Christian Wolff brachte es schon am 8. Februar auf den Punkt: „Entweder alle oder keiner“. So simpel muss es sein, wenn sich Leipzig eine eigene OBM-Galerie zulegt. Erst wenn sie alle da hängen, ergibt sich das komplette Bild einer Stadt von 1849 bis 2006. Dann wird die Galerie ein Bild der Geschichte und kein Wünsch-dir-was. Gudrun Neumann begründet das ausführlich in einem Offenen Brief.

„Zum Thema OBM-Galerie habe ich schon am 11.02.18 mit einem Offenen Brief an den OBM Jung reagiert, den ich an alle Fraktionen, Stadträte und Entscheidungsträger der Stadt versandt habe. Schon am 23.02.18 hat mir der OBM persönlich geantwortet und Fehler in der Recherche zugegeben. Kann ja passieren. Die Hauptsache ist, dass es korrigiert wird“, sagt sie. Aber dass über Erich Zeigner niemals hätte debattiert werden müssen, ist das eine. Denn gerade das Weglassen des zweiten Nachkriegs-OBM zeigte, wie ungeschickt und völlig unpassend der Auswahl-Modus von Burkhard Jung war. Denn nicht die Art, wie Leipziger Oberbürgermeister ins Amt kamen, entscheidet über ihre prägende Rolle für die Stadt, sondern ihre Arbeit.

„Nun geht es noch um die DDR-OBM’s, die selbstverständlich auch mit Bild erscheinen müssen“, sagt Gudrun Neumann, Bürgerrechtlerin und Vorsitzende des Vereins „Kongreßhalle Leipzig“ e.V. „Jeder OBM von Leipzig hat die Berechtigung, mit Bild und Text in die OBM-Galerie aufgenommen zu werden. Das ist unsere Geschichte, die man nicht der Deutungshoheit einer aktuell amtierenden Stadt-Leitung unterordnen kann.“

Man kann darüber diskutieren, welche Informationen man zu den eher umstrittenen Oberbürgermeistern mitliefert. Jung selbst hat zum Beispiel angemerkt, dass eben auch schon Karl Wilhelm Otto Koch, der von 1849 bis 1876 amtierte und Leipzig auf dem Weg zur Großstadt begleitete, den Titel Oberbürgermeister hätte tragen dürfen – das aber nur aus persönlichen Gründen ablehnte.

Geschichte kann man nicht zensieren. Wer sich dazu entschließt, so eine Galerie zu machen, der muss sich mit allen Epochen beschäftigen. Und er tut wohl wirklich falsch daran, den Besuchern so einer Galerie eine quasi gesäuberte Geschichte anzubieten.

Der Offene Brief von Gudrun Neumann.

Burkhard Jung stimmt zu, Erich Zeigner in die OBM-Galerie im Neuen Rathaus aufzunehmen

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Keine Kommentare bisher

Traurig, dass auch die L-IZ die meines Wissens nur in Leipzig gebrauchte Abkürzung OBM statt dudengerecht OB benutzt.
Dem Artikelinhalt Alle oder keinen stimme ich voll zu.

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