Trotz Corona-Pandemie ist es der Deutschen Gesellschaft für Gewebetransplantation (DGFG) erneut gelungen, die Gewebespende insgesamt weiter auszubauen und mehr Patienten mit Augenhornhäuten, Herzklappen, Blutgefäßen und Amnionmembranen zu versorgen.

Als eine von fünf Gesellschafterkliniken engagiert sich das Universitätsklinikum Leipzig (UKL) im bundesweiten Netzwerk der DGFG: Hier spendeten 57 Menschen Gewebe, ein Rückgang von 16 Spendern im Vergleich zum Vorjahr (2020: 73). 63 Prozent aller potentiellen Gewebespender kamen aus medizinischen Gründen wie einer COVID-19-Infektion nicht infrage. Die Pandemie sorgt vor allem an Universitätskliniken mit Maximalversorgung, wie dem UKL, für einen hohen Spenderausschluss.

Durch die insgesamt 2.897 realisierten Gewebespenden war es der DGFG im vergangenen Jahr erstmals möglich, über 7.000 Patienten mit einem Gewebetransplantat zu versorgen, darunter 4.145 mit einer Augenhornhaut. Damit konnte die Anzahl der zur Transplantation abgegebenen Gewebe in den letzten zehn Jahren mehr als verdoppelt werden. Sachsen ist eines der spendenstärksten Bundesländer in 2021. Hier wurden 317 Gewebespenden realisiert.

Die Corona-Pandemie führte bislang zu keinem Einbruch in der Gewebespende. Bei bundesweit 7390 Aufklärungsgesprächen wurde 3103 Mal einer Gewebespende zugestimmt. Damit liegt die Zustimmungsquote 2021 bei 42 Prozent und somit höher als im Vorjahr (40,7 Prozent).

Insgesamt meldeten die Kliniken der DGFG 44.231 potentielle Gewebespender, davon kamen allein 1.554 Meldungen aus dem UKL. Obwohl ein Großteil aus medizinischen Gründen wie einer COVID-19-Infektion für eine Gewebespende nicht in Frage kam, führte die hohe Zustimmung in der Bevölkerung zu einem dennoch positiven Ergebnis in den Spendezahlen.

28 Prozent haben 2021 in Deutschland ihren Willen zu einer Gewebespende bereits zu Lebzeiten geäußert oder dokumentiert. Vor zehn Jahren lag dieser Anteil bei nur 14 Prozent. Ist der Wille nicht bekannt, können Angehörige im Sinne der Verstorbenen entscheiden – 2021 war dies in Deutschland in mehr als zwei Dritteln der Fall.

Gewebespende auch unabhängig von Organspende möglich

Im Unterschied zur Organspende ist die Gewebespende nicht an die Hirntoddiagnostik gebunden. So wurde auch 2021 der Großteil der Gewebespenden nach Herz-Kreislauf-Stillstand realisiert. Eine Entnahme von Herzklappen und Gefäßen ist bis zu 36 Stunden, eine Augenhornhautspende sogar bis zu 72 Stunden nach Todeseintritt möglich. Im Vorjahr fand eine Gewebeentnahme am UKL durchschnittlich nach 36 Stunden ab Feststellung des Todeszeitpunktes statt.

Nach wie vor ist die Organspende wichtig für die Patientenversorgung insbesondere mit kardiovaskulärem Gewebe (KVG), also Herzklappen und Blutgefäßen: Am UKL konnten sechs Gewebespenden bei Organspendern durchgeführt werden. Bei vier dieser Spenden ist auch kardiovaskuläre Gewebe entnommen worden.

Über die Deutsche Gesellschaft für Gewebetransplantation (DGFG)

Die DGFG fördert seit 1997 die Gewebespende und -transplantation in Deutschland. Auf Basis des Gewebegesetzes von 2007 sind alle Tätigkeiten und Ablaufprozesse der Gewebespende gesetzlich geregelt. Für alle Gewebezubereitungen gilt das Handelsverbot. Die DGFG vermittelt ihre Transplantate über eine zentrale Vermittlungsstelle mit einer bundesweiten Warteliste.

Jede medizinische Einrichtung in Deutschland kann Gewebe von der DGFG beziehen. Als unabhängige, gemeinnützige Gesellschaft wird die DGFG ausschließlich von öffentlichen Einrichtungen des Gesundheitswesens getragen: Gesellschafter sind das Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden, das Universitätsklinikum Leipzig, die Medizinische Hochschule Hannover, die Universitätsmedizin Rostock sowie das Dietrich-Bonhoeffer-Klinikum Neubrandenburg.

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