Um Stimmung gegen Flüchtlinge zu schüren, verbreiten nicht zuletzt einschlägige asylfeindliche Internetseiten derzeit das Gerücht, die "Flüchtlingskrise" sei schuld an den bestehenden Impfstoff-Engpässen in Deutschland. Dies kommentiert Susanne Schaper, Sprecherin für Gesundheitspolitik der Fraktion Die Linke: Lieferengpässe gibt es derzeit gerade bei Influenzaimpfstoffen, Impfstoffen gegen Polio, Diphterie und Typhus. Schuld daran sind aber nicht die Flüchtlinge, sondern die Änderung der Impfstoff-Finanzierung im Jahr 2011.

Die gesetzlichen Krankenkassen schließen seitdem für Grippe-Impfstoffe nur noch Rabattverträge auf Basis von Ausschreibungen mit einzelnen Herstellern ab. Die Unternehmen planen auf dieser Grundlage die Versorgung, während Anbieter, die keinen Zuschlag erhalten, die aufwändige Produktion der Impfstoffe einstellen. Hinzu kommt, dass die gesetzlichen Kassen nicht für alle Impfstoffe die Kosten erstatten und somit nur wenige und in geringen Mengen auf dem deutschen Markt ausgeliefert werden. Damit sind Lieferprobleme vorprogrammiert, eine kurzfristige Nachproduktion nicht möglich. Wer behauptet, dass wir dieses Problem ohne die Fluchtbewegung nicht hätten, erzählt Märchen. Die Engpässe sind schlichtweg eine Folge der fortschreitenden Privatisierung des Gesundheitssystems.

Es ist übrigens auch absurd, zu glauben, dass alle Flüchtlinge geimpft würden oder sich impfen ließen. Es existiert auch für Asylsuchende wie für Einheimische nur eine Impfempfehlung, aber keine Impfpflicht – weder bei Kindern noch bei Erwachsenen. Angesichts der Engpässe ist es auch fraglich, ob momentan überhaupt ausreichend Vakzine für Flüchtlinge zur Verfügung stehen. Deshalb leiden Einheimische wie Geflüchtete gleichermaßen unter gesundheitspolitischen Fehlentscheidungen. Es liegt im Interesse beider Gruppen, diese schnellstmöglich zu beheben.

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