Der Mensch denkt - aber die Bausubstanz entscheidet, wie schnell etwas fertig wird. Und die künftigen Theaterräume für Lofft und LTT werden nicht 2018 fertig. Da war man im Rathaus, in der Spinnerei und in den beiden Theaterhäusern viel zu optmistisch, als man schon 2018 in der Halle 7 lostanzen wollte. Am 2. Februar meldete das Kulturdezernat, dass sich der Bauablauf in der Spinnerei deutlich verzögert.

Deshalb muss auch der geplante Umzug des freien Theaters Lofft und des Leipziger Tanztheaters (LTT) in die Halle 7 auf der Leipziger Baumwollspinnerei verschoben werden. Die Halle 7 der Baumwollspinnerei wird durch die Eigentümerin, die Leipziger Baumwollspinnerei Verwaltungsgesellschaft mbH, auf der Grundlage eines Überlassungsvertrages mit der Stadt Leipzig derzeit saniert und umgebaut. In das dritte Obergeschoss und in Teilen des zweiten Obergeschosses sollen die Spielstätten von LTT und Lofft sowie Probebühnen des Theaters der Jungen Welt (TdJW) untergebracht werden. Gleichzeitig sollen auch die Bedingungen geschaffen werden, damit später auch noch das Naturkundemuseum auf den unteren Etagen einziehen kann.

Ursprünglich sollten Lofft und LTT bereits im Juni 2018 umziehen. Die Eröffnung der Halle 7 als Theaterstandort ist jetzt für das erste Quartal 2019 avisiert. Das Lofft hatte am 20. Januar sogar schon ein großes Abschiedsfest gefeiert. Aber da war die Vorfreude zu groß. Die Realität des aufwendigen Umbaus einer alten Industriehalle hat die Künstler eingeholt.

Die Statements der Betroffenen:

Kulturbürgermeisterin Dr. Skadi Jennicke: „Ich bin mir der Tragweite für die zukünftigen Nutzer bewusst. Für alle ist das eine schwierige Situation. Wir sind jedoch in konstruktiven Gesprächen, um gemeinsam Lösungen zu finden.“

Lofft-Geschäftsführer Dirk Förster: „Wir müssen jetzt das für September 2018 geplante Eröffnungsfestival absagen, die gebuchten Künstler aus Deutschland und Europa wieder ausladen. Das ist eine riesige Enttäuschung. Noch viel dramatischer ist, dass die für die neue Saison 2018/2019 geplanten Premieren und Vorstellungen nun in Frage gestellt sind. Daran hängen die Existenzen der freischaffenden Künstler. Auch unseren Kooperationspartnern wie zum Beispiel der Euro-Scene Leipzig oder dem Tanzlabor können wir derzeit keine verbindlichen Aussagen machen. Hintergrund ist, dass der Mietvertrag des Lofft an seinem alten Standort Lindenauer Markt im Juni 2018 endet, weil dann das Theater der Jungen Welt die Räumlichkeiten des Lofft übernehmen will.“

LTT-Geschäftsführer Gundolf Nandico: „Bei komplexen Bauprojekten, die noch dazu ein hohes Verständnis für die historische Bausubstanz und den Denkmalschutz erfordern, muss man leider immer mit Bauverzögerungen rechnen. Natürlich haben wir gehofft, dass es bei unserer Halle 7 nicht dazu kommt. Wir stellen uns nun auf einen späteren Umzug ein und planen unser Tanztraining in diesem Jahr mit den bisherigen Standorten im Tanzhaus Lößnig und im Josephkonsum Leipzig. Wir hoffen, dass wir mit dem neuen Bauablaufplan unsere konkreten Umzugsvorbereitungen in Kürze fortsetzen können. Bis dahin stehen wir in engem Austausch mit der Stadt, der Bauleitung und der Spinnerei, um unser Möglichstes für eine baldige Fertigstellung zu tun.“

TdJW Intendant Jürgen Zielinski: „Das Theater der Jungen Welt ist in diesen Fragen bereits hinlänglich krisenerprobt. Auch werden wir versuchen, ab August dem Lofft einige Freiräume zu erschließen. Aufgrund der speziellen Situation der Bautätigkeiten und räumlichen Einschränkungen im Nebengebäude Odermannstraße stellt sich dieses Krisenszenario jedoch äußerst schwierig dar. Das Theater der Jungen Welt ist in einer prekären Situation und am vereinbarten Auszugstermin des Lofft im Juni lässt sich nichts ändern: Der Schaden für das TdJW wäre immens und die damit verbundenen Ausfälle und Struktur- wie Planungsveränderungen wären wirtschaftlich nicht tragbar. Gleiches gilt für die Belastungen der Belegschaft. Hinzu kommt, dass technische Umzugs- und Reparaturarbeiten im Lofft nur in der Spielzeitpause im Sommer realisiert werden können.“

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