Im Alltag vieler Leipziger ist das Smartphone längst zum erweiterten Ich geworden. Ob über Instagram, X oder die Nutzung von Fitness-Apps – das eigene Selbstbild ist heute untrennbar mit digitalen Spuren verknüpft. Dabei geht es nicht mehr nur um ästhetische Inszenierung, sondern um Fragen nach Datenkontrolle, Ownership und Vertrauen.

Gerade in einer urbanen und kulturell aktiven Stadt wie auch Leipzig, in der junge Kreative, Studierende und Tech-Interessierte aufeinandertreffen, zeigt sich besonders deutlich, wie das digitale Selbstbild zum Bestandteil gesellschaftlicher Aushandlungsprozesse geworden ist. Die Grenzen zwischen Öffentlichkeit und Privatheit verschwimmen oft im medialen Raum – teils tiefgreifenden Konsequenzen für die individuelle Selbstwahrnehmung.

Ökonomie der Sichtbarkeit

Wer in Leipzig durch die Südvorstadt oder den Westen schlendert, trifft auf Cafés, in denen digitale Nomaden neben Medienkünstlern sitzen. Hier entstehen nicht nur Projekte und Start-ups, sondern auch digitale Identitäten. Sichtbarkeit auf Social Media ist für viele nicht bloß Ausdruck – sie ist auch Währung. Wer nichts postet, existiert kaum noch in der öffentlichen Wahrnehmung sozialer Plattformen.

Doch hinter dem Versprechen von Community und Kreativität steht eine knallharte Datenökonomie. Plattformen wie Meta, TikTok, YouTube usw. nutzen jede Interaktion, jedes Bild und jede Message zur Profilbildung. Was nach Empowerment klingt, bedeutet in vielen Fällen einen Verlust an Kontrolle – und eine Verschiebung der Machtverhältnisse.

Digitale Ethik im Bildungsdiskurs

Angesichts dieser Entwicklungen wächst das Interesse an digitaler Ethik. Die Uni Leipzig greift dieses Spannungsfeld beispielsweise in Studiengängen wie dem Master für Digitale Kommunikation, Medienkultur und Medienkompetenz auf. Hier diskutieren Studierende nicht nur technologische Grundlagen, sondern auch gesellschaftliche Fragen: Wem gehören Daten? Welche Verantwortung tragen Entwickler? Wie kann man digitale Systeme gestalten, die Transparenz und Fairness gewährleisten?

Besonders relevant sind dabei Forschungsansätze, die sich mit Algorithmen als Teil sozialer Systeme beschäftigen. Wer beispielsweise KI-gestützte Entscheidungssysteme entwirft, beeinflusst automatisch gesellschaftliche Prozesse – ob bei der Wohnungssuche, im Gesundheitswesen oder bei der Kreditvergabe. Die HTWK vermittelt deshalb auch, wie wichtig es ist, Technik mit sozialer Reflexion zu verbinden.

Debatten schaffen einen Raum für Information, Austausch und Meinungsbildung. Foto: fauxels via Pexels

Digitale Besitzverhältnisse – Kontrolle vs. Kontrollverlust

Parallel zur Diskussion um Datenschutz entwickelt sich ein neues Verständnis von digitalem Besitz. Es geht nicht nur um das Recht an eigenen Bildern oder Texten, sondern auch um neue Formen von Eigentum im Netz. Dazu zählen etwa NFTs, digitale Assets oder User Generated Content, der über Plattformen verbreitet wird. Immer häufiger stellt sich die Frage, wem digitale Güter wirklich gehören – und wie man sie verwalten könnte. Dezentrale Systeme wie Ethereum setzen auf 100%ige Selbstverantwortung.

Um sich digitale Tokens oder NFTs zulegen und verwalten zu können, muss man erst einmal wissen, dass man sich die sicherste und beste ETH Wallets zulegt, also nicht irgendeine! Ein Wallet, ist eine Art digitale Geldbörse, wobei es verschiedene Typen von Wallets gibt, bei denen man unterschiedlich viel Eigenverantwortung trägt. Die Frage nach digitalem Besitz führt zwangsläufig zur Auseinandersetzung mit Macht und Kontrolle.

In digitalen Systemen sind es oft unsichtbare Prozesse, die bestimmen, wer sichtbar ist, wer gehört wird – und wer nicht. Algorithmen, Datenflüsse, Plattformrichtlinien: All das beeinflusst die Wahrnehmung der eigenen Identität im Netz. Gleichzeitig wächst das Bedürfnis nach Rückeroberung. Menschen installieren Adblocker, wechseln zu datenschutzfreundlichen Suchmaschinen oder setzen mehr auf lokale Netzwerke.

Doch was bedeutet es überhaupt, sich digital zu zeigen? Wie kann man Netzwerke nutzen, ohne sich ihnen auszuliefern? Solche Fragen werden nicht nur in den Seminaren der HTWK gestellt, sondern auch in Kunstprojekten, Podcasts, Clubs und politischen Initiativen. Das digitale Selbst ist kein statisches Profilbild, sondern ein lebendiger, wandelbarer Teil sozialer Identität.

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