Noch ist das Ausbauprogramm für Kinderstätten in Leipzig nicht geschafft. Die Geburtenzahlen sind auf hohem Niveau. Und gerade in den von jungen Familien bevorzugten Stadtteilen fehlt es an Plätzen. In Schleußig wäre eigentlich Platz, findet die Verwaltung. Derzeit prüft sie den alten Garagenstandort an der Holbeinstraße/Ecke Oeserstraße auf seine Eignung als Kita-Bauplatz. Zustimmung bekommt sie dafür schon von den Grünen.

“Wir begrüßen die Absicht der Verwaltung, in der Holbeinstraße eine Kita zu bauen, sehr”, erklärt Michael Schmidt, Stadtrat und familienpolitischer Sprecher der Fraktion. “Der jüngste Stadtteil Leipzigs hat das geringste Vor-Ort-Angebot an Kita-Plätzen. Daher hat für meine Fraktion der Bau einer Kita auf einer städtischen Fläche Priorität. Wir wissen sehr wohl um die kritische Pkw-Stellplatz-Situation in Schleußig, weswegen unser Ziel ist, einen potenziellen Investor für eine integrierte Lösung zu gewinnen, die unter der Kita Tiefgaragenmöglichkeiten für Anwohner, auch als Ausgleich für die wegfallenden Garagenstellplätze, vorsieht. Nun ist es an der Verwaltung, eine zügige Lösungsfindung zu erreichen und so den Kitabau voranzubringen und möglichst bis 2015 zu realisieren.”

Der Stadtteil Schleußig hat im vergangenen Jahrzehnt einen enormen Bevölkerungszuwachs (2000: 8.774 Einwohner, 2013: 12.546) und vor allem einen Zuwachs an Familien erfahren. Junge Menschen sind zugezogen und haben Kinder bekommen, der Stadtteil hat sich weiter verjüngt (Altersdurchschnitt im Jahr 2000: 37,3 Jahre, 2013: 35,4, Vgl. Leipzig gesamt ca. 44 Jahre). Die Jugendquote, also die Zahl der Kinder unter 15 Jahre, hat sich von 2000 bis 2013 von 20,8 auf 28,6 Prozent erhöht, die Geburten von 125 (2000) auf 223 (2013) fast verdoppelt.

Die stark angewachsene Zahl neugeborener Kinder hatte jedoch keinen bedarfsgemäßen Zuwachs an Kindertagesstätten zur Folge. Stattdessen wurde die Zahl der Kindertagesstätten von 4 auf 3 reduziert, da der ehemalige Waldkindergarten in der Könneritzstraße vom Hauseigentümer gekündigt wurde und umziehen musste. Verfügbare Grundstücke in Schleußig sind Mangelware, die Stadt hat sich jedoch auch selbst in den vergangenen Jahren nicht um den Erwerb privater Liegenschaften bemüht. Abgelehnt wurde dies beispielsweise im Jahr 2009, als die Grünen-Fraktion ein Grundstück in der Nonnenstraße favorisierte, auf dem mittlerweile der Bau hochwertiger Eigentumswohnungen im Gange ist.

Aus einem Verwaltungsstandpunkt vom Februar 2014 geht nunmehr hervor, dass “der Standort (Holbeinstraße/Oeserstraße – momentan Garagenhof) derzeit primär unter Bedarfsgesichtspunkten für eine dringend zusätzlich erforderliche Kita in Schleußig betrachtet” wird. Weiter heißt es: “In der Abwägung zwischen einer Kita und dem privaten Stellplatzbedarf ist der Kita-Nutzung auch unter dem Gesichtspunkt der Verkehrsvermeidung durch eine wohnortnahe Kitaversorgung der Vorrang zu geben.” (VSP zum Antrag V/A 462/13).

Wobei natürlich die Frage ist, ob die Verbindung von Pkw-Stellplätzen mit einer Kita eine gute Idee ist. So ganz konkret sind die Pläne der Stadt auch noch nicht. Sie prüft noch. In der aktuellen Übersicht des Amtes für Jugend, Familie und Bildung zu Kitabaumaßnahmen ist in der Holbeinstraße nunmehr für 2016 ein nicht näher ausgeführter Kitaneubau geplant.

Viel zu wenig, um sich überhaupt ein Bild zu machen. Also haben die Grünen erst mal eine Anfrage formuliert, die ein bisschen Klarheit in die Sache bringen soll.

“Handelt es sich bei dem geplanten Standort um den vorhandenen Garagenkomplex Holbeinstraße/Oeserstraße?”, fragen sie darin. “Welche Pläne bestehen zu den dann wegfallenden Stellplätzen? Ist der Bau einer Tiefgarage unter dem geplanten Kitabau vorgesehen? Wird dazu mit einem Investor verhandelt? Wieso soll die Kita erst 2016 ans Netz gehen. Warum ist es nicht möglich im bedarfsreichen Schleußig den dringend benötigten Kitabau bis 2015 zu realisieren?”

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