Wenn die Hausbesitzer nicht mitspielen, dann sind auch die ambitioniertesten Gebäuderettungsprogramme der Stadt Leipzig für die Katz. 2008 war es, da meldete die Stadt, sie wolle 250.000 Euro zur Rettung der beiden Wohnhäuser Sternwartenstraße 38 und 40 zur Verfügung stellen, um die beiden Gebäude von 1862 und 1873 zu retten. Doch jetzt droht dem Gebäude Nr. 40 der endgültige Abriss.

“Nach langen Bemühungen um den Erhalt des seit Jahren leer stehenden und schwer baufälligen Gebäudes Sternwartenstraße 40 ist nun ein Zustand eingetreten, in dem die Bauaufsicht tätig werden muss”, teilt nun das Amt für Bauordnung und Denkmalpflege mit. “Der Eigentümer ist jetzt von der Bauaufsicht aufgefordert worden, die Gefahr, die das Gebäude in seinem jetzigen Zustand darstellt, zu beseitigen. Widrigenfalls drohen empfindliche Zwangsmaßnahmen bis hin zum Abbruch.”

Wer das Haus vor Ort besichtigt, sieht, dass hier seit 2008 nichts passiert ist. Im Gegenteil. Das Haus, das 2008 noch einen stabilen Eindruck machte, ist längst in großen Teilen in sich zusammengestürzt. Hier hatte ein Hausbesitzer unübersehbar wenig Interesse daran, etwas zum Erhalt des Baudenkmals zu tun.

Das Haus stürzt immer weiter ein, die Standsicherheit ist nicht mehr gegeben, teilt denn auch das Bauordnungsamt mit. Der Fußweg davor ist bereits seit 2010 gesperrt, eine Maßnahme, die laut Gesetz nur für eine zumutbare Zeit zulässig ist und keine Dauerlösung darstellen kann.Dabei hatten die Worte des damaligen Baudezernenten Martin zur Nedden noch euphorisch geklungen: “Mit den Häusern Sternwartenstraße 38 und 40 können zwei wichtige Exempel für das hohe Niveau im Leipziger Mietwohnungsbau des 19. Jahrhunderts erhalten werden. Wie hoch ihre gestalterische Qualität ist, kann man ja jetzt noch trotz ihres schlechten Bauzustandes an den Straßenfassaden erkennen. Als Teil der auf der Südseite der Sternwartenstraße noch geschlossenen Blockbebauung aus dem 19. Jahrhundert sind sie ein wesentliches gründerzeitliches Element.”

Das seit langem denkmalgeschützte Haus Sternwartenstraße 40 wurde im Jahre 1873 für den Buchbindereibesitzer Julius Hager erbaut, der in den beiden unteren Geschossen seine Werkstatt betrieb. Der Entwurf stammt von dem Leipziger Baumeister Bernhard Leuthier. Bis 2005 waren verschiedene Unternehmen des graphischen Gewerbes in dem Gebäude ansässig. Eine Perspektive für das Haus Sternwartenstraße 40 wie auch für das Nachbargebäude (Nr. 38) eröffnete sich, als die ruinösen Bauten des zuletzt vom Zentralantiquariat genutzten Nachbargrundstücks abgebrochen wurden.

“Die 2008 begonnene Instandsetzung blieb leider bereits während des erforderlichen Teilabbruchs des mittlerweile stark beschädigten Gebäudes stecken”, so das Bauordnungsamt. “Die Absichten des Eigentümers, es zu sanieren und darin Eigentumswohnungen zu schaffen, wurden nicht verwirklicht. Die Versuche, mit Unterstützung des Amtes für Bauordnung und Denkmalpflege einen neuen Eigentümer zu finden, haben leider zu keinem Ergebnis geführt.”

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