Am Sonntag, den 6. Mai lockte ein besonderer Wettkampf mutige Rennfahrerinnen und kreative Ingenieursköpfe mit 20 phantastischen Gefährten an den Fockeberg: Beim Prix de Tacot, auch bekannt als Leipziger Seifenkistenrennen, stellten sie vor den Augen von tausenden Zuschauern das Können ihrer fantasievollen motorlosen Fahrgestelle unter Beweis.

Frei nach der Losung der ‘68er war das Motto des diesjährigen Rennens „Make Soapbox Cars – Not War!“ überall zu spüren. Ob als Kinder anderer Teams und Freiwillige aus dem Publikum den 80-Jährigen Klaus mit seiner Seifenkiste „Der Schuh des Manitu“ in nahezu preisverdächtiger Zeit um den Berg schoben, oder als „die Hippies“ mit endloser Gelassenheit und Seifenblasenschweif um den Berg schwebten.

Aber auch der meckernde, zylindertragende Fahrer, der mit seiner „fliegenden Badewanne“ inklusive sich badender Opernsängerin mit Bravour alle Disziplinen meisterte, ein Renn-Möhre fahrender Hase und ein Luftgitarrenheld in seiner eigenen Festivalbühne bewiesen, dass bei diesem Rennen Geschwindigkeit längst noch nicht alles ist. Denn die Organisatoren von der naTo folgen strikt ihrem über viele Jahre bewährten Motto und wollen vor allem eines erreichen: Die Erfüllung der Sehnsucht nach Unterhaltung, Spaß und Schönheit in der Bewegung.

So gingen auch die begehrten Sonderpreise an optisch herausragende und ideenreiche Teams: Die Erbauer des Seifenkisten-Traktors „Blauer Blitz“ wurden für ihr Gefährt mit dem Hauptpreis des Rennens, dem Designpreis der naTo-Ästhetikkommission ausgezeichnet. Die Restlos-Rumpelkiste – komplett aus recycelten Baumaterialien gezimmert – war der Leipziger Gruppe den Sonderpreis für familien- und umweltfreundliche Ingenieurleistung Wert.

Das Batmobil qualifizierte sich mit seiner geschickten Fahrweise für den Sonderpreis der UrKrostitzer Brauerei für promillegenaues Einparken. „Die Hippies“ wurden mit dem Paul-Fröhlich-GedächtnisPreis geehrt – sie hatten den Geist des Prix de Tacot im Sinne seines verstorbenen Miterfinders am meisten verinnerlicht. Während sich die meisten Teams in den klassischen sportlichen Disziplinen „Massenstart“ (bergauf), „Zeitfahren“ (einmal ums Plateau) und „Abfahrt“ heiße Kopf-an-Kopf-Rennen lieferten – über die Plätze auf dem Siegertreppchen entschieden nur Sekunden – haben die Teilnehmer der Ingenieurliga D „HTWK“ und „Ingenieure ohne Grenzen“ wieder einmal bewiesen, dass man auch binnen 4 Stunden eine fahrtaugliche Seifenkiste bauen kann.

Live vor Ort konnten die Zuschauer den Erfindungsreichtum und das handwerkliche Geschick der zwei Teams bewundern. Dem Ideal der „Materialisierung einer Idee“ kam schließlich der Konfetti verschießende, Joint-kanonige Friedenspanzer von der HTWK am nächsten. Zerstreuung vom spektakulären Renngeschehen fanden die Zuschauer im lebendigen Markttreiben und bei Zauberei, Kindertheater und Musik auf der Bühne des 20. Fockebergfestes am Fuße des Berges.

Seit 1992 lockt das von der naTo organisierte Spektakel alljährlich tausende Zuschauer und ist fester Bestandteil des Leipziger Veranstaltungskalenders.

Die naTo ist ein Soziokulturelles Zentrum, das für die Ausrichtung außergewöhnlicher Live-Konzerte in den Bereichen Jazz und neuer Musik sowie für die Förderung von Theaterprojekten, Nachwuchskünstlern und kulturellen Beteiligungsprojekten jenseits des Mainstreams bekannt ist. In den 80er Jahren begann die spannende Geschichte des Hauses auf der Karl-Liebknecht-Straße, das heute als bedeutende Institution der Leipziger Kulturszene bekannt ist.

 

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