"Hare Krishna, Hare, Hare Hare Rama...." tönt es über den Platz vor dem Alten Rathaus in Leipzig. Ein bunt geschmückter Wagen trägt ein Bildnis des Hindugotts Vishnu. Unter dem Namen Krishna wird er vom Krishna-Tempel in Leipzig verehrt. Die "International Society for Krishna-Consciousness" entstand 1966. Sie steht dem Hinduismus nahe. Nach dem Umzug gibt es auf dem Markt ab 15 Uhr ein Kulturprogramm mit traditioneller Live-Musik, einem Kinderprogramm, Infoständen, Henna-Malerei und vegetarischen Speisen.

Seit über 2.000 Jahren ziehen jedes Jahr Millionen Menschen nach Jagannath Puri im indischen Bundesstaat Orissa. Dort feiern sie das Wagenfest: Ratha-Yatra ist eines der größten religiösen Feste der Welt. Die Veranstalter schreiben in ihrer Presseerklärung:

“In Jagannath Puri überbrückt das Festival alle sozialen, kulturellen und ethnischen Grenzen Indiens. So treffen sich hier Bettelmönche und Geschäftsmänner, Bengalen und Tamilen, Hindus und Muslime. Sie vereint ein gemeinsamer Wunsch: Gott zurück in ihr Herz zu bringen. Auch für die Stadt Leipzig bietet das Ratha-Yatra eine Plattform des Zusammentreffens unterschiedlicher Kulturen. Die von diesem Fest ausgehende Toleranz ist ein Beispiel für ein friedliches Miteinander verschiedener Religionen und Lebensweisen. Hier geht es darum, Gemeinsamkeiten zu entdecken und einen vorurteilsfreien Austausch anzuregen.”

In Puri steht eines der wichtigsten hinduistischen Heiligtümer. In das Innere der Tempelanlage dürfen nur Hindus. Der Komplex entstand im 12. Jahrhundert. Im Juni oder Juli findet in der ganzen Hafenstadt ein großes Fest statt. Auf drei großen Wagen (Ratha) werden Götterstatuen durch die Straßen gefahren.

Nach Europa kam das Fest über die Hare Krishna Bewegung.  Bhaktivedanta Swami Prabhupada gründete den Ableger des Hinduismus in New York. Von dort aus verbreitete sich die Gruppe und ihre Philosophie, die sich vor allem auf vedische Quellen stützt.

300 Zentren der Gesellschaft für Krishna-Bewusstsein gibt es in der ganzen Welt. Lange Zeit galt die Bewegung als Sekte. Ein Grund dafür war der Vorwurf, die lang andauernden Wiederholungen der Mantren sollen bewußtseinsverändernd wirken. Religionswissenschaftler verteidigen die Gruppe gegen den Vorwurf der Gehirnwäsche. Die Vollmitglieder leben in Tempeln und ordnen sich strengen Regeln unter. Michael Utsch von der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen in Berlin geht jedoch davon aus, dass sich die Gemeinschaft gewandelt habe und daher nicht mehr als Sekte gelten kann. Für die Gemeinschaft spricht, dass sie – gerade auch in Leipzig – aktiv im interreligiösen Dialog engagiert ist. Das ermöglicht direkte Einblicke.

Nach Auskunft von ISKON wird darauf Wert gelegt, keine psychisch labilen Orientierungssucher aufzunehmen, sondern gereifte Persönlichkeiten. In Sachsen gibt es eine größere Niederlassung („Tempel”) in Leipzig und eine kleinere Gruppe in Dresden. Daneben gibt es in Thüringen einen Bauernhof, der sich dem Schutz von Kühen verschrieben hat.

Jeder Krishna-Devotees praktiziert für sich ein tägliches Programm von Gebet und Meditation. Dieses zentriert sich um die Rezitation der Namen Krishnas (Gottes), wobei die gechanteten Namen auf einer Gebetskette gezählt werden. Das dabei wiederholte Gebet oder Mantra wird das Hare Krishna Maha-Mantra genannt:

Hare Krishna Hare Krishna – Krishna Krishna Hare Hare
Hare Rama Hare Rama – Rama Rama Hare Hare

 

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