Wo ist meine Stimme hin? Ich habe für sozialen Ausgleich gestimmt, für mehr von denen ins gemeinsame Töpfchen, die allmählich zuviel haben. Für mehr Offenheit und Transparenz, für Veränderung. Laut habe ich gerufen und nun muss ich ein Echo ertragen. "Für mich!" ging es in den Wald hinein. "Über-Ich" schallts zurück. Scheint ja nicht ganz einfach zu sein, einmal errichtete Mauern einzureißen?

Also ich hätte ja gern über die Grundausrichtung der Deutschen Bahn mitbestimmt. So hin zu einem Fahrdienstleister, hin zu einer Bahn, die mich noch vor kurzen Zeiten preiswert an die Ostsee brachte und heute mit meiner Miete konkurriert. Und ich deswegen dem Veolia-Konzern ins Moder-Bettchen hüpfen muss? Wohne ich irgendwann günstiger, wenn ich immer unterwegs bin? Oder mal mittels Misstrauensvotum einem Landesfürsten die Faust gezeigt, Sparmaßnahmen und Gesetzesänderungen verändert – da war ich wach. Und nun? Nun ist wieder Leichentuch. Aber wie sieht es eigentlich aus, wenn sich Machtmenschen über Machtabgabe unterhalten?

Zwei SPD-CDU-Unterhändler der neuen GroKo sprechen in der Verhandlungspause miteinander auf dem Klo. Und die CSU hört in der Nachbarkabine zu. Mehr muss ich dann doch nicht wissen. Die Ergebnisse überlasse ich so lieber der Kanalisation und denen, die darin wohnen. Das Ergebnis ist in jedem Fall zäh und schmutzig.

Und ich bin weiterhin ohne Stimme.

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