Die Vorstandsentscheidung der Heidelberger Druckmaschinen AG, sich aus der Weiterverarbeitung von Druckprodukten zurückzuziehen, wird von der IG Metall Leipzig hart kritisiert. "Nach dem Mauerfall patriotisches Getue, sich in der Krise mit Steuermitteln unter die Arme greifen lassen, aber wenn der normale Alltag droht, unintelligentes Geschäft wie immer", kritisiert Bernd Kruppa, 1. Bevollmächtigter der IG Metall Leipzig.

Der Vorstand von Heideldruck sei nicht in der Lage, sich kreativ mit den Potentialen im Konzern auseinanderzusetzen. “Man kommt sich vor wie in der Planwirtschaft”, sagt Kruppa. Ziele würden gesteckt, die nicht erreichbar seien und die einzige Reaktion auf das Scheitern sei Werksschließung. “Wer solche Strukturen schafft, die nicht mehr auf Kundennutzen achten, sondern nur die eigene Aktionärslogik nach möglichst hoher Rendite im Auge haben, ist selbst der Fehler, den er kritisiert”.

Das Leipziger Werk für Sammelhefter und Klebebinder mit rund 220 Beschäftigten könnte weiter existieren, wenn man nah am Kunden bleibe und die Entscheidungen über Marktreaktion und Maschinenkomfort vor Ort lasse. “Die Hybris der Konzernstrukturen macht jeden wirtschaftlichen Ansatz in dieser Größenordnung zunichte. Die Herren können nur in ganz Groß denken, für die Alltagsprobleme mittelständischer Kunden haben sie kein Ohr”, so Kruppa und plädiert für die Erhaltung der Leipziger Maschinenbaukompetenz. Das Unternehmen verfügt über eine hervorragende Erstausbildung, eigene Entwicklung und komplette Fertigungs- und Servicestrukturen.

“Der Konzern Heideldruck behindert den Aufbau Ost durch seine Bürokratie, seine Kontrollsucht und die Unfähigkeit, die Begeisterung der Beschäftigten für ihre Sache anzuerkennen.”

Kruppa verlangt von der sächsischen Politik, die Kritiker des Konzerns zu unterstützen: “Umsatzrendite sei das Maß der Dinge, hören wir von Heideldruck, dies haben wir letztes Jahr von einem anderen Konzern in Leipzig auch gehört. Heute stellt sich heraus, dezentrale Entscheidungen und flexible Belegschaften sind allemal erfolgreicher als Entscheidungen am grünen Tisch ohne Sinn und Verstand, alleine vom Profitstreben getrieben.”

Die Postpress-Beschäftigten aus Leipzig sehen sich nicht als “Steine am Hals”, wie von der Konzernführung zuletzt behauptet, sondern kämpfen unter dem Motto “We are rolling stones” für den Erhalt ihres Werkes. Der geplante Verkauf der Leipziger Patente und des wichtigen Service- und Ersatzteilgeschäftes an ein Schweizer Unternehmen soll gestoppt werden. Zudem werden mögliche kartellrechtliche Verstöße geprüft.

Die IG Metall Leipzig setzt in ihrer atypischen Strategie auf Kundenorientierung, Überzeugung der Aktionäre und zivilen Ungehorsam.

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