Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Schaudt Mikrosa GmbH in Leipzig haben am Mittwochnachmittag spontan und kollektiv die Arbeit niedergelegt. Damit reagierten sie auf die angekündigte Schließung durch die Schweizer United Grinding Group. Wie es nächste Woche weitergeht, ist derzeit ungewiss.

Die Schaudt Mikrosa GmbH steht weltweit für Premiumtechnologie im Rund-, Unrund- und Universalschleifen. Seit 2009 sind zwei Unternehmen, deren Gründungsgeschichte bis ins 19. Jahrhundert zurückreicht, in einem hochmodernen Werk in Leipzig vereint.

Ausgerechnet im Jahr 2020, dem Jahr der Industriekultur in Sachsen, soll dieser Standort den Gewinninteressen der Schweizer Gesellschafter geopfert werden.

Bernd Kruppa, Erster Bevollmächtigter IG Metall Leipzig: „Das haben nicht die Schweizer erfunden. Seit 150 Jahren liefern sächsische Maschinenbauer technologische Antworten auf Zukunftsfragen. Die gesellschaftlichen Anforderungen und Bedürfnisse an diese Technologie verändern sich permanent. Wenn jetzt strukturelle Herausforderungen oder konjunkturelle Gründe herhalten sollen, um Arbeitsplätze, Knowhow und Kapital zu vernichten, dann ist das ein Armutszeugnis für die Schweizer Gesellschafter.“

Die IG Metall Leipzig kann die spontane Reaktion der Belegschaft gut nachvollziehen. Gemeinsam hatte man ein „Moratorium für einen fairen Wandel“ vorgeschlagen, entsprechende Pläne für konkrete Investitions- und Produktperspektiven für Standort und Beschäftigte ausgearbeitet. Derzeit profitiert auch die Schweizer United Grinding Group vom steuerfinanzierten Kurzarbeitergeld. Die Unternehmensleitung hat die Schließung verkündet, ohne vorher die Alternativvorschläge überhaupt zu prüfen. „Das ist nicht nur ideenlos, sondern respektlos gegenüber den Mitarbeitern“, so Kruppa.

„Der Drops ist noch lange nicht gelutscht, wenn die United Grinding Group nicht in der Lage ist Lösungen zu finden, dann werden wir an der Seite der MitarbeiterInnen der Schaudt Mikrosa GmbH Lösungen außerhalb des Konsortiums in Betracht ziehen müssen“, so Kruppa. Die IG Metall Leipzig hat bereits im Februar Vorschläge zur Gründung einer sächsischen Industrie-Holding vorgelegt. Sie soll mit Unterstützung von Landesmitteln einen verantwortungsvollen Rahmen für gefährdete Unternehmen liefern, um Umstrukturierungsmaßnahmen clever umzusetzen.

Die IG Metall Leipzig setzt schon in der kommenden Woche auf intelligente und kreative Aktionen, die bereits in vergangen Auseinandersetzungen in Plagwitz, beispielsweise bei Siemens und den Gusswerken, sich bewährt haben. Die Gewerkschaft rechnet auch mit Solidaritätsaktionen Belegschaften anderer Betriebe.

Die IG Metall Leipzig will auch das wirtschaftliche und wissenschaftliche Potential Leipzigs mobilisieren, von den Universitäten bis hin zu den Instituten und Kultureinrichtungen. Dabei rechnet die Gewerkschaft auch mit der Unterstützung langjähriger Kunden aus der Automobilindustrie und darüber hinaus.

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