Am 11. März jährt sich zum vierten Mal die Mehrfachkatastrophe aus Erdbeben, Tsunami und Super-GAU in Japan. Nach Harrisburg und Tschernobyl fand in Fukushima der dritte atomare Super-GAU statt. Trotz des verabredeten deutschen Atomausstiegs ist die Gefahr durch Atomkraft in Sachsen nicht gebannt, stellt Jürgen Kasek, Landesvorsitzender von Bündnis 90/Die Grünen, mit Blick nach Tschechien fest: "Die beiden geplanten neuen Reaktoren in Temelin könnten zwischen 2020 und 2025 ans Netz gehen. Bei einer Entfernung von 170 km zur sächsischen Grenze ist die Gefahr einer Kontaminierung auch in Sachsen real.

Schon die beiden bestehenden Blöcke haben einen miserablen Ruf. Allein in den ersten zehn Jahren seit Inbetriebnahme 2000 hat die Organisation ‚Atomstopp Oberösterreich’ 130 Störfälle dokumentiert. Mehrfach trat kontaminiertes Wasser aus. Auch im Bereich der zu erwartenden Freisetzungen von Radioaktivität nehmen die beiden Schrottreaktoren Spitzenwerte ein.”

2013 hat ein Gutachten für die Grüne Bundestagsfraktion ergeben, dass die wichtigsten Schweißnähte des Reaktordruckbehälters unprofessionell verarbeitet wurden. Dennoch beabsichtigt der tschechische Energiekonzern CEZ weitere Reaktoren in Temelin zu errichten. 2008 fand dazu das grenzüberschreitende Vorverfahren zur Umweltverträglichkeitsprüfung statt. Seit Ende 2014 ist eine Genehmigung für die Errichtung von zwei neuen Reaktoren genehmigt. CEZ hat im Februar auch Kaufinteresse an den Lausitzer Braunkohlekraftwerken von Vattenfall bekundet.

“Obwohl auch Sachsen vom Ausbau betroffen ist, schweigt die sächsische Landesregierung. Dabei wäre es notwendig, Druck zu entwickeln, um das Projekt zu stoppen. Bereits jetzt ist klar, dass Atomkraftwerke nicht wirtschaftlich zu betreiben sind: Die Kosten für den Bau und Beseitigung sind stark gestiegen. Ohne massive Subventionen, die letztlich den europäischen Strommarkt verzerren, sind diese Wahnsinnsprojekte nicht mehr zu stemmen”, so Kasek.

Der Grünen-Vorsitzende verweist auf die erheblichen Kosten der Atomkraft für die Steuerzahler auch in Sachsen: “Die zu erwartenden Gewinne werden privatisiert, während das Risiko und die Folgekosten vergemeinschaftet werden. Den Gewinn haben die Konzerne, die Kosten die Bürger. Ähnliches zeigt sich auch bei der Sanierung der Wismut, die bis 2015 fertig gestellt sein sollte und nun erst mal verschoben wird. Auch hier ist mit wachsenden Kosten zu rechnen. Inzwischen werden Zeiträume bis 2040 und länger in Betracht gezogen, da insbesondere die Umweltüberwachung und Wasserreinigung an den ehemals ‘strahlenden’ Bergbaustandorten auf lange Zeit ein Thema bleiben wird.”

Betroffen sei dabei nicht nur das Erzgebirge, erklärt Kasek, mit Blick auf aktuelle Meldungen aus Dresden: “Für 7 Millionen Euro müssen strahlende Hinterlassenschaft der Collmberghalde saniert werden. Die Hälfte der Kosten trägt die Stadt Dresden.”

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar