Ich habe einen Traum.

Ich habe einen Traum, dass in unserer Gesellschaft jegliche Formen von Diskriminierung, wie Faschismus, Antisemitismus, Sexismus, Antihomosexualität, Rassismus, Antiziganismus, Ableismus, Saneismus, Queerfeindlichkeit, Klassismus, Altersdiskriminierung, Transfeindlichkeit wahrgenommen und nicht geduldet werden.

Dass alle Menschen in unserer Gesellschaft gleich sind, unabhängig ihrer Herkunft, Hautfarbe, sexuellen Orientierung, psychischen Krankheiten, ihres Geschlechtes, Alters oder sonstige Merkmale, die sie nicht weniger zu einem Menschen machen oder für die sie nichts können.

Ich habe einen Traum, dass rechte Strukturen in der Polizei und allen anderen Behörden wahrgenommen und geahndet werden. Dass Menschen nicht Opfer rechtswidriger Polizeigewalt werden. Dass Menschen nicht in Polizeigewahrsam sterben müssen.

Seit 1990 gibt es mindestens 219 Todesfälle von People of Color und von Rassismus betroffenen Personen in Gewahrsam und durch Polizeigewalt in Deutschland (Stand: 15.10.2022, Death in Custody).

Ich habe einen Traum, dass zum einen die Stadt Leipzig, aber auch alle anderen Städte oder Dörfer und deren Zivilgesellschaften, keine rechten Aufmärsche mehr dulden und sich diesen konsequent entgegenstellen und keinen Raum geben. Dass die komplette Zivilgesellschaft das rechte Spektrum wieder als unerwünscht wahrnimmt.

Ich habe einen Traum, dass der Klimawandel endlich ernst genommen und auf die Wissenschaft gehört wird und Fakten nicht ignoriert werden.

Das alles sind meine Träume, aber vielleicht spreche ich damit auch die Träume vieler anderer Menschen – oder deine – aus.

Aber warum sind das überhaupt meine oder deine Träume? Das alles sollte in einer demokratischen Gesellschaft selbstverständlich sein!

Doch was können wir, was kannst konkret du, der oder die diesen Artikel gerade liest, machen, damit diese Träume wahr werden?

Bilde dich weiter. Kein Witz. Kam dir einer der Begriffe meines ersten Traumes nicht bekannt vor? Konntest du mit einem dieser Begriffe nichts anfangen? Das ist nicht schlimm, aber informiere dich. Recherchiere. Wir leben in einer Zeit, in der uns Wissen frei zur Verfügung steht. Nutze dieses Privileg.

Titelblatt der Dezember der LEIPZIGER ZEITUNG, LZ 109.
Titelblatt der Dezember der LEIPZIGER ZEITUNG, LZ 109. Foto: LZ

Nimm marginalisierte Gruppen ernst, höre ihnen zu und gib ihnen eine Stimme. Passe deine Sprache an. Gendere. Benutze nicht das N- oder Z-Wort oder andere Begriffe, die Personen verletzen, beleidigen oder einschränken.

Sprache ändert sich mit der Zeit. Warum passen wir also unsere Sprache nicht an, wenn wir damit zum Beispiel FLINTA* sichtbarer machen oder keine beleidigenden oder gar diskriminierenden Begriffe mehr verwenden?

Für dich mag es verständlich sein, dass du mit dem N- oder Z-Wort niemanden beleidigen möchtest und man das ja schon immer so gesagt hat. Zum Beispiel mag es für dich verständlich sein, dass mit dem Begriff „Student“ auch FLINTA* gemeint sind. Das sehen betroffene Gruppen aber anders. Höre ihnen zu.

Stelle dich rechten Aufmärschen entgegen. Nimm wahr, dass jeden (!) Montag, aber auch an anderen Tagen regelmäßig Faschist/-innen auf die Straße gehen. Informiere dich darüber und schließe dich den Protesten solidarischer Menschen (in Leipzig zum Beispiel: Leipzig nimmt Platz, Aktion Antifa Leipzig) an und zeige den Faschist/-innen, dass sie in deiner Stadt, auf deinem Dorf, nichts verloren haben. Gehe auf die Straße. Vernetze dich. Auch wenn es unbequem ist.

Lass das Geschehene, unsere Geschichte, nicht in Vergessenheit geraten. Wir müssen aus dieser Geschichte lernen und dürfen nicht zulassen, dass sich diese wiederholen kann.

Jegliche Form der Diskriminierung ist keine Meinung, sondern Hass. Und solch ein Hass sollte in keiner demokratischen Gesellschaft akzeptiert oder gar toleriert werden.

Wir können das gemeinsam schaffen. Aber nur gemeinsam.

Alerta.

Mehr aktuelle Träume sowie aus den letzten Jahren auf L-IZ.de 

„Wenn Leipziger/-innen träumen: Mein Traum von einer diskriminierungsfreien Gesellschaft“ erschien erstmals am 16. Dezember 2022 in der aktuellen Printausgabe der Leipziger Zeitung (LZ). Unsere Nummer 109 der LZ finden Sie neben Großmärkten und Presseshops unter anderem bei diesen Szenehändlern.

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