Mancher Connewitzer wundert sich ja schon: Warum bauen die nicht schon längst? - Ist doch alles geklärt mit dem Rewe-Einkaufsmarkt am Connewitzer Kreuz. Aber wie das so ist: Amtliche Mühlen brauchen ihre Zeit. Der neue Bebauungsplan ist gerade in der Diskussion. Und jetzt meldet auch der Ökolöwe seine Wünsche für den neuen Markt an. Denn ganz vorbildlich ist er noch nicht.

Es gibt mittlerweile einige Punkte, die auch der Umweltbund positiv bewertet – so die gelungene Rettung des benachbarten Wohnhauses Scheffelstraße 36, die Schließung der Raumkante an der Arno-Nitzsche- / Ecke Karl-Liebknecht-Straße und die Verringerung der ursprünglich geplanten Zahl von Stellplätzen. Aber richtig mutig ist – aus Sicht des Ökolöwen – nicht alles, was die Planer jetzt aufs Papier gebracht haben.

42 ebenerdige Stellplätze an dieser Stelle sind eigentlich immer noch zu viel. Derzeit gibt es im Hofgelände des Marktes gerade ein halbes Dutzend. Dafür liegt die LVB-Haltestelle direkt vor der Tür, auch wenn die Fußgängerbeziehungen sich heillos mit Kfz- und Radverkehr verknoten. Ein Problem, auf das schon die SPD deutlich hingewiesen hat.

Wichtig ist der neue Markt natürlich auch, die “deutlichen funktionalen Defizite” am Connewitzer Kreuz zu beheben, “da der Stadtraum durch zahlreiche angrenzende Brachflächen zerfließt. Es fehlt die Fassung, die ein so wichtiger Stadtraum wie das Connewitzer Kreuz dringend benötigt, um als starke Ortsteilmitte zu fungieren.”

Der Ökolöwe bedauert, dass sich die Planer nicht zu einer mehrgeschossigen Bauweise entschließen konnten. Auch die Stellplätze hätten durchaus auf dem Dach untergebracht werden können. Ein bisschen schwebt ihnen das vor, was der Konsum Leipzig mit seinen Neubauten als Architektur-Lösung präsentiert. Beispielhaft in der Könneritzstraße.Was natürlich die Frage aufwirft nach einer neuen Ästhetik und Einbindung von Supermärkten in Stadtstrukturen. Bislang hält sich die Stadt in dieser Frage sehr zurück, kann auch nur in wenigen Fällen die üblichen Baukasten-Varianten diverser Discounter verhindern, die allesamt auf das Prinzip “Parkplatz mit angehängtem Supermarkt” setzen. Was die Verkehrspolitik in Leipzig seit Jahren völlig aus dem Konzept gebracht hat. Denn die neuen Super-Zentren in Lindenau, Reudnitz und Gohlis setzen auf dasselbe Prinzip: Großer Parkplatz mit großem Einkaufsmarkt unten drunter.

Die Unterbringung der Stellplätze auf dem Dach stelle sich zumindest ökonomisch dar, so der Ökolöwe.” Das Prinzip ‘Supermarkt neben Parkplatz’ ist in Gewerbegebieten am Stadtrand legitim, jedoch nicht innerhalb eines kompakten Stadtteilzentrums.” Und man fragt sich, ob tatsächlich 42 Stellplätze gebraucht werden.

Explizit kritisiert der Ökolöwe, dass zwar die ursprünglich geplante Stellplatzzahl um 30 Prozent verringert wurde, weil der direkte ÖPNV-Anschluss vor der Tür mehr gar nicht notwendig macht. Das wären dann 30 Stellplätze gewesen. Doch dem Stadtplanungsamt wirft der Umweltverein vor: “Sie haben jedoch anschließend den Mittelwert verschiedener Rechenansätze gebildet und im Ergebnis 42 Stellplätze festgesetzt. Dieses Vorgehen erschließt sich uns nicht.”Auch die Argumentation, weniger Stellplätze würden nun erhöhten Suchverkehr in der Scheffelstraße auslösen, findet Enrico Vlach, umweltpolitischer Sprecher des Ökolöwen, nicht nachvollziehbar. “Diese Argumentation implementiert, dass dieser Missstand heute schon anzutreffen wäre, da die aktuelle Anzahl weit unter 30 liegt”, schreibt er. “Solch ein Missstand ist jedoch aktuell nicht festzustellen und ist demnach auch nach der Erweiterung auf 30 Stellplätze nicht zu erwarten.”

Deswegen solle die Zahl auf 30 begrenzt bleiben, um auch den Effekt zu erreichen, die Leipzigs Verkehrsplaner immer wieder behaupten: die verstärkte Nutzung umweltfreundlicher Verkehrsmittel. Denn mittlerweile dürfte man auch im letzten Planungszimmerchen begriffen haben, dass neue Stellplätze immer nur dazu einladen, dass noch mehr Leipziger bequemlichkeitshalber mit dem Auto zum Einkauf fahren. Vlach: “Die Begrenzung trägt ebenso zur Förderung des Umweltverbundes bei.”

Irgendwann müssen auch die Leipziger Stadtplaner Farbe bekennen, ob sie den Umweltverbund überhaupt wollen. Sie sitzen an den Stellschrauben. Vlach: “Der Standort weist durch die unmittelbare Nähe zu einem bedeutenden Knoten des öffentlichen Nahverkehrs eine hohe Lagegunst auf. Der Verbrauchermarkt konnte aufgrund dieser Lagegunst bisher wirtschaftlich sehr erfolgreich betrieben werden. Dies wird auch in Zukunft, unabhängig von der Stellplatzzahl, der Fall sein.”

Die 12 Stellplätze, die man eigentlich gar nicht braucht, könnte man sogar viel umweltfreundlicher nutzen: mit zwei Stellplätzen für Car-Sharing zum Beispiel und Platz für einen kleinen Markt. Und aus den geplanten 20 Stellbügeln für Radfahrer könnten durchaus 30 werden. Das würde ebenfalls mehr Käufer animieren, den Einkauf umweltfreundlich zu gestalten.

Die Stellungnahme des Ökolöwen als PDF zum download.

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