Chemnitz wurde heute (28.10.2020) zur Kulturhauptstadt Europas 2025 gekürt. Die europäische Expertenjury zur Ermittlung der Kulturhauptstadt gab auf ihrer Pressekonferenz in Berlin eine entsprechende Empfehlung ab.

Ministerpräsident Michael Kretschmer betonte: „Ich freue mich riesig für diese wunderbare Stadt und die hier lebenden Menschen. Ich bin mir sicher: Die Macher-Mentalität der Chemnitzer war mitentscheidend dafür, dass es am Ende geklappt hat. Mein Dank gilt allen, die dafür mit viel Herz und bewundernswertem Engagement gearbeitet haben.

Die Entscheidung der europäischen Auswahljury ist eine unglaubliche Chance für Chemnitz, in Europa und in der Welt nun noch deutlich sichtbarer zu werden. Als ein spannender Ort mit einer einzigartigen Kulturlandschaft, mit kühnen Ideen und engagierten, mutigen und kreativen Bürgerinnen und Bürgern. Es gibt überall in Europa Städte, in denen das wirtschaftliche Herz schlägt, die aber dennoch im Schatten anderer Metropolen stehen. Und die es wie Chemnitz verdienen, dass sie von noch mehr Menschen gesehen werden.

Chemnitz2025 hat das Potential, ein starker Impulsgeber für viele weitere Orte in Europa zu sein. Denn Chemnitz steht auch dafür, wie wichtig es ist, die Gefahr von Spaltungen zu überwinden und aktiv für unsere europäischen Werte und für den gesellschaftlichen Zusammenhalt einzutreten.“

Kulturministerin Barbara Klepsch zur Entscheidung für Chemnitz: „Ich bin überglücklich über die Entscheidung der europäischen Jury. Damit rückt eine starke Stadt mitten in Europa noch weiter in das Herz des Kontinents. Die Empfehlung ist eine Auszeichnung für die Kulturarbeit vor Ort und eröffnet neue Möglichkeiten für das kulturelle Leben. Hier ist es mir wichtig, dass wir auch die Umgebung von Chemnitz mitdenken.

Als Schauplatz der Begegnung wird die Region zu einem zentralen Besuchermagneten im Freistaat Sachsen. Ich lade alle Kulturinteressierten aus Europa und darüber hinaus 2025 nach Chemnitz ein, um zu erleben, welche Reichtümer die Stadt zu bieten hat“, so die Ministerin bei der Pressekonferenz der Bewerberstadt Chemnitz, auf der die Entscheidung der europäischen Jury übertragen wurde

Nach der freudigen Botschaft sollen nun die nächsten Schritte für die weitere Planung eingeleitet werden: „Die Kulturhauptstadt soll kein einmaliges Event sein, sondern über 2025 hinaus in vielen Bereichen zur Stadtentwicklung beitragen. Nun gilt es, weitere Grundvoraussetzungen zu schaffen, damit das Kulturhauptstadtjahr zu einem vollen Erfolg wird. Auf finanzieller Ebene haben wir hier schon Vorsorge getragen, jetzt klären wir organisatorische Fragen“, betonte Kulturministerin Klepsch.

Die Sächsische Staatsregierung hat im Mai 2019 per Beschluss bekräftigt, dass die Stadt Chemnitz bei einer erfolgreichen Bewerbung mit einer finanziellen Beteiligung von bis zu 20 Millionen Euro rechnen kann. Das Kulturhauptstadtjahr umfasst ebenfalls Aspekte wie Stadtentwicklung, Mobilität, europäisches Wertebewusstsein, Interkulturalität und Nachhaltigkeit, sodass die Umsetzung ein Anliegen der gesamten Staatsregierung ist.

Die Empfehlung der europäischen Jury gilt vorbehaltlich der Bestätigung durch die Kulturministerkonferenz und der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien spätestens bis zum Jahresende. Darüber hinaus wird Slowenien die zweite Kulturhauptstadt Europas im Jahr 2025 stellen. Die Entscheidung für Slowenien wird im Dezember getroffen.

Über die Bewerbung von Chemnitz als Kulturhauptstadt Europas 2025:

Chemnitz war in der zweiten Bewerbungsphase für die Kulturhauptstadt Europas 2025 die einzig verbliebene Stadt aus Sachsen und stand im Finale mit den deutschen Bewerberstädten Hannover, Hildesheim, Magdeburg und Nürnberg. Nach fristgerechter Einreichung des finalen Bewerbungsbuchs am 21.09.2020 bei der Kulturstiftung der Länder in Berlin fand wegen der COVID19-Pandemie ausschließlich ein digitaler City Visit der Stadt Chemnitz durch die europäische Jury statt.

Die Mitglieder der Jury hatten am 22.10.2020 Gelegenheit, der virtuellen Präsentation an ihren dezentralen Orten online zuzuschauen und mit den Bewerberstädten in Kontakt zu treten. An der digitalen Präsentation vor Ort in Chemnitz wirkten auch Ministerpräsident Kretschmer sowie Staatsministerin Klepsch mit.

Für die Bewerbung als Kulturhauptstadt 2025 hat Chemnitz das Motto „C the Unseen“ gewählt. Das Sprachspiel geht einerseits auf die Selbstwahrnehmung als „ungesehene“ Stadt ein. Gleichzeitig ruft das Motto dazu auf, Chemnitz genauer zu betrachten, das vom Krieg, der sozialistischen Stadtplanung sowie den Transformationsprozessen nach 1989/90 geprägt ist.

In Hinblick auf ihre jüngere Geschichte mit ihren Brüchen möchte Chemnitz als Kulturhauptstadt Europas Gemeinschaft stiften und die Stadt zum Brutkasten eines kreativen, friedvollen Europa machen. Europäische Werte sollen gestärkt werden durch den Verweis auf die Transformation als osteuropäische Erfahrung, die damit verbundene Verlusterfahrung, Krisen der Gegenwart wie den Klimawandel, den demografischen Wandel und die sozialen Auswirkungen der COVID-19-Pandemie.

Im Fokus steht dabei die schweigende Mitte – „the silent middle“ im Sinne einer Überwindung der gesellschaftlichen Spaltung in analog und digital. Angestrebt wird unter anderem die Förderung einer „Macher-Mentalität“ und der Aufbau entsprechender Freiräume, in denen Menschen zusammen lernen und experimentieren im Interesse der Vermittlung europäischer Werte.

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