Wenn Leipzigs Stadtratsfraktionen anders wollen als die Verwaltung, dann können sie schon. Dann können sie es sogar wie der Oberbürgermeister machen: Sie suchen sich Gleichgesinnte und verfolgen Projekte gemeinsam. So wie es Linke und Grüne im Fall der Neuen Szene/Skala des Schauspielhauses getan haben. Im Februar haben sie ihren Antrag im Stadtrat durchgekriegt.

Am 25. Februar 2015 beschloss die Ratsversammlung, das Grundstück Gottschedstraße 16 (ehemalige Spielstätte Skala, davor Neue Szene) einer dauerhaften kulturellen Nutzung zuzuführen. Die Stadtverwaltung wurde beauftragt, dieses potenziellen Nutzern aus der Freien Szene gezielt für Erbbaurecht oder Kauf anzubieten.

Das ist zwar erst zwei Monate her. Aber mittlerweile weiß man ja auch bei Rot und Grün, dass das Wappentier der Leipziger Stadtverwaltung die Schnecke ist. Schon die Zeit, in der man gegen den geplanten Verkauf des Gebäudes Gottschedstraße 16 kämpfte, hat an den Nerven gezerrt. Noch einmal so lange wollen die beiden Fraktionen nicht auf eine Lösung warten und wünschen sich jetzt von der Verwaltung einen flotten Fahrplan zur “Kulturellen Nutzung der ehemaligen Spielstätte des Schauspiels Leipzig (Skala/Neue Szene)”.

Sie haben dafür einen Fragenkatalog formuliert, den ihnen dann ein zuständiger Bürgermeister in der nächsten Ratsversammlung mündlich beantworten darf. Immerhin sind jetzt einige Schritte zu gehen, noch bevor ein möglicher Betreiber aus der freien Szene überhaupt gesucht werden kann. Darum drehen sich die erste Fragen:

“Wann plant die Leitung des Eigenbetriebes Schauspiel in Zusammenarbeit mit der Verwaltung die Herauslösung des Grundstückes aus dem Sondervermögen des Eigenbetriebs Schauspiel, wie im Wirtschaftsplan 2015 vorgesehen (bis zum 31.12.2014)?

Inwiefern plant die Leitung des Eigenbetriebes Schauspiel in Zusammenarbeit mit der Verwaltung, das Grundstück in die Liegenschaft des Kulturamtes zu übertragen?

In welcher Form und zu welchem Zeitpunkt plant der Oberbürgermeister die Ausschreibung des Grundstückes für eine kulturelle Nutzung?”

Und erst dann geht es wirklich ans Eingemachte. Es gibt zwar schon einen emsigen Bewerber, der auch schon mögliche Nutzungspläne für dieses innenstadtnah gelegene Haus entwickelt hat, das ist die Cinemathèque Leipzig. Aber man kann nicht ausschließen, dass auch andere Akteure der Freien Szene ernst zu nehmende Ideen anmelden. Denn nach wie vor ist  auch keine eigene Spielstätte für die freie Theaterszene gefunden. Könnte also sein, es gibt mehrere Interessenten für diese Spielstätte direkt in der Nähe des Schauspielhauses.

Wenn man das weiß, werden die restlichen Fragen wichtig:

“Wann und mit welchem Ergebnis wurden Vorgespräche mit potenziellen Nutzer/-innen zur zukünftigen Nutzung geführt?

Welche (Rechts-)Form, Dauer und Art und Weise der Nutzung sieht die Verwaltung für die Liegenschaft vor?

Inwiefern berücksichtigt die Verwaltung bei allen Schritten die im o. g. Beschluss implizierte Priorisierung der Erbbaupacht bei der Planung der zukünftigen kulturellen Nutzung?”

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:

Ralf Julke über einen freien Förderbetrag senden.
oder

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar