Seit einem Jahr ist der Leipziger Osten frustriert. Das zugesagte Gymnasium kam im Schulbauprogramm bis 2016 nicht vor. Die Stadtverwaltung löste ein altes Versprechen nicht ein, platzierte den neuen Gymnasial-Standort lieber in Schönefeld. Die ehemalige Richard-Wagner-Schule wird zur Sprachförderschule. Da fühlte sich nicht nur der Stadtbezirksbeirat übergangen. Am 3. Juni beschäftigte sich die Dienstberatung mit der "Wichtigen Angelegenheit".

Das Ergebnis ist durchwachsen. Denn es bildet im Grunde ab, was die Akteure im Fördergebiet Leipziger Osten schon wussten: Die in Frage kommenden Standorte für ein Gymnasium wurden von der Stadt schlicht anders verplant. Neue Standorte aber sind schwer zu finden. Zumindest das kann der Stadtbezirksbeirat als positive Meldung verbuchen: Die Stadtspitze schreibt ein Gymnasium für das Gebiet nicht völlig ab.

“Im Rahmen der Fortschreibung des Schulentwicklungsplanes wird ein Vorschlag zum weiteren Vorgehen für ein Gymnasium im Leipziger Osten vorgelegt. In diesem Zusammenhang wird in einer Machbarkeitsstudie geprüft, ob am geplanten Mittelschulstandort Ihmelstraße zusätzliche angrenzende Flächen für die zusätzliche Nutzung als Gymnasialstandort nutz- und verfügbar sind”, lautet nun der Alternativvorschlag der Verwaltung. Was aber auch heißt: Da man noch keinen verfügbaren Platz hat, kann bis zum gewünschten 30. Oktober 2013 kein Planungsbeschluss für ein Gymnasium im Leipziger Osten vorgelegt werden. Und die Verwaltung sieht jetzt die Handlungsschwerpunkte woanders: “Zudem besteht bis einschließlich 2016 die Notwendigkeit, gymnasiale Kapazitäten in anderen Bedarfsräumen zu schaffen. Das betrifft laut Schulentwicklungsplan Gymnasien im Planungsraum Zentrum, Süd, im Planungsraum West, Südwest, Alt-West sowie im Planungsraum Nord, Nordwest, Nordost und Zentrum-Nord, “in denen sich bereits jetzt Kapazitätsengpässe in den vorhandenen Gymnasien abzeichnen.”

Und dann wird aufgelistet, was man im Osten alles schon anders geplant hat:

1. Der Standort der ehemaligen Richard-Wagner-Schule in der Karl-Vogel-Straße wird für die Sprachheilschule “Käthe-Kollwitz” hergerichtet. Ein entsprechender Planungsbeschluss zur Komplexsanierung und zum barrierefreien Umbau des Schulgebäudes wurde in der Ratsversammlung am 20. September 2012 gefasst.
2. Der Schulstandort des BSZ 7 in der Neustädter Straße soll zukünftig das Hauptgebäude für das BSZ 7 werden. “Mit der Zusammenführung des BSZ 7 an einem Standort kann eine Optimierung der sächlichen, personellen und räumlichen Ressourcen erreicht werden. Die Pausenfreifläche und der Flächenbedarf für eine Sportfreifläche/Sporthalle wären an dem Standort für ein 4-zügiges Gymnasium nur in einem unzureichendem Maße gegeben”, begründet die Verwaltung diese Entscheidung. “Es bestehen große Flächendefizite, die aufgrund der vorliegenden Infrastruktur nicht behoben werden können.”

3. Auch am Standort Torgauer Platz/Benningsenstraße sieht die Verwaltung künftig kein Gymnasium: “Beide Standorte wurden im Zusammenhang mit der Erarbeitung der Vorlage ‘Neue Schulstandorte für Leipzig – strategische Flächensicherung der Stadt Leipzig, DS Nr. V/2052’ auf Geeignetheit geprüft. Das Grundstück am Torgauer Platz befindet sich im Privateigentum und wurde mit der Priorität als Mittelschulstandort eingestuft, sofern Bestandsobjekte im Umfeld nicht reaktivierbar sind. Dieser Standort liegt in unmittelbarer Nähe des neuen Gymnasiums in der Gorkistraße und der Gustav-Hertz-Schule, so dass dieser Standort für ein weiteres Gymnasium als ungeeignet angesehen wird.”

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4. Bleibt noch der Schulstandort der ehemaligen 18. Schule, der Hermann-Liebmann-Schule in der Ihmelsstraße. Aber auch hier hat ein Gymnasium keine Priorität: “Das Schulobjekt in der Ihmelsstraße wird dringend für einen Mittelschulstandort in dem Stadtgebiet gebraucht. Die Prognose der Schülerzahlentwicklung geht von einem weiteren Anstieg des Bedarfs nach Mittelschulplätzen in dem Planungsraum aus. Insofern muss ab dem Schuljahr 2018/19 versorgungsnah ein zusätzlicher vierzügiger Schulstandort zur Verfügung stehen. Der Schulstandort Ihmelsstraße eignet sich, aufgrund der vorhandenen stadteigenen Flächen, ideal als 4-zügiger Mittelschulstandort. Dieser Schulstandort kann für die dringend benötigte Mittelschule relativ schnell reaktiviert werden. Für ein 4-zügiges Gymnasium und eine 4-zügige Mittelschule reicht die derzeit zur Verfügung stehende stadteigene Fläche (von ca. 13.770 m²) nicht aus.” Um beide Schultypen an diesem Standort unterzubringen, braucht man allein für das Gymnasium ein Grundstück der Größe 17.920 m² und für die Mittelschule 13.440 m². Und das noch ohne Freianlage für Schulsport. “Weitere angrenzende Flächen werden in einer Machbarkeitsstudie auf ihre Nutz- und Verfügbarkeit für einen zusätzlichen Gymnasialschulstandort geprüft”, betont die Verwaltung.

5. Und auch in der Lutherstraße/Nähe Friedrich-List-Platz ist nichts möglich: “Das Grundstück an der Lutherstraße befindet sich in Privateigentum. Für diesen Standort ist derzeit die Nutzung als Kitastandort geplant. Damit steht für einen Schulstandort nicht genügend Fläche zur Verfügung.”

Wahrscheinlich müssen jetzt die Akteure im Leipziger Osten selbst losziehen und Alternativvorschläge machen. Denn augenscheinlich geht aus Verwaltungssicht im Osten nichts mehr.

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