Der Freistaat Sachsen errichtet für das Görlitzer Senckenberg Museum für Naturkunde einen neuen Gebäudekomplex. Dieser ist dringend nötig, denn derzeit sind die Wissenschaftsbereiche mit ihren Sammlungen und Laboren sowie die universitäre Lehre auf sieben Häuser über die Innenstadt verteilt. Der neue Senckenberg-Campus am Standort Bahnhofstraße/Jakobstraße ermöglicht eine konzentrierte Unterbringung, die vom Flächenangebot und von der Ausstattung den aktuellen Standards entspricht.

Den ersten Spatenstich für das komplexe Bauvorhaben setzten heute Ministerpräsident Michael Kretschmer und Museumsdirektor Prof. Dr. Willi Xylander. „Ich freue mich sehr, dass das Projekt nun endlich starten kann“, so der sächsische Ministerpräsident. „Wir schaffen gemeinsam mit dem Bund einen modernen Campus, der Senckenberg in Görlitz und darüber hinaus noch sichtbarer machen wird. Die Sammlung ist ein großer Schatz, der die Stadt bereichert und noch ein Stück attraktiver für Wissenschaftler und Gäste aus aller Welt macht.“

Wissenschaftsminister Sebastian Gemkow ergänzt: „Der Freistaat löst mit Unterstützung des Bundes das Versprechen ein, das bei der Überleitung des Senckenberg-Naturkundemuseums in die Leibniz-Wissenschaftsgemeinschaft 2009 gegeben wurde. Der Neubau ist eine der größten baulichen Investitionen im Forschungsbereich. Das traditionsreiche Forschungsmuseum erhält damit hervorragende Zukunftsperspektiven.“

Prof. Dr. Willi Xylander, Direktor des Senckenberg Museums Görlitz, betonte: „Die in Görlitz seit Jahrzehnten am Museum betriebene exzellente Forschung erhält nun auch exzellente Arbeitsbedingungen. In dem Gebäude werden unter anderem die 6,5 Millionen wertvollen Sammlungsobjekte, die Mitarbeiterräume und Labore, die Bibliothek, der Vortragssaal und die akademischen Studiengänge untergebracht sein.
Senckenberg ist dem Freistaat dankbar, dass die Baumaßnahme nun beginnt und wir 2024 das neue Gebäude in Nutzung nehmen können.“

Die Neubauten werden auf die baulichen Besonderheiten des vornehmlich aus der Gründerzeit stammenden Stadtquartiers eingehen und Senckenberg als wichtigste außeruniversitäre Forschungseinrichtung in Ostsachsen im Stadtbild hervorheben. Dafür werden die historischen Gebäude am Standort Bahnhofstraße/Jakobstraße um zeitgenössische Elemente mit eigenständiger Identität ergänzt. Die denkmalgeschützten Objekte Pferdestall, Schmiede und Speicher werden gestalterisch und funktional in das neu entstehende Gebäudeensemble integriert.

Auf dem neuen Campus entstehen des Weiteren Labor-, Seminar- und Praktikumsräume für die gemeinsamen Studiengänge des Internationalen Hochschulinstituts der TU Dresden und Senckenbergs, einschließlich einer öffentlich zugänglichen Bibliothek und eines Saals für Vorträge und Tagungen. Auch die Verwaltung und die Werkstätten werden am neuen Standort untergebracht, so dass das Senckenberg-Museum am Marienplatz nach dem Umzug aller Funktionsbereiche zukünftig vollständig für Ausstellungen und Vermittlung zur Verfügung steht. Vorgesehen sind insgesamt 8.300 Quadratmeter zusätzliche Nutzfläche.

In einem ersten Schritt beginnen ab Herbst die Sanierungsarbeiten am historischen Speichergebäude, das in den neuen Gebäudekomplex des Senckenberg-Campus eingebunden wird. Parallel dazu werden ab Ende 2020 Tiefbauleistungen durchgeführt, die der Vorbereitung des Baugrubenaushubs an der Bahnhofsstraße dienen. Im Frühjahr 2021 soll dann mit der Errichtung der ersten Neubauten (A, B) des Gebäudekomplexes begonnen werden.

Für die Maßnahme werden aktuell Gesamtbaukosten von etwa 60 Millionen Euro veranschlagt. Davon stammen 17,2 Millionen Euro aus Fördermitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung. Die Fertigstellung des Senckenberg-Campus ist für Ende 2023 geplant, so dass nach Inbetriebnahme der schrittweise Umzug der über sechs Millionen Sammlungsobjekte voraussichtlich ab Sommer 2024 beginnen kann.

Das Bauvorhaben wird mitfinanziert mit Steuermitteln auf Grundlage des vom Sächsischen Landtag beschlossenen Haushaltes.

Hintergrund:

Die Wurzeln des Senckenberg Museum für Naturkunde Görlitz gehen auf das Jahr 1811 zurück, als sich die „Ornithologische Gesellschaft zu Görlitz“ gründete. Schnell erweiterte sich aber das Interessenspektrum der Mitglieder und die Gesellschaft änderte 1823 ihren Namen in „Naturforschende Gesellschaft zu Görlitz“.

Bereits 1827 gab sie eine eigene Zeitschrift heraus, die „Abhandlungen der Naturforschenden Gesellschaft zu Görlitz“, die heute als internationale bodenzoologische Fachzeitschrift „soil organisms“ weitergeführt wird. Nach der Auflösung der Gesellschaft wurde das Naturkundemuseum nach dem Zweiten Weltkrieg 1953 in die Liste der Museen des Staatssekretariats für das Hoch- und Fachschulwesen der DDR aufgenommen und damit ein staatliches Forschungsmuseum.

Im Zuge der Wiedervereinigung Deutschlands erhielt das Museum in Februar 1991 den Status eines Landesmuseums des Freistaates Sachsen und ist seit dem 1. Jahr 2009 ein Institut der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung als Teil der Wissenschaftsgemeinschaft Gottfried Wilhelm Leibniz.

Die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung wurde 1817 gegründet und zählt zu den wichtigsten Forschungseinrichtungen rund um die biologische Vielfalt. An den elf Standorten in ganz Deutschland betreiben Wissenschaftler aus fast 40 Nationen modernste, internationale Forschung in den Bereichen Biowissenschaften, Biodiversitätsforschung sowie Geowissenschaften.

Dienstag, der 20. Oktober 2020: Zwischen Corona-Welle und erneuten Warnstreiks

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