Lungenhochdruck – pulmonale Hypertonie (PH) – bezeichnet ein Krankheitsbild, bei dem ein Bluthockdruck im Lungengefäßsystem vorliegt. Sie tritt viel seltener auf als der allgemein bekannte Bluthochdruck im Körperkreislauf und darf nicht mit diesem verwechselt werden. Lungenhochdruck ist eine ernst zu nehmende Krankheit, die tödlich enden kann. Nur wenige Zentren in Deutschland sind in der Lage, pulmonale Hypertonie zu therapieren. In der von Prof. Hubert Wirtz geleiteten Abteilung Pneumologie des Universitätsklinikums Leipzig (UKL) stellt die Behandlung dieser Erkrankung bereits seit mehr als 20 Jahren einen Schwerpunkt der Arbeit dar.

Als Lungenkreislauf bezeichnet man den Weg des Blutes aus der rechten Herzkammer, von wo aus es über die Lungenarterien zu den Lungenbläschen gepumpt wird. Dort nimmt das Blut den eingeatmeten Sauerstoff auf und fließt über die Lungenvenen und den linken Herzvorhof in die linke Herzkammer. Ist der Blutfluss behindert, wird die Sauerstoffversorgung eingeschränkt. Der Lungendruck erhöht sich und die Belastung des Herzens nimmt zu.

„Im Lungenkreislauf beträgt der Druck normal nur etwa ein Zehntel des Körperblutdrucks. Steigt der Druck, dann ist die rechte Herzkammer damit schlicht überlastet, weil sie muskelschwächer ist als die linke.“ Prof. Hans-Jürgen Seyfarth ist der Leitende Oberarzt der Abteilung Pneumologie und Experte für die Behandlung von pulmonaler Hypertonie.

„Das Hauptsymptom ist Luftnot. Doch gerade das macht die Erkennung so schwierig, weil jede Herz- und Lungenkrankheit dieses Symptom verursacht“, erläutert er. Ursachen für die Krankheit können eine Lungenerkrankung, eine Linksherzerkrankung oder eine Lungenembolie, also der Verschluss von Lungenarterien meist durch ein Blutgerinnsel, sein. Aber die Lungengefäße können auch selbst krank sein.

Noch vor 15 Jahren dauerte es vom ersten Auftreten der Symptome bis zur Diagnose im Mittel zwei Jahre, bei älteren Menschen oft noch länger. Gleichzeitig betrug die mittlere Überlebenszeit (die Zeit, in der 50 Prozent der Betroffenen noch leben) ebenfalls zwei bis drei Jahre. „Weil bis Anfang des neuen Jahrtausends die Möglichkeiten der Behandlung so begrenzt waren, sind viele Menschen am Lungenhochdruck gestorben“, so der Pneumologe.

Zum Glück habe sich das nun verändert, meint Prof. Seyfarth. Schlag auf Schlag seien neue Medikamente entwickelt worden. Heute stünden eine ganze Reihe Arzneimittel zur Verfügung, mit verschiedenen Wirkprinzipien, die miteinander kombinierbar seien. Seien allerdings eine Herz- oder eine Lungenerkrankung ursächlich, rücke deren Behandlung in den Vordergrund, betont er.

Die Diagnose Lungenhochdruck lässt sich nur mit einer Rechtsherzkatheteruntersuchung stellen. Dazu ist ein stationärer Aufenthalt des Patienten notwendig. „Deshalb vereint der Schwerpunkt ‚Pulmonale Hypertonie‘ am  UKL stationäre Behandlung und zusätzlich die ambulante Betreuung im Rahmen einer Spezialambulanz“, erläutert Prof. Seyfarth. Weil die Behandlung viel Erfahrung erfordert, aufwändig und kostenintensiv ist, gibt es in Deutschland nicht sehr viele Zentren, die das anbieten.

Im Quartal behandelt der Facharzt für Innere Medizin etwa 150 Patienten, die mittlerweile aus einem überregionalen Umkreis kommen. Das mittlere Erkrankungsalter liegt bei 50 bis 60 Jahren, Frauen trifft es etwas häufiger als Männer.

Auf einen wichtigen Aspekt muss Seyfarth hinweisen: „Die Krankheit ist in den meisten Fällen nicht heilbar. Doch die Lebensverlängerung mit den heutigen Medikamenten ist ganz erheblich.“

Ist eine Lungenembolie Ursache für die Erkrankung, kann in einem Teil der Fälle eine Operation helfen oder sogar heilen. „Das muss man jedoch erkennen. Deshalb ist die Nachsorge bei Luftnot nach einer Lungenembolie so wichtig“, hebt der UKL-Mediziner hervor. Auch eine Lungentransplantation sei möglich, so Prof. Seyfarth, wenn andere Therapien nicht helfen würden und die pulmonale Hypertonie nicht durch eine Linksherzerkrankung verursacht worden sei. Auch dafür besteht an der Abteilung Pneumologie des UKL eine Spezial-Sprechstunde.

Allen Menschen, die an andauernder und unerklärter Luftnot leiden, rät Oberarzt Seyfarth zu einer Herz-Ultraschall-Untersuchung oder einer Spiroergometrie, wie sie seine Abteilung anbietet. Dabei  wird während  des „Fahrradfahrens“ der Austausch der Atemgase unter Belastung gemessen. Probleme an Lungengefäßen können so gut festgestellt werden.

Für einen Termin bei Prof. Hans-Jürgen Seyfarth und seinen Kollegen benötigen Patienten eine Überweisung eines niedergelassenen Facharztes für Kardiologie oder Pneumologie. Zur besseren Behandlung haben sich die Ärzte im „Netzwerk für pulmonale Hypertonie“ organisiert. Betroffenen und Angehörigen kann auch die Selbsthilfegruppe für pulmonale Hypertonie in Sachsen Rat geben.

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar