Böhm
250 Teilnehmer zeigten Mitgefühl für den betroffenen Sprachschüler. Foto: Alexander Böhm

Eine ähnliche Schlussfolgerung zog auch ein Vertreter der Gruppe „Prisma“. „Die Wahrscheinlichkeit eines rechten Übergriffs ist gegeben. Sie ist groß.“ Er verwies in diesem Zusammenhang auf die Rolle des Leipziger Pegida-Ablegers. „Im Kontext von Legida haben wir es vermutlich mit einen Nazi-Übergriff zu tun.“ In dieser Gemengelage sei es wichtig, die Arbeit der Polizei kritisch zu verfolgen, merkte er an. Die Polizei sucht nach wie vor nach Zeugen für die Tat.

Der Fall erinnert an den getöteten Eritreaer Khaled B. in Dresden, der im Januar blutüberströmt vor seiner Unterkunft aufgefunden wurde. Zuerst schloss die Polizei ein Gewaltverbrechen aus, was aufgrund einer späteren Obduktion, die zahlreiche Messerstiche belegte, ein schlechtes Licht auf die Ermittlungsbehörden warf. Ein rassistisches Motiv konnte damals nicht ausgeschlossen werden. Was sich jedoch nicht bestätigte, denn ein Mitbewohner von B. gestand wenige Tage später die Tat.

Nach einer dreiviertel Stunde wurde die Veranstaltung auf dem Augustusplatz beendet und dem Studenten Gute Besserung durch einen Schriftzug aus hochgehaltenen einzelnen Buchstaben gewünscht.

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