Kriegstreiber! Neofaschisten! Imperialisten! Was hilfts? Nix. Aber ein polierter Spiegel hilft vielleicht, in Zeiten, wo das Völkerrecht oder doch besser Menschenrecht auf Selbstbestimmung gerade so schön hochgehalten wird. Also dann, wenn es gebraucht wird. Wie wäre es mal mit einem Monat Berichterstattungsstopp aus der Ukraine? Zur Abkühlung? Und dafür schauen wir mal wieder nach Syrien, in den Irak, am Besten in den gesamten destabilisierten nahen Osten? Oder gar zur Abwechslung mal auf uns?

Kommt, wir lassen die Ukrainer jetzt einfach mal machen. Regime-Change? Ok, meldet Euch, wenn Ihr fertig seid. Ab nach Russland? Auch gut, die österreichischen Banken und ihre Spießgesellen, die wieder mal ne Menge Kohle im Feuer haben, werden es verkraften. Zur Not retten wir sie noch mal, die paar Jahre zusätzliche Verschuldung juckt doch nicht mehr. Und Ihr? Weiter mit Eurer Oligarchen-Demokratie? Was solls, in Ungarn oder der Türkei läufts gerade nicht anders. Von den ersten haben viele noch nicht mal mitbekommen, dass sie zur EU gehören, die anderen lassen wir eh nie mitspielen – nur mitschießen.

Wir haben leider wirklich keine Zeit mehr für Eure Probleme, wir haben selbst ne ganze Weile gebraucht, um unsere Sorgen zu sehen. Und da würden wir uns jetzt gern weiter drum kümmern.

Bespitzelung durch den großen Atlantik-Bruder, Foltergefängnisse ohne völkerrechtliche Ahndung, Angriffskriege auf Staaten im nahen Osten, ein angeheizter Bürgerkrieg in Syrien mit abertausenden Toten, Millionen Flüchtlingen und Waffenlieferungen, Vorbereitungen zum Drohnenkrieg von Rammstein aus, in Israel grummelts auch schon wieder, der Libanon platzt aus allen Nähten, in Ägypten hat sich an der Zahl der arbeitslosen Jugendlichen nichts geändert, Spanien rutscht gerade den Griechen hinterher und am 25. Mai wählen wir wieder ein machtloses EU-Parlament zusammen.

Auf der Strecke dahin gibt’s noch ein wenig politischen Angriff auf die Unabhängigkeit der Justiz, an die Umverteilung nach oben haben wir uns bereits gewöhnt, unsere Schulen klappen auseinander, noch schneller als unsere Straßen und etwa sechs weltweite Konzernverlage erklären uns zum moralischen Sieger.

Ihr werdet angesichts der vielen Probleme bei uns sicher verstehen, wenn wir Euch das mit der Demokratie in der Ukraine jetzt mal alleine lösen lassen. Machen wir ja sonst auch so, es sei denn es wohnt jemand auf unserem Öl. Vielleicht findet Ihr sogar einen ganz eigenen, guten Weg? Bald sind ja Wahlen bei Euch. Was auch immer Ihr dann für einen Mist zusammenwählt, achtet nur auf eine einzige Sache: Bei den meisten Politikern ist nicht das drin, was draufsteht.

Damit kennen wir uns aus.

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