1953 läutete der Bau-Humor-Faschingsverein (kurz: Ba-Hu) zum ersten Mal die fünfte Jahreszeit an der damaligen Bauhochschule ein. Heute feiert die neue Ba-Hu-Generation der HTWK Leipzig ihr 65-jähriges Bestehen und eröffnet am 11. November um 11.11 Uhr die närrische Saison – von Ruhestand also keine Spur.

Auf in die „Kammer des Schwachsinns“!

Auch in diesem Jahr startet die Faschingszeit traditionell mit der Übergabe des überdimensionalen Transponders an den Vereinsvorsitzenden um 11.11 Uhr im Geutebrück-Bau, auf dass, so will es der Verein, „in den grauen Wintermonaten Farbe und Spaß in den Studierendenalltag eingehen!“ Im Anschluss wird der Saisonstart mit der lang ersehnten Faschingsvorlesung gefeiert, bei der „närrisch-lustige Köstlichkeiten den Hochschulalltag aufhellen sollen.“

Nicht nur das Freibier wird für den konstanten Lachpegel sorgen, sondern auch die Überraschungsauftritte von Professor Rainer Stich und Professor Lutz Engisch. Details werden aber noch nicht verraten!

Um den Tag gebührend zu verabschieden, quartiert sich der älteste studentische Faschingsverein Leipzigs (in BaHu-Kreisen wird gemunkelt „der ganzen Welt“) zum „kleinen Fasching“ in das prominenteste Leipziger Studierendenlokal ein: Ab 21.11 Uhr dürfen sich auch Nicht-Harry-Potter-Fans in die „Moritzbastei“ zur „Kammer des Schwachsinns“ wagen und dabei sein, wenn der Bau-Humor seinem Namen alle Ehre macht.

Erst lachen, dann nachdenken – Fasching gestern, heute, morgen

Gegründet wurde der Faschings-Verein an der Hochschule für Bauwesen Leipzig, einer der Vorgängereinrichtungen der HTWK Leipzig. Teile der Studierendenschaft hatten immer einen kritischen Spruch auf den Lippen und suchten nach Möglichkeiten, ihrem Unmut über das DDR-Regime Ausdruck zu verleihen.

„Doch da die Studierenden mit einer Exmatrikulation rechnen mussten, wenn sie sich öffentlich kritisch äußerten, versteckten sie Kritik gekonnt zwischen den Zeilen der gereimten Büttenreden, die sie im neu gegründeten Verein hielten“, erklärt Tobias Weiss, Mitglied des Ba-Hu-Elferrates. Da viele Studierende seinerzeit hervorragend zwischen den Zeilen zu lesen wussten, fand der Ba-Hu-Elferrat rasch Anklang in der Hochschule und fungierte als Vorbild für weitere Leipziger Faschingsvereine, die zeitweise sogar als Konkurrenz betrachtet wurden.

„Mittlerweile arbeiten wir aber eher zusammen als gegeneinander, zum Beispiel stimmen wir unsere Motti untereinander ab. Den kleinsten Faschingsverein, den sorbischen Verein ‚Sorabija‘, unterstützen wir sogar, wenn es um Organisation oder Werbung geht.“

Auch wenn das Zwischen-den-Zeilen-Lesen heute weniger nötig ist, der alte Vorsatz steht noch: „Wir wollen aktuelle Probleme auf sarkastische Weise ansprechen. Die Leute sollen zuerst darüber lachen und dann ins Nachdenken geraten“, wünscht sich Tobias. Dass dieses Anliegen kein Alter kennt, davon zeugt der Alumniverein Ba-Hu 30+.

Hier hat sich seit Gründungszeiten nicht viel verändert. So stellen Büttenreden traditionell den Hauptprogrammpunkt der Faschingsfeier dar. Betont innovativer geben sich da die Nachkommen beim Ba-Hu Faschingsverein der HTWK Leipzig: „Wir wollen ein Fasching für alle Fakultäten sein, deswegen haben wir auch schon mal über eine Namensänderung diskutiert. Aber unser Name ist einfach so bekannt, dass wir uns bisher nicht von ihm trennen konnten. Der Ba-Hu ist einfach eine Marke!“, erklärt Tobias.

Auch ihr Programm hat die jüngere Generation erweitert. So drücken – anders als früher – nicht allein Büttenreden, sondern auch Tänze, Sketche und Lieder auf die Lachtränen-Drüsen. Sogar Poetry Slam schafft es immer mal wieder auf die Bühne.

In aller Freundschaft: Der Ba-Hu – mehr als ein Verein

Dabei kommt nicht nur das Publikum auf seine Kosten, auch für die Mitglieder ist der Faschingsverein eine Bereicherung: „Wir verbringen viel Zeit zusammen, auch außerhalb des ganzen Organisierens. Höhepunkt ist immer unsere Abschlussfahrt, die ging dieses Jahr nach Dänemark. Während wir uns bei Vereinssitzungen und Co. auf Radler geeinigt haben, um unserer Verantwortung bezüglich unserer ‚Außenwirkung‘ nachzukommen, nehmen wir uns hier größere Freiheiten“, grinst Tobias und fügt schnell hinzu: „Trinken ist aber auf gar keinen Fall Pflicht.

Wer Alkohol ablehnt ist bei uns genauso willkommen!“ Neben Kontakten und Getränken bietet der Faschingsverein aber auch die Möglichkeit, sich auf der Bühne einfach mal auszuprobieren: „Wer gerne schauspielert, singt, tanzt oder reimt, ist bei uns genau richtig. Außerdem kommt man kostenlos in alle Leipziger Studentenclubs“, fügt Tobias augenzwinkernd hinzu.

Wer also ein Teil der modern interpretierten Tradition werden möchte, kann sich zu einem der montäglichen Treffen 19 Uhr im Raum G 335 gesellen. Über neue Mitglieder freuen sich alle, denn, so betont Tobias: „Wir sind eine bunte, offene Hochschule und dazu gehört auch Fasching!“ Darauf ein kräftiges „Ba-Hu“!

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar