Seit geraumer Zeit schon wird über die Funktion des sogenannten Mittleren Ringes diskutiert - den es als Ring niemals geben wird. Aber einige Abschnitte wurden ja in den vergangenen Jahren schon ausgebaut - der Nordteil zum Beispiel, der eigentlich die Georg-Schumann-Straße entlasten soll. Was er nur bedingt tut, kritisierte ja erst jüngst SPD-Stadtrat Andreas Geisler.

Die Strecke sei auch für eilige Stadträte keineswegs attraktiv, die auf direktestem Weg in die Innenstadt wollen. Und die Kreuzung Essener Straße/Delitzscher Straße sei es schon gar nicht. Auch für Radfahrer ist die Kreuzung eher ein Dilemma. Doch die Umgestaltung der Max-Liebermann-Straße zur durchgehenden Trasse für den Mittleren Ring hat hier erst mal ihr Ende gefunden.

Das will die SPD-Fraktion ändern. Sie hat jetzt einen Antrag ins Verfahren gebracht: “Die Stadtverwaltung wird beauftragt, zu prüfen, ob im Zuge einer noch effektiveren Verlagerung des Verkehrs auf den Mittleren Ring auch der Ausbau der Kreuzung Essener Straße/Delitzscher Straße in das mittelfristige Investitionsprogramm im Straßen- und Brückenbau aufgenommen bzw. bei der Erarbeitung eines Verkehrskonzeptes für den Leipziger Norden (im Rahmen des Nordraumkonzeptes Leipzig 2025+) berücksichtigt werden kann.”

Denn wenn es nach diesem Investitionsprogramm geht, wird vor 2020 nichts passieren, was für alle Verkehrsteilnehmer frustrierend ist. Vor allem auch vor dem von Geisler benannten Hintergrund, dass die Route deutlich attraktiver werden könnte, um den nach wie vor hohen Durchgangsverkehr in der Georg-Schumann-Straße zu mindern. Was sogar 2016 schon ein richtiger Aufreger werden könnte, wenn – wie angekündigt – die Haltestelle an der Axis-Passage/Arbeitsagentur neu gebaut wird und großräumige Umleitungen notwendig werden.

Aber wie groß wird die Aufregung, wenn sich dann gerade die Kreuzung der Max-Liebermann-Straße mit der Delitzscher Straße wieder als Engpass erweist?

Und so begründet die SPD-Fraktion ihren Antrag: “Der Ausbau dieser Kreuzung ist sinnvoll, um den zunehmenden (Durchgangs)verkehr insbesondere in Ost-West-Richtung im Leipziger Norden, vor allem in den Stoßzeiten des Berufsverkehrs, noch besser auf der Trasse des Mittleren Ringes abzuwickeln. Dafür wären nach einer ersten Schätzung Mittel in Höhe von ca. 300.000 Euro notwendig. Im aktuell vom Stadtrat beschlossenen mittelfristigen Investitionsprogramm im Straßen- und Brückenbau 2013-2020 ist der Ausbau der Kreuzung Essener Straße/Delitzscher Straße derzeit nicht enthalten.”

Und eigentlich ist der Antrag ja ein doppelter: Die Kreuzung Essener/Delitzscher/Max-Liebermann-Straße ist nur der eine Teil. Der andere ist der Versuch, auch für den Leipziger Norden so eine Art Verkehrskonzept zu bekommen: “Bezugnehmend auf den aktuellen Vorschlag zur Erarbeitung eines Verkehrskonzeptes für Stötteritz und Probstheida soll auch ein Verkehrskonzept für den Leipziger Norden (im Rahmen des Nordraumkonzeptes Leipzig 2025+) erarbeitet werden. Darin soll nach Möglichkeit der Ausbau der Kreuzung Essener Straße/Delitzscher Straße berücksichtigt werden.”

Der hübsche Spaß dabei ist: In Stötteritz bedeutet das Verkehrskonzept im Grunde das Aus für den dort geplanten Teil des Mittleren Ringes, den wirklich niemand braucht, wenn es mal eine sinnvollere Verkehrsführung in diesen Stadtbereichen gibt. Im Norden aber sorgt der Mittlere Ring, der technisch im Grunde an der Delitzscher Straße endet, für Frustration.

Und der nächste Spaß liegt schon längst auf den Schreibtischen der Planer: Die Stadt muss die Kreuzung jetzt anpacken.

Denn auf dem Gelände der Bereitschaftspolizei an der Essener Straße ist der Neubau des Polizeireviers Nord in Vorbereitung. 8,5 Millionen Euro lässt der Freistaat sich diesen neuen Knotenpunkt für Leipzigs schnelle Polizei kosten. Das Geld ist im Doppelhaushalt des Freistaats für 2015/2016 veranschlagt.

Und in einer Hauspostille kündigte der SPD-Landtagsabgeordnete Holger Mann schon mal an, wie sehr er sich auf die Grundsteinlegung freut: “Der Grundstein für das neue Revier wird bald gelegt. Zuvor sind noch der Staatsbetrieb Sächsisches Immobilien- und Baumanagement (SIB) und das Baudezernat der Stadt am Zug, um Fragen des Bebauungsplanes sowie der Zuwege an der viel befahrenen Kreuzung der Essener Straße zu klären.”

Das heißt ja wohl im Klartext: Die Kreuzung muss 2016 schon ertüchtigt werden, sonst stecken auch die Polizisten fest.

Der Antrag der SPD-Fraktion.

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