Ein Problem hat Probstheida durch den wachsenden Betrieb rund ums Herzklinikum jetzt schon: einen drastisch gestiegenen Autoverkehr, der Straßen und Parkplätze verstopft. Die diskutierten Straßenbahntrassen können nur eine Vision für die Zukunft sein. Die akuten Verkehrsprobleme belasten den Ortsteil aber jetzt schon. Auch dazu gibt es eine Einwohneranfrage, die am 22. Januar Beantwortung finden soll.

In seiner Einwohneranfrage fragt Gerhard Bose nach der zu erwartenden zusätzlichen Lärm- und Luftbelastung durch die geplante Klinikerweiterung infolge des steigenden Individualverkehrs.

“Wie aus den Unterlagen der Stadt Leipzig zu entnehmen ist, sind in der Strümpellstraße die gesetzlich zulässigen Lärmgrenzen infolge des KFZ-Verkehrs bereits jetzt sowohl tagsüber, als auch nachts überschritten (siehe www.leipzig.de/umwelt-und-verkehr/luft-und-laerm/laermschutz/laermkartierung-und-berechnungsvorschriften). Hierbei ist noch nicht einmal die Lärmemission infolge des Hubschrauberverkehrs zum Klinikum berücksichtigt”, bemerkt er an und geht damit auf ein Lärmproblem ein, das von der Stadtverwaltung bislang völlig ignoriert wird, das aber auch bei allen Ansiedlungsplänen für das Herzklinikum nie wirklich diskutiert wurde. Der tägliche Hubschrauberbetrieb über der Stadt verlärmt nicht nur Probstheida.

“Wie bekannt ist, liegt die Haupteinflugschneise zum Herzzentrum und zum Parkkrankenhaus oberhalb der Strümpellstraße”, stellt Bose fest. “Ähnlich negativ sieht es hinsichtlich der Luftverschmutzungswerte in der Strümpellstraße aus, da zu erwarten ist, dass gesetzlich fixierten Grenzwerte für die Luftverschmutzung überschritten werden. Der im Dezember 2009 in Kraft getretene Luftreinhalteplan der Stadt Leipzig soll dies jedoch gewährleisten. Die geplante Klinikerweiterung, welche zwangsläufig zu einem höheren Verkehrsaufkommen führt, verschlechtert diesen Umstand hinsichtlich Lärm- und Luftbelastung umso mehr.

Wie aus den Planungsunterlagen der Stadt Leipzig und der Masterplanung zur Klinikerweiterung zu entnehmen war, wird eine Verdoppelung des Individualverkehrs erwartet (momentane tägliche Frequentierung von 4.700 Personen über Individualverkehr, prognostisch mehr als 11.000 Personen insgesamt, davon ca. 8.800 Personen über Individualverkehr bei optimalen ÖPNV-Anteil von 20 % ). Die Strümpellstraße ist momentan die einzige Hauptzufahrtsstraße und kann diesen zusätzlichen Verkehr unmöglich aufnehmen. Selbst wenn man die Franzosenallee als weitere zusätzliche Hauptzufahrtsstraße einrichten würde, führe dies alleine zu keiner Lösung der Verkehrsprobleme sowie der damit verbundenen Umweltprobleme. Diese Situation würde weiter verschärft, wenn die Straßenbahnanbindung des Klinikums über Probstheida erfolgen würde.”
Da bei der Stadt Leipzig noch nicht einmal über eine zweite Zufahrtsstraße aus Richtung Stötteritz nachgedacht werde, ergeben sich für Bose dann folgende Fragen:

“a) Lässt die momentane Situation entlang der Strümpellstraße und der Franzosenallee überhaupt einen zusätzlichen Lärmeintrag durch eine zusätzliche Straßenbahn und zusätzlichen Individualverkehr zu (ohne dabei gesetzliche Vorschriften sowie verkehrs- und städtebaulichen Standards zu verletzen)?

b) Welche Konzepte gibt es, die eine Einhaltung der Lärm- und Luftverschmutzungsgrenzen entlang der Strümpellstraße garantieren?”

Für Sven Zieger folgt aus der ganzen verzwickten Diskussion auch die Frage nach einem Gesamtverkehrskonzept für den Ortsteil. In der Bürgerwerkstatt im November wurde zwar die überörtliche Einbindung diskutiert. Aber das im Wesentlichen beschränkt auf Straßenbahn- und Busanbindung. Nur einige der eingeladenen Bürger mahnten auch an, dass auch andere Verkehrsarten bedacht werden müssen, wenn der Verkehr in Probstheida überhaupt irgendwie zukunftsfähig und umweltverträglich sein soll.

Aber wer ist dafür eigentlich zuständig, fragt sich Sven Zieger. “Im Rahmen der geplanten Erweiterung des Klinikstandortes Probstheida (Herzzentrum, Parkkrankenhaus) wurde seitens des Stadtplanungsamtes lediglich eine Erweiterung des Straßenbahnnetzes vorgestellt. Ein Gesamtverkehrskonzept ist nicht zu erkennen und wurde auch trotz vehementer Einsprüche während der Bürgerwerkstatt nicht in Angriff genommen. Wie die zu erwartende Zunahme des Individualverkehrs bewältigt werden soll, ist mit einer Straßenbahnerweiterung nicht zu beantworten. Meines Wissens wurden bisher alle Planungen, Straßenbahntrassen betreffend, vom Verkehrs- und Tiefbauamt bearbeitet. – Warum wird für eine so wichtige, einschneidende Änderung nicht das Verkehrs- und Tiefbauamt mit der Untersuchung der zu erwartenden Verkehrsströme und Planung zukünftiger Verkehrsinfrastruktur beauftragt?”

Und so lauten seine Fragen:

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1.) Wie soll die im Masterplan CLI beschrieben interne Verkehrsführung Klinikum, mit dem zu erwartenden Verkehrsaufkommen, in ein Gesamtverkehrskonzept für den Leipziger Südosten und darüber hinaus angebunden werden?

2.) Wie können dabei die betroffenen Wohngebiete(Alt-Probstheida, Strümpellstraße, Sonnenpark, Stötteritz) verkehrsberuhigt erhalten b.z.w. optimiert werden?

3.) Warum wird die von allen Anwohnern der umliegenden Ortsteile akzeptierte Variante einer erweiterten, optimierten Busanbindung des Klinikstandortes mit Freihaltung einer Straßenbahntrasse der Linie 4 (nördliche Anbindung) nicht als Priorität 1 gesetzt?

Zum Teil 3 vom 15. Januar 2013 auf L-IZ.de
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