In wenigen Tagen beginnt in vielen Teilen Deutschlands die Blütezeit der Echten Schlüsselblume. Auch in diesem Jahr haben Bürgerinnen und Bürger die Möglichkeit, im Rahmen eines europaweiten Citizen Science-Projekts die Forschung zu unterstützen. Dafür müssen Interessierte Echte Schlüsselblumen in ihrer naturnahen Umgebung suchen, bestimmte Blütenmerkmale notieren und ihre Beobachtungen in eine digitale Datenbank eintragen.

Ziel ist es, mehr über den Bestand und die Lebensbedingungen der geschützten Art zu erfahren. Die Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) koordiniert den deutschsprachigen Teil der Studie.

Im vergangenen Jahr beteiligten sich europaweit mehrere Tausend Menschen an dem Projekt, fast 400.000 Beobachtungen wurden gemeldet. Die vorläufigen Ergebnisse zeigen, dass es bei der Verteilung von Echten Schlüsselblumen (Primula veris) ein gewisses Ungleichgewicht gibt. Die Art kommt in zwei Pflanzentypen vor: Sie unterscheiden sich nur in der Position der weiblichen und männlichen Blütenorgane innerhalb der Blüte – der eine Typ hat längere weibliche und tief sitzende männliche Blütenorgane, beim anderen ist es genau umgekehrt.

Schlüsselblumen können sich nur dann fortpflanzen, wenn Pollen zwischen beiden Typen ausgetauscht wird. „Dass die beiden Arten nicht gleich verteilt sind, ist überraschend, weil eine gleiche Verteilung die Fortpflanzung wahrscheinlicher macht und so für widerstandsfähigere Populationen sorgt“, sagt die Biologin Dr. Sabrina Träger von der MLU.

Ob die ungleiche Verteilung durch Landschaftsveränderungen und Habitatverlust hervorgerufen wird und ob es sich dabei um einen langfristigen Trend handelt, müsse weiter erforscht werden. Deshalb findet das Projekt auch in diesem Jahr wieder statt.

Die Echte Schlüsselblume ist in Grasländern, an Wald- und Straßenrändern sowie in Küstennähe und in den Bergen zu finden. Spezielle Vorkenntnisse sind für die Teilnahme an dem Bürgerforschungsprojekt nicht nötig: Wer mitmachen will, muss lediglich in freier Natur nach der Echten Schlüsselblume suchen, in deren Blüten schauen und einige Merkmale notieren. Anschließend können die Beobachtungen und optional ein paar Fotos auf der Projektwebsite hochgeladen werden.

Die Pflanzen dürfen dabei nicht gepflückt und ihre Habitate nicht beschädigt werden, da die Art in Deutschland unter Schutz steht. „Wenn die Blütezeit der Echten Schlüsselblume Ende Mai vorbei ist, werden die Daten aus ganz Europa ausgewertet. Wir werden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer über die Ergebnisse auf dem Laufenden halten“, sagt Träger.

Das Projekt soll dabei helfen zu verstehen, wie es um die Echte Schlüsselblume als Vertreterin bedrohter Arten bestellt ist. Ihr Bestand geht seit einigen Jahrzehnten immer weiter zurück. „Im vergangenen Jahr hatten wir trotz der Pandemie aus vielen Ländern sehr interessante Ergebnisse. Wir hoffen, dass die Menschen das Projekt auch in diesem Jahr nutzen, um ein wenig Ruhe und Ausgleich in der Natur zu finden, und uns ihre Beobachtungen zur Verfügung stellen“, sagt Projektleiterin Dr. Tsip Aavik von der Universität Tartu in Estland.

Weitere Informationen zum Projekt unter: https://nurmenukk.de/

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