Dürre und Hitze machen den sächsischen Wäldern auch im Jahr 2023 zu schaffen. In den gestressten Wäldern herrscht nicht nur erhöhte Waldbrandgefahr. Die geschwächten Bäume locken auch die Borkenkäfer wieder an, die sich auch in diesem Jahr massenhaft vermehren. Das Monitoring der Forstbehörden zeigt, dass insbesondere im Oberlausitzer Bergland und Zittauer Gebirge, in der Sächsischen Schweiz sowie im Vogtland hohe Populationsdichten der Käfer zu finden sind.

Auch in Mittelgebirgslagen über 600 Metern Höhe ist zunehmend Käferaktivität zu beobachten. In anderen Regionen stagnieren die Fangzahlen oder sind rückläufig, teilt der Staatsbetrieb Sachsenforst mit.

Das Problem sind die Nadelbaum-Monokulturen, die gerade in den Mittelgebirgslagen dominieren. Die Käferarten, die mit dem Monitoring erfasst werden, befallen Fichten und führen bei einem massenhaften Auftreten zum Absterben der Bäume.

Ob die hohen Populationsdichten auch zu steigenden Waldschäden führen, werde insbesondere durch die Widerstandskraft der Bäume, die Effektivität der Gegenmaßnahmen und die weitere Witterungsentwicklung bestimmt, so Sachsenforst. Zu diesen Schlussfolgerungen kamen Vertreterinnen und Vertreter der regionalen Wald-Krisenstäbe in den Landkreisen und kreisfreien Städten und Sachsenforst bei einem Arbeitstreffen am Dienstag, dem 27. Juni.

Wälder nicht gewappnet für die Klimakrise

„Wir haben seit mehreren Jahren einen historischen Borkenkäferbefall. Das ist eine Folge der Klimakrise. Denn Stürme, hohe Temperaturen und die mehrjährige Dürre haben den Käferbefall massiv begünstigt“, geht Forstminister Wolfram Günther auf die Ursachen ein.

„Die Klimakrise schwächt die Bäume und macht sie anfällig für die Schadinsekten. Wald geht großflächig verloren. Das hat wiederum Folgen für den Wasserspeicher Wald und damit für den Wasserhaushalt und die Talsperren. Das hat aber auch Folgen für die Funktion des Waldes als CO₂-Senke, als Lebensraum für viele Arten, als Holzquelle und Erholungsort. Wir unterstützen die betroffenen Waldbesitzerinnen und -besitzer bei der Beseitigung der Schäden und beim Waldumbau. Wir müssen den Waldumbau weiter beschleunigen. Wir brauchen klimastabile, artenreiche Mischwälder. Und wir müssen entschlossener gegen die Klimakrise handeln.“

Die Rahmenbedingungen für eine Eingrenzung der Borkenkäferschäden waren zu Beginn dieses Jahres zunächst günstig. Vor allem im März und April wurden Niederschlagsmengen über dem langjährigen Durchschnitt festgestellt.

Doch seit Mai sind die Niederschläge zurückgegangen, was teils mit Trockenstress und einer Schwächung insbesondere für Fichten verbunden ist, schildert Sachsenforst das Problem. Gerade in dieser Zeit erfolgte der Schwärmflug und erste frische Befall der Käfer nach der Winterruhe.

Wie heiß wird der Sommer 2023?

Derzeit liegen die Niederschlagssummen in den Wäldern auf dem Niveau des langjährigen Durchschnitts. Dies und die weitere Witterung bestimmen maßgeblich über die Entwicklung der Schadholzmengen in diesem Jahr. Ein trocken-heißer Sommer kann bei den hohen Populationsdichten der Borkenkäfer dazu führen, dass die Schadholzzahlen entgegen dem Trend der letzten beiden Jahre wieder steigen.

Bei einem durchschnittlichen Witterungsverlauf in den Sommermonaten wird mit einer Stagnation bzw. einem leichten Rückgang der Schadholzmengen auf einem hohen Niveau gerechnet. In den Schwerpunktregionen können diese aber auch bei einer durchschnittlichen Witterungsentwicklung steigen.

Die Waldbesitzenden sollten ihre Wälder jetzt regelmäßig auf frischen Befall kontrollieren und befallene Stämme rechtzeitig aus den Wäldern transportieren oder unschädlich machen. Je effektiver diese Maßnahmen durchgeführt werden, desto stärker lasse sich eine weitere Vermehrung der Käfer eingrenzen.

Waldbesuchende sollten sich auch weiterhin auf Sanierungsmaßnahmen im Wald einstellen, die zu temporären Einschränkungen führen können. Im Wald sei aber auch Vorsicht geboten: Von abgestorbenen Bäumen können durch den Abbruch von Ästen oder das Umfallen der Stämme Gefahren ausgehen. Das Betreten der Wälder erfolgt grundsätzlich auf eigene Gefahr.

Hintergrund Borkenkäferschäden und -monitoring

Seit Beginn der Massenvermehrung 2018 wurden in den sächsischen Wäldern insgesamt über acht Millionen Kubikmeter Schadholz durch Borkenkäfer festgestellt. Im vergangenen Jahr sind die Schäden auf rund 850.000 Kubikmeter zurückgegangen, nachdem sie 2019 und 2020 noch bei etwa zwei Millionen gelegen hatten. Dennoch bewegen sich die Schäden weiterhin auf einem historisch hohen Niveau.

Im Rahmen des Borkenkäfer-Monitorings werden insbesondere schwärmende Buchdrucker − die gefährlichste Borkenkäferart an Fichte − mit Lockstofffallen gefangen. Die Ergebnisse erlauben Rückschlüsse auf die örtlichen Aktivitätsdichten der Borkenkäfer. Detaillierte Informationen und Ergebnisse des Borkenkäfer-Monitorings können unter www.wald.sachsen.de/daten-der-kaferuberwachung-6511.html nachgelesen werden.

Wo Waldbesitzer Hilfe kriegen

Sachsenforst berät Waldbesitzende zu allen Fragen der Waldbewirtschaftung und Schadensbewältigung kostenfrei in 62 Revieren in ganz Sachsen. Die Revierleiterinnen und Revierleiter von Sachsenforst informieren auch über die Fördermöglichkeiten des Freistaates und des Bundes für die Schadensanierung und den Waldumbau. Kontakte können Waldbesitzende im Waldbesitzerportal Sachsen auf www.sachsenforst.de/waldbesitzer finden.

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