Zur fortwährenden Absicht des sächsischen Finanzministeriums, dem neuen Finanzamt in Pirna statt der Adresse Clara-Zetkin-Straße eine eigene Anschrift zu verpassen, erklärt Sarah Buddeberg, gleichstellungs- und queerpolitische Sprecherin der Fraktion Die Linke im sächsischen Landtag: Schon im vergangenen Jahr haben wir den Finanzminister daran zu erinnern versucht, dass die Zeit der Gutsherren vorbei ist.

Wenn Herr Unland jetzt von der Straße zum Platz ausweicht, macht das deutlich, dass er in der Zwischenzeit nichts dazugelernt hat. Vielleicht hat er sich zu viel am Schreibtisch in virtuellen Welten bewegt, wenn er der Überzeugung ist, Anschriften für sein Haus wählen zu können wie Webdomains. Das sture Beharren des Ministers ist deshalb so skandalös, weil er damit eine bedeutende Frau unsichtbar machen will, nur weil diese ihm politisch nicht genehm ist. Ihre Verdienste insbesondere für das Frauenwahlrecht gehen aber weit über die Grenzen der politischen Lager hinaus.

Nach wie vor sind Frauennamen im öffentlichen Stadtbild unterrepräsentiert. Der Landesfrauenrat Sachsen hat erst in diesem Jahr das Projekt „Frauenorte Sachsen“ gestartet, um die Erinnerungskultur um bewegte und bewegende Frauengeschichte zu bereichern und mehr Frauen sichtbar zu machen.

Minister Unland zerstört mit seiner Uneinsichtigkeit ohne Not an der anderen Seite, was an der einen von engagierten Frauen mühevoll aufgebaut wird. Wenn der Finanzminister nicht zur Vernunft kommt, sollte er zumindest konsequent sein und bei einer Wunschadresse die Attraktivität des Standortes gleich noch erhöhen. Wenn der Minister fürchtet, dass Clara Zetkin im Briefkopf seine Steuereinnahmen verringert, sollte er es mit der Adresse „An den Cayman-Inseln“ oder „Panama-Platz“ versuchen.

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