Manchmal verhaut es auch der L-IZ eine Geschichte. Niemand ist unfehlbar. Besonders dann, wenn ein turbulentes Jahr zu Ende geht und im Kopf noch die Stichworte gespeichert sind, die für Monate wichtig gewesen waren. Anfang 2014 war das noch das Stichwort "Variantenuntersuchung". Da gab's doch nur eine, nicht wahr? Die in Probstheida. - So kann einen das Gedächtnis trügen. Es gab zwei. Und Jens Herrmann-Kambach hatte seine letzten Wochen im Stadtrat noch genutzt, nach der anderen zu fragen, nicht nach der in Probstheida.

Er war dann selbst verwirrt, als bei uns eine Geschichte unter dem Titel “Straßenbahn zum Herzklinikum in Probstheida: Stadt und LVB planen den Bau schon ab 2018/2019” draus wurde. Stimmt doch gar nicht, danach hab ich doch gar nicht gefragt, teilte er uns mit.

Aber wo steckte der Fehler? Stadt und LVB haben doch in Probstheida die möglichen Trassenvarianten untersucht? – So kann einen ein Stichwort in die Irre führen.

Tatsächlich wurden auch an anderer Stelle im Gleisnetz der LVB neue Trassenvarianten zur Prüfung in Auftrag gegeben. Und so steht es auch in der Anfrage von Jens Herrmann-Kambach: “Stand der Variantenprüfung für die Straßenbahntrasse zwischen Mockau-Post und Endstelle Thekla”.

Das Projekt steckt schon ein paar Jährchen länger im Verfahren, wie auch der nun aus dem Stadtrat ausgeschiedene Jens Herrmann-Kambach gefragt hatte. Da mussten dann wohl auch die Planer erst mal in ihre Unterlagen schauen: “Schon seit Jahren wird immer wieder öffentlich darüber diskutiert, die Straßenbahntrasse im Bereich zwischen der Mockauer Post und der Endstelle Thekla neu zu trassieren und über die Mockauer- /Tauchaer Straße zu führen. Leider liegen bis heute keine Prüfergebnisse und keine Variantenvorschläge dafür vor. Aufgrund dessen gab es bis heute keine Öffentlichkeitsbeteiligung. Anderseits verweisen Vertreter der Stadt bzw. der LVB bei Nachfragen nach einer möglichen Instandsetzung der Kieler Straße, einschließlich Straßenbahntrasse, immer wieder auf Vorstellungen zur Neutrassierung.”

Also so ein typisches Leipziger Langzeitprojekt, bei dem sich über Jahre nichts bewegt, die Betroffenen aber immer ungeduldiger auf eine Umsetzung oder die ersten Schritte der Öffentlichkeitsbeteiligung warten. So gesehen ist natürlich ein Verwirklichungshorizont ab 2018/2019 schon so etwas wie ein Lichtschimmer.

Und die Ankündigung, dass der Fachausschuss Planung und Bau im Frühjahr 2015 erstmals konkret mit den Plänen der LVB beschäftigt wird, ist sogar schon so etwas wie eine Morgendämmerung. “Die LVB GmbH als Vorhabenträger für das Straßenbahnbauvorhaben ist Auftraggeber für die Planung sowie weitere Untersuchungen. Es wird angestrebt, 2015 den Fachausschuss Stadtentwicklung und Bau zu informieren”, teilte die Verwaltung nun mit. Und das bezog sich eben nicht auf Probstheida, sondern eben auf das Projekt in Mockau und Thekla, wo die Linie 9 verkehrt. “In diesem Zusammenhang wird dann die weitere Verfahrensweise der Öffentlichkeitsbeteiligung vorgestellt werden. Gegenwärtig laufen zur Planung noch Abstimmungen zwischen LVB GmbH und Stadtverwaltung.””Wann ist frühestens mit einer Verwirklichung einer Neutrassierung zu rechnen?”, hatte der Linke-Stadtrat noch gefragt.

Dass es nicht gleich 2015 (wenn die “KarLi” fertig gebaut wird) oder 2016 (wenn die Könneritzstraße angefangen wird) sein würde, konnte man sich denken. Danach stecken noch zwei weitere Großprojekte in der Pipeline: die Georg-Schumann-Straße und die Georg-Schwarz-Straße. So gesehen ist eine Umsetzung der Pläne in Mockau und Thekla noch in diesem Jahrzehnt eher kaum zu erwarten.

Die Auskunft der Stadt: “Der Zeitraum für die Realisierung der Neubautrasse wird in Abhängigkeit von den geplanten Investvorhaben der LVB GmbH für die nächsten Jahre eingeordnet und dann in der oben genannten Information des Fachausschusses Stadtentwicklung und Bau benannt. Nach derzeitigem Stand wird ein Bau nicht vor 2018/2019 angestrebt. Zumindest in den Kreuzungsbereichen wird ein Mitbau von Seiten der Stadt erforderlich sein. Dies wiederum bedingt die Bereitstellung entsprechender Finanzmittel im Haushalt der Stadt.”

Eine Frage aber macht auch die Straßenbahnfahrer auf der Strecke nervös. In Mockau gibt es schon jetzt einige Langsamfahrstücke, die darauf hinweisen, dass die Gleise nicht mehr wirklich in jugendlichem Zustand sind. Im Grunde wird der Umbau auch in diesem Gebiet akut. Jens Herrmann-Kambachs Frage: “Wie schätzen Sie den aktuellen Straßen- und Schienenzustand im Bereich der Kieler Straße ein? Wann muss zwingend eine grundhafte Instandsetzung der Straßenbahntrasse durchgeführt werden?”

Die Antwort nennt dann das Jahr 2018 als Entscheidungsmarke: “Nach Einschätzung der LVB GmbH sind die Gleise bis 2018 ohne größere Sanierungsmaßnahmen nutzbar. Hauptproblem ist hier vor allem der Zustand der Fahrleitung. Im mittelfristigen Investitionsprogramm der Stadt für den Straßen- und Brückenbau 2013-2020 ist keine Baumaßnahme in der Kieler Straße enthalten.”

Womit sich das Projekt auf die Zeit ab 2021 verschiebt, die mögliche Belastbarkeit der Strecke aber schon 2018 zum Thema wird.

Dafür, dass wir Fragen und Antworten dem falschen Themenbereich, der Variantenprüfung in Probstheida zugeordnet haben, entschuldigen wir uns an dieser Stelle ausdrücklich. Die erste – irre führende – Geschichte haben wir gelöscht.

Die weiterführende Geschichte mit den Auskünften der LVB zum Stand in Probstheida hat natürlich Bestand.

Hier noch einmal zum Nachlesen auf L-IZ.de: Verbindung zum Herzklinikum in Probstheida: Klärung zu besserer Busverbindung nun erst 2015

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