Am Mittwoch, 17. Juli, startete ganz offiziell Baulos 2 (Wasserbau) beim Durchstich vom Lindenauer Hafen zum Karl-Heine-Kanal. Es beinhaltet hauptsächlich Erdarbeiten. Die Gesamtkosten betragen rund 3,86 Millionen. Die Kosten ordnen sich damit in den Rahmen ein, den der Stadtrat in seinem Beschluss zur Gesamtfinanzierung der Gewässerverbindung und der Erschließung des zentralen Bereichs mit 18,1 Millionen Euro veranschlagt hat.

Finanziert wird die Maßnahme im Wesentlichen im Zuge der Initiative “Joint European Support for Sustainable Investment in City Areas (JESSICA)” der EU. Mit dem so genannten Stadtentwicklungsfonds können bedeutsame Entwicklungsprojekte vorfinanziert werden, teilt die Stadtverwaltung mit. Die Refinanzierung stehe den Kommunen nachfolgend für die Finanzierung weiterer Projekte zur Verfügung. O-Ton Stadt Leipzig: “Der Stadt Leipzig ist es mit dem Projekt erstmalig in der Europäischen Union gelungen, dieses neue und zukunftsweisende Finanzierungsinstrument anzuwenden. Die Refinanzierung der für den Wasserbau eingesetzten Mittel erfolgt aus den zukünftigen Grundstückseinnahmen.”

Aus welchen Grundstückseinnahmen? – Den Part durfte am Mittwoch beim Vor-Ort-Termin am Lindenauer Hafen Alfons Huwe, Geschäftsführer Treuhänderische Sanierungsträgerin LESG, erläutern. Die LESG ist die städtische Erschließungsgesellschaft, die auch für die Entwicklung des neuen Wohngebietes am Lindenauer Hafen federführend ist. Dabei gab es anfangs gar nichts zu erschließen, weil ein Großteil des gewünschten Baugeländes nicht in städtischem Besitz war.Also hat die LESG großflächig angekauft – über 6.000 Quadratmeter von der Firma Engert, die an der Plautstraße ihren Betriebssitz hatte, 17.000 Quadratmeter von der Firma LeiKra, deren Logo die Leipziger von einem der beiden Hafen-Silos grüßt, 11.000 Quadratmeter von der Deutschen Bahn, die hier natürlich noch einen der vielen Gleisanschlüsse besaß, mit denen zu Carl Heines Zeiten der Leipziger Westen erschlossen wurde. Am Ende war seine eisenbahntechnische Erschließung des Plagwitz-Lindenauer Industriereviers viel sinnvoller und leichter zu bewerkstelligen als eine Erschließung auf dem Wasserweg. Bis 1990 haben diese Schienenstränge bis direkt in die Werkhallen ihren Sinn erfüllt. Da und dort sieht man die Reste der Schienen auch noch im Baugrund am Lindenauer Hafen.

Ein Schienenprojekt wird künftig auch wieder ausgebaut: die Museumsbahn wird eine neue Gleisfortsetzung bis auf Höhe der neuen Brücke über das neue Kanalstück bekommen. Als Attraktion in diesem neuen Wohngebiet. Das Gleis verläuft durch die parkähnliche Landschaft, die die Wohnquartiere am Hafen von der Bebauung an der Plautstraße trennt.

Und während die Firma Tesch jetzt 200.000 Kubikmeter Erde aus dem neuen Kanalstück abtransportiert, haben die Erschließungsarbeiten für die neuen Wohnquartiere begonnen.Die Erschließungsmaßnahmen kosten etwa 1,81 Millionen Euro und fallen damit niedriger aus als ursprünglich veranschlagt. Ausgeführt werden sie von der Finsterwalder Bau-Union GmbH. Die Finanzierung erfolgt im Rahmen des Bund-Länder-Programms Stadterneuerung. Sie umfassen unter anderem den Bau von 6.400 Quadratmeter Straßen- und Wegeflächen und neue Wasser- und Abwasserleitungen sowie die Anlage jenes neuen Haltepunktes als Voraussetzung für eine zukünftige Verlängerung der Museumsbahn bis zum Wassertorplatz. Außerdem werden 52 Allee- und Solitärbäume gepflanzt. Die Bebauung des Areals könnte bereits 2014 beginnen.

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Ob das klappt, hängt jetzt vom Wettbewerbsverfahren ab. Über das Interesse der Investoren am Investorenauswahlverfahren hat selbst Alfons Huwe gestaunt. 17 haben sich daran beteiligt. Und dabei für jedes der sechs Einzellose jedes Mal mehrere. Die Dienstberatung des OBM am 16. Juli hat nun beschlossen, Verhandlungen mit den jeweils platzierten Wettbewerbsteilnehmen aufzunehmen, so dass noch Ende 2013 die ersten Verträge gemacht werden könnten. 2014 könnten dann die Bauarbeiten im ersten, 32.000 Quadratmeter großen Bauabschnitt direkt am östlichen Hafenende beginnen.

Die Erschließung des 2. Bauabschnitts ist für 2014 geplant. Er schließt sich östlich an den ersten Bauabschnitt an und ist etwa 20.000 Quadratmeter groß. Die Bauarbeiten könnten hier auch 2014 beginnen.

Das sind natürlich die Grundstücke, deren Verkauf dann wieder den JESSICA-Fonds füllt.

Die Vision vom Wohnen am Lindenauer Hafen: www.leipzig.de/de/buerger/stadtentw/stadtern/gebiete/westen/hafen/index.shtml

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