Der demografische Wandel verursacht explodierende Kosten, und Investitionen in die Bildung werden für die öffentliche Hand schwieriger. Wären Studiengebühren deshalb ein probates Instrument? In der Donnerstagsdebatte an der Universität Leipzig wird am 26. Oktober eine Frage gestellt, die in immer mehr Ländern mit Ja beantwortet wird: Soll Bildung etwas kosten? In Pro- und Kontra-Rollen werden neben Studierenden aus dem Leipziger Debattierclub „Streitpunkt“ Prof. Dr. Rochus Leonhardt (Institut für Systematische Theologie) und Prof. Dr. Claus Altmayer (Herderinstitut) auf dem Podium gegensätzliche Positionen einnehmen.

Thematisiert werden dabei unter anderem Fragen zu Finanzierungsgerechtigkeit, Zugang zu Bildung und Wettbewerbsfähigkeit auf dem Weltmarkt: Wie kann ein Staat, der allen die gleichen Startbedingungen ermöglichen will, dies erreichen? Werden Personengruppen durch Gebühren von Bildung ferngehalten oder wird ihnen der Zugang so erst ermöglicht? Welchen Mehrwert bringt eine Gebührenfinanzierung im Bildungssektor? Wird unsere Wirtschaft dadurch wettbewerbsfähiger?

Nach zwei Donnerstagsdebatten, die sich dem Thema Wahl widmeten, wird in der dritten Ausgabe ein bildungspolitisches Thema kontrovers diskutiert. Im Zusammenhang mit dem Erlass zu Gebühren für Langzeit- und Zweitstudium hatte der Akademische Senat der Universität betont, Studiengebühren aller Art prinzipiell abzulehnen. „Nachdem wir das Thema im Senat sehr intensiv diskutiert haben, freue ich mich, dass sich der Debattierclub nun der Bildungsgerechtigkeit widmet“, erklärt Rektorin Prof. Dr. Beate Schücking die Themenwahl für das Sonderformat der seit 2015 stattfindenden Donnerstagsdiskurse.

Anders als beim Donnerstagsdiskurs liegt in der Debatte der Fokus auf der Interaktion mit der Gegenseite. Die Studierenden und Wissenschaftler verteidigen dabei auf dem Podium auch Positionen, welche nicht zwingend die eigene Meinung widerspiegeln. Gemäß den Debattierclub-Regeln wird eine These formuliert, zu der sich die beiden Parteien pro beziehungsweise kontra positionieren. Zur öffentlichen Donnerstagsdebatte sind alle Interessenten an einer demokratischen Streitkultur eingeladen.

Vor dem Hintergrund der im Januar 2015 in Leipzig gestarteten Legida-Demonstrationen und der zahlreichen Gegenbewegungen haben die Rektoren der Leipziger Hochschulen auf Initiative von Prof. Dr. Beate Schücking den Donnerstagsdiskurs ins Leben gerufen. Die Rektorin bietet die Universität als Ort offener und toleranter Diskussionen an und möchte gleichzeitig die Expertise und den Weitblick, den Leipziger Wissenschaftler in relevanten Themenfeldern haben, in die Stadt-Diskussion einbringen. Mit dem Sonderformat des Donnerstagsdiskurs´ soll insbesondere eine alternative Form studentischer Kommunikationskultur vorgestellt werden.

Die öffentliche Donnerstagsdebatte am 26. Oktober beginnt um 19:30 Uhr im Audimax der Universität Leipzig (Augustusplatz 10) und wird im Nachgang auf der Donnerstagsdiskurs-Website sowie auf der Facebook-Seite der Universität abrufbar sein. Zwei Gebärdensprachdolmetscherinnen machen die Debatte für Gehörlose verständlich. Zusätzlich wird die Debatte auch ins Englische verdolmetscht. Die Veranstaltung wird mitfinanziert durch Steuermittel auf der Grundlage des von den Abgeordneten des Sächsischen Landtages beschlossenen Haushaltes.

Die LEIPZIGER ZEITUNG ist da: Seit 20. Oktober überall zu kaufen, wo es gute Zeitungen gibt

Zwischen Weiterso, Mut zum Wolf und der Frage nach der Zukunft der Demokratie

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar