Anlässlich der aktuellen Besetzung des Rektoratsgebäudes durch Lehramtsstudierende informierte die Hochschulleitung am Donnerstag (30. Juli 2020) in einem Pressegespräch über die aktuelle Situation und die Hintergründe: Zu den studentischen Protesten, die sich gegen die Ausgestaltung des Zukunftsvertrags im Bereich der Lehrerbildung an der Universität Leipzig richten, nahmen Thomas Hofsäss, Prorektor für Bildung und Internationales und aktuell amtierender Rektor, sowie Thomas Lenk, Prorektor für Entwicklung und Transfer, Stellung.

Um der Forderung nach einer Verlängerung aller bestehenden Arbeitsverträge von Beschäftigten in der Lehrerbildung Nachdruck zu verleihen, besetzen seit Mittwoch (29. Juli 2020) acht Studierende das Rektoratsgebäude der Universität Leipzig. Die Hochschulleitung zeigt sich kooperativ und gesprächsbereit. Thomas Hofsäss plädiert für eine differenzierte Sichtweise auf die komplexe Thematik des Zukunftsvertrags. Es sei begrüßenswert, wenn die Studierenden sich für eine gute Lehre einsetzen.

Einige Vorwürfe der Protestierenden seien jedoch sachlich falsch: „Es finden keine Stellenkürzungen und vor allem auch keine Entlassungen in der Lehrerbildung statt. Die betroffenen Arbeitsverträge laufen regulär aus.“ Mehrheitlich könne die Universität Leipzig – als erste Hochschule in Sachsen – den betroffenen Beschäftigten eine unbefristete Perspektive bieten. Es gebe jedoch unterschiedliche Positionen zu den Stellenprofilen, die für die Verstetigung dieser Stellen in der Lehrerbildung vorsehen sind. Die Qualität der Lehre in der Lehrerbildung werde sich nicht verringern. Es sei sichergestellt, dass alle Studierenden weiterstudieren können.

Gut 56 Prozent der in der sogenannten „ersten Charge“ des Zukunftsvertrages verstetigten 168 Stellen sind mit dem Profil einer „Lehrkraft für besondere Aufgaben“ (LfbA) versehen, das entspricht knapp 94 Stellen. Bei dieser Stellenkategorie steht die universitäre Lehre im Vordergrund, die mit 20 Semesterwochenstunden von jeweils 45 Minuten veranschlagt wird. Damit bleibt die Universität sogar vier Stunden unter dem in Sachsen laut Sächsischer Dienstaufgabenverordnung an Hochschulen (DAVOHS) vorgesehenen Lehrdeputat von Lehrkräften für besondere Aufgaben.

Weitere 25 Stellen sind für die Stellenkategorie „Wissenschaftliche Mitarbeiter“ vorgesehen. Für diese Stellenkategorie sind nur acht Semesterwochenstunden in der Lehre vorgesehen. Außerdem wird die Anzahl der Professuren im Lehramt um 25 Prozent erhöht, insbesondere in der Fachdidaktik. Die Zustimmung zu dieser Verteilung ist durch die Dekanate aller Fakultäten erfolgt.

Beide Prorektoren weisen den Vorwurf zurück, dass die vom Freistaat Sachsen zugesagte Zwischenfinanzierung für Ende 2020 auslaufende Stellen, die erst im Laufe des Jahres 2021 verstetigt werden können, nicht zur Sicherung der Lehre eingesetzt würden. „Wir haben die Bedarfe und Möglichkeiten der Verlängerung in allen Fakultäten abgefragt, so auch an der Erziehungswissenschaftlichen Fakultät. Gleichzeitig werden und sind bereits unbefristete Stellen ausgeschrieben, auf die sich die aktuell Beschäftigten bewerben können“, so Lenk.

Bei dem Pressegespräch war auch die Dekanin der Erziehungswissenschaftlichen Fakultät, Prof. Dr. Brigitte Latzko, anwesend. Auch ihre Fakultät lote personenbezogen alle Möglichkeiten aus, wer bis September 2021 noch weiterbeschäftigt werden kann. „Es wird jeder Einzelfall geprüft. Die Betreuung unserer Studierenden stellt in der Übergangszeit eine Herausforderung dar, wird jedoch abgesichert, beispielsweise bei der Betreuung von Abschlussarbeiten.“

Die seit dem gestrigen Mittwochnachmittag andauernde Besetzung des Rektorats durch protestierende Studierende bewertet die Hochschulleitung als rechtswidrig und als in keiner Weise akzeptabel, insbesondere vor dem Hintergrund der geltenden Infektionsschutzbestimmungen.

Mittwoch, der 29. Juli 2020: Rektorat besetzt, Kontrolleure entlassen

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