Die Arbeiten am Roßplatz sind beendet. Ganz ohne Schalmeienkapelle und große Worte hat die Stadt die umgebaute Kreuzung freigegeben. Doch damit ist der Umbau in dieser Ecke des Leipziger Verkehrsnetzes noch nicht zu Ende. In den Herbstferien ist - 300 Meter weiter südlich - die nächste Baustelle geplant: Hier wollen die LVB eine neue Haltestelle bauen. Noch gibt es hier keine.

Die Baumaßnahme wollen die Leipziger Verkehrsbetriebe (LVB) in die Herbstferien legen, vom 22. bis 31. Oktober ist sie geplant. Dabei sollen auch die Gleise in der Kurve Grünewaldstraße sowie der Windmühlenstraße saniert und instand gesetzt werden. Da diese Sanierungsmaßnahme sowieso fällig ist, wollen die LVB sie mit einem Projekt verbinden, das sie schon länger in der Schublade haben: dem Bau einer neuen Haltestelle in Höhe Härtelstraße.

“Wo genau wir die Haltestelle platzieren, daran arbeiten wir noch”, sagte Dirk Sikora, LVB Geschäftsbereichsleiter Investitionen und Liegenschaften, jüngst zur Baustellen-Pressekonferenz der LVB. “Aber den Plan, hier den Abstand zwischen den Haltestellen zu verkürzen, tragen wir schon länger vor uns her.”

Ähnliches passiert ja ab 2013 im Peterssteinweg, wo im Zuge der Baumaßnahme “KARLI” eine neue Haltestelle am so genannten “Münzplatz” entsteht und damit den Abstand zwischen den bisherigen Haltestellen Hohe Straße und Wilhelm-Leuschner-Platz halbiert. Den neuen Haltestellen liegt nicht nur der Wunsch zugrunde, für Benutzer der Straßenbahn mehr Aus- und Einsteigeangebote unterwegs zu schaffen. Man hat das Ganze im Hause LVB auch mit Felduntersuchungen unterlegt und kommt dabei zu der positiven Aussage, dass man gerade im Gebiet Härtelstraße das Fahrgastaufkommen deutlich erhöhen könnte. Immerhin ist das Zentrum Süd einer der prosperierenden Ortsteile, hier sind viele Studenten unterwegs – und das Quartier eignet sich auch als Modellprojekt, um auszutesten, wie die Wiederverdichtung eines Viertels mit der Erhöhung der umweltfreundlichen Verkehrsanteile (ÖPNV, Rad, Fußweg) zu vereinbaren ist. Denn auch wenn hier die Mieten steigen und mehr Wohnraum für Besserverdienende entsteht, bleibt der mögliche Parkraum beschränkt.Da steht natürlich die Frage: Lässt sich ein gehobener Lebensstil mit dem Verzicht aufs Auto verbinden?

Die Schaffung zusätzlicher Haltestellen könnte dabei eine wichtige Rolle spielen. Der Bau der neuen Haltestelle an der Kreuzung Grünewald- / Windmühlenstraße wäre auch ein weiterer möglicher Baustein für die von der Fraktion Bündnis 90 / Die Grünen gewünschten Markthalle an der Grünewaldstraße, auch wenn deren Verwirklichung mit vielen Fragezeichen versehen ist. Eins davon heißt natürlich “Freiheits- und Einheitsdenkmal”. Denn mit ihrer Fixierung auf die räumliche Gestaltung dieses Denkmals hat die Leipziger Stadtverwaltung auch ein Fragezeichen über die Neugestaltung des einstigen Stadtquartiers um die Markthalle gesetzt.

Dieses Quartier bildete auf der Westseite auch eine der Seiten des Königsplatzes, der heute Wilhelm-Leuschner-Platz heißt und künftig “Platz der Friedlichen Revolution” heißen soll. – Mit Denkmal drauf. Ob das ein lebendiges neues Stadtquartier befördert – völlig offen.

Der Neubau der Haltestelle Härtelstraße und die Instandsetzung der Gleise sind mit 1,75 Millionen Euro kalkuliert, gefördert wird das voraussichtlich vom Zweckverband Nahverkehr Leipzig, denn die Haltestelle an der Härtelstraße ermöglicht auch einen etwa kürzeren Übergang zum südlichen Stationszugang des City-Tunnels. Der steht – so wie es aussieht – mitten im künftigen Einheitsdenkmal.

Während der Baumaßnahme im Oktober ist mit Einschränkungen für den Kfz-Verkehr zu rechnen. Und die Straßenbahnen, die für gewöhnlich diese Route benutzen, werden zwangsläufig Umleitung fahren müssen. Das betrifft die Linien 2, 9 und 16.

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