Das Universitätsklinikum Leipzig (UKL) verfügt jetzt als deutschlandweit dritte Klinik über das modernste kombinierte System aus Positronenemissionstomographen (PET) und Computertomographen (CT). Das leistungsstarke Ganzkörper-PET-CT-System ermöglicht den Patient/-innen in der Klinik und Poliklinik für Nuklearmedizin des UKL jetzt schnellere und schonendere Untersuchungen zur Abklärung und Therapiebegleitung vor allem von Tumorerkrankungen.

„Das neue Gerät ist mit seiner besonderen Leistungsfähigkeit ein Meilenstein für die onkologische Diagnostik“, betont Prof. Christoph Josten, Medizinischer Vorstand des Universitätsklinikums Leipzig, anlässlich der feierlichen Einweihung des Gerätesystems am 19. Juni 2023. „Damit ergänzen wir als Maximalversorger mit einem onkologischen Zentrum unser Leistungsspektrum um einen ganz wesentlichen Baustein“, so Josten.

Der neue Biograph Vision Quadra von Siemens biete vor allem für die Behandlung von Krebspatient/-innen am UKL eine ganz neue Qualität der Diagnostik und der darauf basierenden individuellen Therapie. 

„Das System ermöglicht nicht nur eine genauere Darstellung, sondern liefert diese Bilder auch schneller und mit deutlich verringerter Strahlenexposition“, erläutert Prof. Osama Sabri, Direktor der Klinik und Poliklinik für Nuklearmedizin am Universitätsklinikum Leipzig.

So können Ganzkörper-PET-Untersuchungen jetzt in zwei bis drei statt wie bisher in 20 bis 30 Minuten durchgeführt werden. Im Bedarfsfall kann diese Zeit sogar auf unter 60 Sekunden verkürzt werden – ein wesentlicher Vorteil unter anderem für Notfälle oder Menschen, für die eine Untersuchung in dem engen Gerät aus physischen oder psychischen Gründen belastend ist. 

Dabei kann, anders als bei vielen Geräten, der Körper von Kopf bis Schenkelmitte gleichzeitig untersucht werden. Ein weiterer wesentlicher Vorteil: Die durch die Untersuchung verursachte Strahlenexposition kann so verringert werden, dass sie im Bereich der durchschnittlichen jährlichen natürlichen Exposition in Deutschland liegt.

„Dadurch können wir eher als bisher sowie bei Bedarf wiederholt eine PET-CT-Untersuchung auch für besonders strahlungsempfindliche Patient/-innen wie Säuglinge, Kinder, Jugendliche oder Schwangere nutzen“, ergänzt Prof. Bernhard Sattler, Leiter Medizinische Physik und Strahlenschutz an der Klinik für Nuklearmedizin.

„Das wird möglich, da die Messtechnik die Strahlung fünf – bis zehnmal empfindlicher als digitale Standardsysteme erfasst und wir so mit deutlich kleineren Mengen verabreichter Radioaktivität auskommen, um die erforderliche Bildqualität zu erreichen.“

Da mit dem neuen Gerät zeitgleich die Stoffwechselvorgänge nahezu im gesamten Körper erfasst werden können, sind nun auch ganz neue diagnostische Verfahren, Abläufe und Methoden möglich.

„Aufgrund der höheren und schnelleren Verfügbarkeit der PET-CT können wir nun viel früher im Gesamtablauf bildgebender Diagnostik besser erkennen, ob eine Krebstherapie erfolgreich war und bei Bedarf wichtige Hinweise zur schnellen und genauen Anpassung geben“, so Prof. Sabri.

„Darüber hinaus eröffnen sich auch neue Möglichkeiten für die medizinische Forschung, denn wir sind jetzt in der Lage, vorher nicht unmittelbar zugängliche biologische Stoffwechselsignale während einer Krebstherapie mit einer ganz neuen Genauigkeit gleichzeitig für nahezu alle Organe und Organsysteme zu erfassen“, so der Nuklearmediziner weiter. „Von den so erzielten Erkenntnissen, unter anderem auch zum Einsatz neuer Medikamente, werden unsere Patient/-innen dann ebenfalls profitieren können“, ist Sabri überzeugt.

Für das Gerät sowie die umfangreichen damit verbundenen Baumaßnahmen wurden insgesamt circa 10 Millionen Euro aus Mitteln des Freistaats sowie Eigenmitteln des UKL investiert. 

„Über die große Investition von 9,6 Millionen Euro aus dem Landeshaushalt freue ich mich sehr. Denn sie machte die Anschaffung eines Systems möglich, das sowohl für klinische Anwendungen als auch für Translationsforschung zur Entwicklung von Therapien und Verfahren für bessere Behandlungsergebnisse konzipiert wurde – insofern verbinden wir mit diesem Tag auch Hoffnungen und Erwartungen für viele betroffene Menschen und ihre Angehörigen in Leipzig und weit über die Stadt hinaus“, sagte zur feierlichen Einweihung Sachsens Wissenschaftsminister Sebastian Gemkow.  

„Mit ihrer hohen Innovationskraft haben die beiden sächsischen universitären Krebszentren in Leipzig und Dresden die enge Verbindung von Forschung und Krankenversorgung zum Ziel – das Wissenschaftsministerium wird sie auf diesem Weg weiter unterstützen.“

Mit dem neuen Gerät verfügt die Klinik und Poliklinik für Nuklearmedizin des Universitätsklinikums in Leipzig jetzt über je ein PET-CT- und PET-MRT-System, drei SPECT-CT-Systeme und zwei Kleinfeld-Gamma-Kameras. Zusammen mit ihrer strahlenschutz- und arzneimittelrechtlich zertifizierten radiochemischen Produktionseinrichtung inklusive Zyklotron und GMP-Radionuklidlabor bietet die Klinik einschließlich der ebenso integrierten Schilddrüsenambulanz und der Radionuklidtherapiestation alle Möglichkeiten einer vollausgestatten Nuklearmedizin an einem Standort der universitären Maximalversorgung. 

Dank der deutlich kürzeren Messzeiten im neuen PET-CT können künftig auch mehr Patient/-innen schneller untersucht werden: Konnten mit dem Vorgängersystem nur maximal 12 Untersuchungen am Tag erfolgen, so können mit dem neuen Gerät jetzt deutlich über 20 Termine täglich vergeben werden.

„Unser großer Dank gilt allen mittel- und unmittelbar am Gelingen dieses Großgeräteprojektes Beteiligten“, bedankt sich Prof. Sattler. Dies seien vor allem das Team der Klinik, die Leitungen des Bau- und Installationsprojektes bei SIEMENS, die Bereiche Projektentwicklung und Materialwirtschaft des UKL sowie schließlich die handelnden Akteure und Firmen bei Bau und Installation vor Ort.

Sattler weiter: „Ohne diese verlässliche und vertrauensvolle Zusammenarbeit sowie kompetente und kontinuierliche aktive Begleitung wäre es nicht gelungen, auf der Basis des uns durch unsere Vorstände entgegengebrachten Vertrauens dieses ambitionierte Projekt im laufenden Klinikbetrieb und ganze zehn Tage vor dem Plan fertig zu stellen und mit der Einweisung und ersten Untersuchungen beginnen zu können“.

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