Der Weihnachtsmann kommt wieder mit der Dampflok, die Bergparade marschiert wieder durch die Innenstadt, Südtirol hat sich in der Fläche verdoppelt und für vier Wochen – vom 22. November bis zum 23. Dezember – gehört Leipzigs Innenstadt wieder den Geschenkesuchern, Glühweintrinkern und Geselligen, für die das klingende Treiben die Einstimmung ist auf ihre Art Fest.

Es ist nur eine Schätzung, dass 2 Millionen Besucher den Leipziger Weihnachtsmarkt jedes Jahr besuchen. Aber sie könnte der Realität entsprechen, der Shopping-Frequenz in den Leipziger Kaufhäusern, dem Rein und Raus der Reisebusse aus halb Europa, dem Auf und Nieder in der S-Bahn-Station Markt direkt unterm Herzen des Weihnachtsmarktes. Die Tanne steht. Lotrecht, betont Dr. Walter Ebert, der Leiter des Leipziger Marktamtes, der die Riesensause mit seinen Mitarbeitern organisieren muss. Was längst eingespielt ist nach 26 Jahren Aufbauarbeit an diesem Weihnachtsmarkt, der irgendwie zu den fünf größten in Deutschland gehört. Auch zu den stimmungsvollsten, weil die schlimmsten Auswüchse des Budenzaubers mit strenger Auswahl verhindert werden.

Denn wenn es nur um Bewerbungen ginge, „könnten wir eine Glühweinmeile bis zum Lindenauer Markt aufbauen“, sagt Ebert.

Es wird trotzdem genug Glühweinstände geben mit – auch nur geschätzt – an die 30 verschiedenen Glühweinsorten, zu trinken aus neuen Glühweinbechern, über die jüngst ein paar Leipziger abgestimmt haben.

So sieht der neue Glühweinbecher auf dem Leipziger Weihnachtsmarkt aus. Foto: Ralf Julke
So sieht der neue Glühweinbecher auf dem Leipziger Weihnachtsmarkt aus. Foto: Ralf Julke

Als wenn Glühwein wirklich das wichtigste Thema ist an so einem Markt, zu dem die Hälfte der Bewohner der Leipziger Region wenigstens einmal strömt. Zu dem aber auch die Hotels ausgebucht sind. Und der immer noch wächst. Jedes Jahr kommt ein neues Stück hinzu. Aktuell ist es der Augustusplatz, der immer stärker bespielt wird – rund um das Märchenland vor der Oper genauso wie auf der Nordseite, wo das Finnische Weihnachtsdorf seinen Platz mittlerweile zur Tradition werden lässt – samt der wieder aufgebauten finnischen Hütte. Und auch das vorsichtig gestartete Südtirol wächst, mausert sich zum zweiten Weihnachtsdorf neben dem finnischen.

Der Weihnachtsbaum hat eine neue LED-Beleuchtung bekommen. „Die Investition hat sich gelohnt“, sagt Ebert. Am Donnerstag, 17. November, war die Innenstadt ein einziger Ameisenhaufen, wurden die Buden bestückt, wurden Tonnen von Gebäck und Glühwein angeliefert. Und fast 1.000 Weihnachtsbäume wurden zur Dekoration überall angebracht. Ein ganzer Wald, der da nach Leipzig eingefahren wurde, um in der guten Stube der Stadt so ein bisschen Stimmung von Natur aufkommen zu lassen. Nur leise deutet Ebert den Wunsch an, es möge nicht überall nur Weihnachtsmusik aus den Lautsprecherboxen erklingen.

Oh du fröhliche!

Aber wer sagt das den Händlern? Aushalten müssen es die über 1.000 Menschen, die vier Wochen lang den Großbetrieb Leipziger Weihnachtsmarkt am Laufen halten müssen, die in den Buden bereitstehen, die herzigsten Wünsche zu erfüllen, Glühwein ausschenken, Nachschub bringen, Unrat forträumen. Und am 24. Dezember froh sein werden, unterm eigenen Weihnachtsbaum zu Hause vielleicht ganz und gar keine Weihnachtslieder mehr hören zu müssen. Deswegen wird der Leipziger Weihnachtsmarkt auch ganz bestimmt nicht über die Weihnachtsfeiertage verlängert. „Das sind wir den Leuten, die da fünf Wochen arbeiten müssen, schuldig“, sagt der Marktamtsleiter. Die meisten Buden öffnen am 22. Dezember zum letzten Mal. Am 23. Dezember wird nur noch der Markt bespielt – für die letzten Weihnachtsbummler.

Wer Herzergreifendes erleben will, ist am 26. November um 11 Uhr auf dem Bahnhof, wenn der Weihnachtsmann mit Dampf einfährt. Die Bergparade findet am 17. Dezember ab 16 Uhr statt. Kinderbackstube gibt’s wieder und Riesenrad für alle, die von oben gucken wollen, wie es unten funkelt.

Da kann die größte Werbeveranstaltung für das heimelige Leipzig ja beginnen.

Zumindest für alle, die es ohne diese Herzensfreude nicht aushalten bis zum Fest.

Die Umfragen, die so gern zitiert werden, verraten aber auch, dass jeder zweite Leipziger den Weihnachtsmarkt mit seinem 2-Millionen-Gedränge meidet. Aus diversen Gründen. So Manchem will’s nicht mehr recht weihnachtlich werden in diesen Zeiten.

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Es gibt 2 Kommentare

Mal eine Frage, kommen die Besucher zum “Leipziger Weihnachtsmarkt” oder zum Leipziger-Finnischen-Südtiroler-und wohl auch bald bayerischen und und und Weihnachtsmarkt?
Was ist das Erkennungsmerkmal, das Unverwechselbare des Leipziger Weihnachtsmarktes?
Bleibt der Markt unser Weihnachtsmarkt oder wird auch er verkauft als Spielfläche “fremder Mächte”?

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