Mit den deutlich angestiegenen Temperaturen sind auch die Borkenkäfer in den sächsischen Wäldern wieder aktiv. Vielerorts schwärmen derzeit die Insekten aus ihren Winterquartieren aus. Sie suchen gezielt geeignete Bäume, um sich unter der Rinde zu vermehren. Bei starkem Befall sterben die Bäume ab. Dieses Szenario droht dem sächsischen Wald in diesem Jahr wieder auf großer Fläche.

Bei einem Vor-Ort-Termin im Tharandter Wald betonte Sachsens Forstminister Wolfram Günther am Mittwoch (15.4.), dass Sachsen die Waldbesitzer kurzfristig unterstütze.

»Wir sehen einem weiteren Jahr mit dramatischem Borkenkäferbefall und katastrophalen Schäden entgegen, Schließlich können sich die Käfer extrem vermehren. Deshalb helfen wir, Schäden durch Borkenkäfer finanziell und technisch besser stemmen zu können. Beispielsweise fördern wir spezielle Waldschutzmaßnahmen nach der Richtlinie Wald und Forstwirtschaft, wenn durch das Schadholz eine weitere Verbreitung von Borkenkäfern droht.

Die kritische Lage erfordert entschiedenes Handeln. Alle Waldbesitzer sind aufgerufen, ihre Wälder mit dem Beginn des Schwärmens intensiv auf frischen Befall durch Borkenkäfer oder andere Schadinsekten zu kontrollieren. Wer frischen Befall erkennt, muss sofort handeln. Gleichzeitig bitte ich um Verständnis für die Forstleute. Denn bei der Schadensbeseitigung müssen Bäume gefällt werden, denen man den Käferbefall nicht sofort ansieht. Wenn die Bäume schon weitgehend abgestorben sind, ist es zu spät.«

Der Minister verwies zugleich darauf, dass die Schäden letztlich eine Folge des Klimawandels sind. »Ohne warme Winter, ohne Dürre und Orkane gäbe es nur einen Bruchteil an Schäden durch Borkenkäfer. Deshalb müssen wir alles tun, um den Klimawandel zu begrenzen und gleichzeitig die Struktur unserer Wälder an das geänderte Klima anzupassen. Unser Ziel sind klimastabile, naturnahe, arten- und strukturreiche sowie leistungsfähige Wälder«, so Minister Günther.

Utz Hempfling, Landesforstpräsident und Geschäftsführer des Staatsbetriebes Sachsenforst unterstrich den Ernst der Situation: »Wir verzeichnen derzeit mehr Borkenkäfer in den sächsischen Wäldern als wahrscheinlich jemals zuvor in der forstlichen Geschichte. Unter optimalen Bedingungen konnten sich die Käfer in den vergangenen zwei Jahren massenhaft vermehren und bedrohen nun unsere Wälder.«

Borkenkäfer vermehren sich unter der Rinde der Bäume. Solange die Entwicklung der Larven noch nicht abgeschlossen ist, können effektive Gegenmaßnahmen ergriffen werden. Die befallenen Bäume müssen gefällt und die Stämme so schnell wie möglich aus dem Wald gebracht werden. Besonders gefährdet sind die sehr anfälligen Reinbestände aus Fichten, Kiefern oder Lärchen, die bereits im Vorjahr befallen waren.

Solange das Schwärmen noch nicht begonnen hat (insbesondere in den kühleren Mittelgebirgslagen), sollten weiterhin Stämme mit noch überwinternden Borkenkäfern und Sturmholz aus dem Winter so schnell wie möglich aus dem Wald transportiert werden.

Um ein Absterben ganzer Wälder zu verhindern, ist die rechtzeitige und ausreichende Bekämpfung Pflicht der Waldbesitzer. Die rund 85.000 Waldbesitzer in Sachsen werden dabei unterstützt. Sachsenforst berät Waldbesitzer zu allen Fragen der Waldbewirtschaftung und Schadensbewältigung kostenlos und flächendeckend in 62 Revieren in ganz Sachsen. Der Freistaat fördert Maßnahmen der Waldbesitzer zum Waldschutz und zur Wiederbewaldung 2020 mit rund zehn Millionen Euro. Außerdem stehen für den Zeitraum von 2021 bis 2023 weitere 28 Millionen Euro für diese Maßnahmen zur Verfügung.

Waldbesitzer in Gebieten mit besonders schutzwürdigen und bedrohten Wäldern können in diesem Jahr auch auf weiterführende Unterstützungsleistungen zurückgreifen. In ausgewählten Gebieten bietet der Staatsbetrieb Sachsenforst privaten Waldbesitzern im Rahmen seiner Möglichkeiten an, Maßnahmen zum Waldschutz gegen Kostenersatz durch forstliche Dienstleister durchführen zu lassen.

Stürme, Trockenheit und Borkenkäfer haben in den vergangenen zwei Jahren rund sieben Millionen Kubikmeter Schadholz in Sachsen hinterlassen. Auf mehreren tausend Hektar sind Kahlflächen entstanden. Das Ausmaß der Waldschäden durch Borkenkäfer in diesem Jahr ist stark von der weiteren Witterung abhängig.

Ein eher kühler und nasser Sommer kann die Entwicklung der Käfer entscheidend verlangsamen und stärkt die natürlichen Abwehrkräfte der Waldbäume. Bei einem durchschnittlichen Witterungsverlauf erwarten die Experten von Sachsenforst allerdings trotz aller Anstrengungen Waldschäden in der Höhe des Vorjahres.

Umfangreiche Informationen erhalten Waldbesitzer und Interessierte im Waldbesitzer-Portal unter https://www.sbs.sachsen.de/waldbesitzer-portal-8319.html. Dort kann für Waldbesitzer auch der zuständige Beratungsförster von Sachsenforst über die Förstersuche einfach und gemarkungsgenau ermittelt werden.

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