Über Jahre beschäftigte die Diskussion um einen möglichen neuen Supermarkt an der Ecke Scheffelstraße /Kochstraße die Connewitzer. Es dauerte eine Weile, aber am Ende lenkten TLG und REWE ein und setzten doch wieder den Neubau auf dem angestammten Gelände an der Ecke Karli/ Scheffelstraße auf den Plan. Seitdem grünte es weiter auf dem Grundstück an der Kochstraße. Seit Kurzem steht ein Schild da: die TLG will das Grundstück verkaufen.

Immerhin 11.650 Quadratmeter in einem lebendigen Stadtteil. Teilweise noch mit alten Backsteinbauten besetzt, die man durchaus umnutzen könnte, wenn man die Phantasie dazu hat. In den verschiedenen Bürgergesprächen von REWE, TLG und Stadtteilverein wurden genug Ideen geäußert, die auch etwas mit dem zu tun haben, was in Connewitz gebraucht wird – von bezahlbaren, kleinteiligen Gewerberäumen und Ateliers war die Rede. Auch eine Spielmöglichkeit für Kinder wurde angefragt. Eine gute Idee wäre natürlich auch, das Gelände für eine der dringend gebrauchten Kindertagesstätten zu nutzen.

Nur wird die Stadt Leipzig wohl die benötigten 2,7 Millionen Euro nicht übrig haben. Es sei denn, der Stadtrat hat den Mumm, das Geld kurzfristig bereitzustellen. Immerhin 230 Euro je Quadratmeter. Das ist auch noch über den aktuellen Bodenrichtwerten für 2012. Die wurden vom Gutachterausschuss an dieser Stelle mit 180 Euro je Quadratmeter beziffert.Dass die TLG die Planungen für dieses Grundstück eingestellt hat, hat auch damit zu tun, dass der Stadtrat einer wesentlichen Änderung der Bebauungspläne für das Areal nicht zustimmen würde. “Wohnen, Handel, Dienstleistung” empfiehlt die TLG auf dem großen Schild, das um Käufer wirbt. Online legt sie den Käufern eine Bebauung mit Mehrfamilienhäusern nahe.

Der Bebauungsplan von 2009 legt entlang der Scheffelstraße und der Kochstraße eine straßenbegleitende Bebauung nahe, die sich in Höhe und Bautiefe an den westlich bzw. südlich angrenzenden Gründerzeitgebäuden orientiert und damit die Schließung des aufgerissenen Blockrandes ermöglicht. Es ist eine gemischte, dem städtebaulichen Umfeld entsprechende Nutzung vorgesehen.

Im Erdgeschoss wäre durchaus die Etablierung von Einzelhandels- oder Gastronomieflächen denkbar – nur halt nicht in den größeren Dimensionen, wie es mal für den REWE-Markt angedacht war. Aufgrund der Grundstückstiefe ist eine aufgelockerte Bebauung auch in zweiter Reihe umsetzbar. Hier ist die Errichtung von Stadtteilhäusern, aber auch von kleinen Mehrfamilienhäusern vorstellbar. Ausnahme – wie erwähnt – das ehemalige Fabrikationsgebäude auf dem Flurstück 296 (Kochstraße 122), das steht unter Denkmalschutz. “Die brachliegende Liegenschaft eignet sich aufgrund der innerstädtischen Lage ideal für eine Projektentwicklung”, betont die TLG. Und: “Der Kaufpreis dient lediglich zur Information und stellt kein verbindliches Angebot dar.”

Und wenn sich gar ein Projektentwickler findet, der ein paar Sorgen der Stadt mitberücksichtigt, könnte das eine durchaus lebendige Ecke werden.

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