Vom 7. bis 12. März 2016 findet an der Universität Leipzig der 3. Kongress des Fachverbandes Digital Humanities im deutschsprachigen Raum (DHd) statt. Das Schwerpunktthema ist diesmal „Modellierung - Vernetzung - Visualisierung. Die Digital Humanities als fächerübergreifendes Forschungsparadigma“. Die Tagung befasst sich nicht nur mit hochspezialisierten Fragestellungen.

Vertreten sind Themen und Projekte, die selbst oder deren Ergebnisse in der Öffentlichkeit sichtbar und von Bedeutung sind oder die auch für Laien interessant sind, wie etwa die mit dem Leipziger Bach-Archiv assoziierte Werk- und Informationsdatenbank „Bach digital“ oder die Smartphone-App „Historisches Paderborn“, die zu einem historischen Stadtrundgang durch die Domstadt einlädt.

Erwartet werden mehr als 400 Wissenschaftler aus den deutschsprachigen Ländern Schweiz, Österreich und Deutschland, aber auch aus ganz Europa und weit darüber hinaus. Die Tagung richtet sich an alle Wissenschaftler, Nachwuchsforscher und Studierende, die im weitesten Sinne mit Projekten, Gegenständen und Erkenntnisprozessen befasst sind, die den Digital Humanities (DH) zuzuordnen sind, – oder daran Interesse haben.

Ausgerichtet wird die Konferenz von Prof. Dr. Elisabeth Burr Professorin für französische, frankophone und italienische Sprachwissenschaft, sowie Prof. Dr. Gerhard Heyer, Professor für Automatische Sprachverarbeitung am Institut für Informatik der Universität Leipzig. Der Kongress wird damit erstmals von einem Informatiker und einer Geisteswissenschaftlerin zusammen ausgerichtet. „Mit dieser Zusammenarbeit wird der an der Universität Leipzig in vielen Bereichen praktizierte Austausch zwischen verschiedenen Disziplinen nicht nur ein weiteres Mal untermauert, sondern als Modell gerade auch in die deutschsprachigen und internationalen Digital Humanities getragen“, sagt Prof. Burr.

Vertreter unterschiedlichster wissenschaftlicher Ausgangsdisziplinen werden zusammenkommen: aus den Sprach- und Literaturwissenschaften, Kultur-, Musik- und Medienwissenschaften, Geschichtswissenschaften, Informatik (in verschiedenen Spezialisierungen wie Medien- oder Musik- und Filminformatik), Computerlinguistik , Archiv- und Informationswissenschaften, Altertumswissenschaften, Altphilologien, Kunstgeschichte, Wissenschaftsgeschichte, Geowissenschaften, Archäologie und anderen.

Die Vortragenden vertreten zahlreiche Institutionen, die ebenfalls die Bandbreite der DH belegen, so unter anderem die Berlin-Brandenburgische und die Österreichische Akademie der Wissenschaften, das Schweizer Bundesarchiv, das Zentrum für Informationsmodellierung der Universität Graz (ZIM) und das Leibniz-Institut für Länderkunde in Leipzig. Eröffnet wird die Konferenz von der Rektorin der Universität Leipzig, Prof. Dr. Beate Schücking.

Beiträge zur ganzen Breite des Forschungsbereiches stehen auf dem Tagungsprogramm, das aus Workshops, Panels, Sektionen, Vorträgen und einer umfangreiche Präsentation wissenschaftlicher Poster besteht. Mit dem Schwerpunktpunkt „Modellierung – Vernetzung – Visualisierung“ konzentriert sich die diesjährige Verbandstagung darüber hinaus auf die ‚Gegenstände’ der Geisteswissenschaften, also auf die Daten vom Wort über das Kunstwerk bis hin zur Melodie, und fragt, wie diese Daten aufbereitet, vernetzt, aufbewahrt und repräsentiert werden können.

Der noch junge Verband „Digital Humanities im deutschsprachigen Raum (DHd)“, der die Tagung in Leipzig veranstaltet, wurde 2013 gegründet. Er versteht sich als Forum und formelle Interessenvertretung für alle, die sich im deutschsprachigen Raum in Forschung und Lehre in den Digital Humanities engagieren – unabhängig von der Fachdisziplin, aus der die Forscher stammen. Denn die wenigsten sind Digital Humanists von Hause aus. Interdisziplinäre Tagungen wie diese sind daher für Forscher in den Digital Humanities ein wichtiges Forum, um aktuelle Entwicklungen, Ergebnisse und Probleme zusammenzutragen und zu diskutieren.

Aus der Verbindung zwischen geisteswissenschaftlichen Interessen und den Entwicklungen im Bereich der Computertechnologien ist der Forschungsbereich Digital Humanities entstanden: Zu seiner Herausbildung und Weiterentwicklung haben Literaturwissenschaften, Sprachwissenschaften, Philosophie, Theologie, Geschichtswissenschaften, Soziologie, Informatik, Bibliotheks- und Informationswissenschaften und andere beigetragen. Fortlaufend schließen sich weitere Disziplinen wie etwa die Archäologie, Geographie oder Kunstgeschichte an. Längst geht es dabei jedoch nicht mehr einfach um die Nutzung von Computeranwendungen für geisteswissenschaftliche Fragestellungen. Was Mitte des 20. Jahrhunderts noch in diesem Sinne als „Computing in the Humanities“ begann, ist ein interdisziplinäres Forschungsfeld geworden, in das unterschiedliche Perspektiven, Argumentationsweisen und Methoden eingehen und dessen Kern eine gemeinsame Methodologie ist.

„Eine der größten Herausforderungen einer solchen ‚Interdisziplin’ ist es, die vielen verschiedenen Sichtweisen auf Gegenstände, Probleme und deren Lösung, die die meisten Forscher aus ihren Disziplinen in die Digital Humanities mitbringen, zu vermitteln, sozusagen eine gemeinsame Sprache zu schaffen“, erklärt Elisabeth Burr.

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