Braucht Grünau ein Stadtteilentwicklungskonzept? Oder ist das nun vorbei, wo der Stadtteil im Leipziger Westen sich in den letzten Jahren sichtlich stabilisiert hat? Rückt er damit nicht wieder ins falsche Licht, wie die Wohnungsbaugenossenschaften kritisiert haben? - Nein, meint Leipzigs Baubürgermeisterin Dorothee Dubrau. Gerade weil sich Grünau stabilisiert hat, muss sich die Entwicklungsstrategie neu sortieren.

Am Donnerstag, 20. Februar, stellte die Baubürgermeisterin die Eckpunkte für ein Integriertes Stadtteilentwicklungskonzept vor. Darin geht es vor allem um Themen, die für die weitere Entwicklung Grünaus besondere Bedeutung haben. Derzeit ist die 2007 beschlossene “Entwicklungsstrategie Grünau 2020” die konzeptionelle Grundlage für die Stadtteilerneuerung. Diese Strategie ist vor allem auf bauliche und wohnungspolitische Fragen fokussiert.

Inzwischen haben sich aber die demographischen Rahmenbedingungen verändert und wichtige Projekte sind realisiert worden. Deshalb sollen die bisherigen Zielsetzungen für Grünau geprüft und an die neuen Bedingungen angepasst werden. Besonderes Gewicht wird dabei Themen wie Bildung, Gesundheit und Umwelt zukommen. Zukunftsthemen, die auch die demografische Entwicklung im Stadtteil umfassen. Der Streit um die 100. Schule zeigt, dass auch in der Grünauer Bildungslandschaft drängender Handlungsbedarf ist. Wird Grünau wieder attraktiv für Familien mit Kindern? Wie lässt sich das mit der Lebensfreude der zunehmend älteren (Ur-)Einwohner vereinen und ergibt ein Ganzes?

Ein Integriertes Stadtteilkonzept ist Voraussetzung für die Nutzung von Geldern der Städtebauförderung, betont die Baubürgermeisterin.

Derzeit werden in Grünau die Programme “Die Soziale Stadt” und “Stadtumbau Ost” eingesetzt. Geprüft werden darüber hinaus auch Möglichkeiten zur Inanspruchnahme von Mitteln aus den EU-Strukturfonds.

Im ersten Erarbeitungsschritt für das neue Konzept sollen aus den Planungen und Konzepten der Fachämter die Aussagen zur Grünauer Entwicklung zusammengetragen und miteinander verzahnt werden. Dieser Prozess sei derzeit im Gange, so Dubrau.

Im Anschluss daran sind Themenabende und Werkstattgespräche im Stadtteil vorgesehen, bei denen Bürger und Akteure des Stadtteils ihre Ideen zu den einzelnen Themen einbringen können. Eine gute Grundlage dafür bildet das 2010 im Stadtteil erarbeitete Grünauer Stadtteilprofil.

Mitte des Jahres sollen dann die Ergebnisse des gesamtstädtischen Wohnungspolitischen Konzeptes in das Grünauer Konzept einfließen. Das Grünauer Konzept soll jedoch stärker die Qualitäten als die Quantitäten des Wohnungsmarktes thematisieren, betont die Baubürgermeisterin in Richtung Wohnungsgenossenschaften. Was natürlich die Diskussion eröffnet um die Lebensqualitäten des Quartiers. Welche Qualitäten und Strukturen braucht es, um auch wieder für junge Familien zu funktionieren?

Was ja nicht nur eine Grünauer Diskussion ist. Aber da Grünau Fördergebiet ist, kann hier so manches umgesetzt werden, wofür andernorts die (Förder-)Gelder fehlen.

Schließlich soll das Integrierte Stadtteilentwicklungskonzept im Stadtrat beschlossen werden. Damit erhalten die für Grünau aufgestellten Ziele sowohl für Politik und Verwaltung als auch für Bürgerschaft und die Akteure vor Ort eine höhere Verbindlichkeit.

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