Von der Reiselust gepackt, setzte Louis Spohr seine Eindrücke seiner Reise nach Dresden und die Sächsische Schweiz in Töne. Seine sogenannte „Reisesonate“ op. 96 für Violine und Klavier erschien kürzlich in der neuedierten Urtextausgabe beim Dohr Verlag Köln und liegt nun als Weltersteinspielung des Eldering Ensembles auf dem Album „Reiselust“ (VÖ: 4. Mai 2018, Genuin) vor. Das agile Ensemble wählte für sein CD-Projekt zudem zwei Trio-Werke mit Bezug zu Spohr: Beethovens „Geistertrio“ und das Trio c-Moll op. 66 von Felix Mendelssohn-Bartholdy.

Letzterer widmete seine Komposition dem bereits zu Lebzeiten gefeierten Violinisten und Komponisten. Beide spielten das Trio gemeinsam mit dem Cellisten Johann Grabau am 23. Juni 1846 in der Wohnung des Leipziger Thomaskantors und früheren Spohr-Schülers Moritz Hauptmann. Zugegen waren an diesem Abend auch Richard Wagner und Joseph Joachim.

Das „Geistertrio“ hörte Louis Spohr erstmals 1811 bei einer Probe in Beethovens Wohnung mit dem Meister selbst am Klavier. Weniger die unheimlich wirkenden Tremoli im Mittelsatz weckten bei Spohr geisterhafte Vorstellungen. Vielmehr ließen ihn das verstimmte Klavier und die hörbaren Folgen von Beethovens zunehmender Taubheit erschauern.

Mit „Reiselust“, „Reise“, „Katholische Kirche“ und „Sächsische Schweiz“ überschrieb Louis Spohr die Sätze seines 1836 entstandenen Duettos für Pianoforte und Violine op. 96. Wie er selbst im Zusatz ergänzte, sind es „Nachklänge einer Reise nach Dresden und in die Sächsische Schweiz“. Versteckt sind darin nicht nur Hornfanfaren der preußischen und sächsischen Postillone, sondern auch das „Dresdner Amen“, welches er in der Dresdner Hofkirche hörte. Es handelt sich dabei um eine liturgische Formel, die in evangelischen und katholischen Kirchen Sachsens gebräuchlich war und u. a. auch von Mendelssohn in seiner Reformations-Sinfonie verarbeitet wurde. Der anspruchsvolle Klavierpart der Sonate steht gleichberechtigt zur Violinstimme und weist auf die exzellenten technischen Fertigkeiten von Spohrs zweiter Frau, der Pianistin Marianne Pfeiffer, hin.

Live zu erleben sind die Musiker des Eldering Ensembles mit ihrem „Reiselust“-Projekt in Köln (19.05.), Dortmund (25.05.), Bielefeld (28.05.) und Leipzig (02.06.). Die Herausgeberin der Urtextausgabe, Uta Pape, wird mit Texten über das Reisen und Zitaten von Louis Spohr durch den Abend führen.

Benannt nach dem Geiger, Kammermusiker und Pädagogen Bram Eldering (1865-1943), vereint das Eldering Ensemble in seinem Repertoire drei Disziplinen der Kammermusik – Klaviertrio, Streichtrio und Klavierquartett. Die Interpretationen faszinieren durch musikalische Spontaneität, Klarheit und klangliche Eleganz. Eckard Heiligers, Trio Jean Paul, Hatto Beyerle vom Alban Berg Quartett wurden zu prägenden Mentoren. Seine Studien vervollkommnete das Ensemble bei Raphael Oleg, Johannes Goritzki und Hariolf Schlichtig. Die Musiker konzertierten auf dem Festival Ticino Musica und dem Internationalen Beethoven Fest Bonn sowie im Konzerthaus Dortmund. Regelmäßig sind sie in Kammermusikreihen in Deutschland und der Schweiz zu hören. Einladungen zu Kammermusikfestivals nach Australien und Livemitschnitte für 3MBS, ABC Classic Radio und WDR3 kommen hinzu. Zu den engen Kammermusikpartnern zählen Matthias Buchholz, Hariolf Schlichtig, Tomoko Akasaka, Andra Darzins, Gabor Meszaros und Luciana Serra.

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