Am Samstag, dem 22. April, von 16 bis 20 Uhr eröffnen alle Galerien und Institutionen auf dem Spinnereigelände neue Ausstellungen. Die Galerie Reiter eröffnet an diesem Tag die Personalausstellung eines ihrer renommiertesten Künstler: des Leipziger Malers Hans Aichinger, dessen Bilder die Betrachter mit der ganzen Irritation menschlichen Seins konfrontieren.

Zur Ausstellung erscheint ein Essay des Schriftstellers Clemens Meyer, in dem er auf Hans Aichingers Werk reflektiert. „Und auch die Menschen Hans Aichingers schweigen. Bewegen wie in Zeitlupe die Augenlider, heben, beinahe somnambul, ihre Hände, Finger, beugen sich und verharren in der Zeit.

Die Zeit ist bei Aichinger ein Geheimnis, nicht zu entschlüsseln, Jesus trägt eine Adidas Jacke und die alten Stäbe und Stecken der Wanderer und Sucher und Weiser tauchen im Heute wieder auf. Die Jünger beugen sich zueinander. WO SIND WIR?“, fragt Clemens Meyer in seinem Essay „Pneuma“ (Hans Aichingers Menschen, 2023).

Hans Aichinger: „Die Wahrheitslüge“, 2023. Öl auf Leinwand, 130 × 110 cm. Foto: Hans Aichinger/REITER Galleries
Hans Aichinger: „Die Wahrheitslüge“, 2023. Öl auf Leinwand, 130 × 110 cm. Foto: Hans Aichinger/REITER Galleries

Dabei frappiert natürlich zuerst Aichingers realistische Malweise, welche an die großen Maler der Renaissance erinnert. Doch anders als sie stellt Aichinger seine Modelle nicht in ein historisches oder gar biblisches Ensemble. Er stellt sie scheinbar so dar, wie er sie von der Straße aufgelesen hat – ohne große Geste, meist in sich vertieft. S

Stille liegt über seinen Bildern. Und trotzdem spürt man, dass in diesen Bildern eine ganze Geschichte steckt, eine Spannung steckt, die sich gleich in einer Geste, einem Aufschauen, einer Begegnung entladen könnte.

Die Bilder regen genau zu dem an, was Michael Hametner in seinem Gesprächsband mit Hans Aichinger „Kopfkino“ nannte.

Der Künstler

Hans Aichinger wurde 1959 in Leipzig geboren und studierte von 1982 bis 1986 an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig Malerei bei Prof. Bernhard Heisig. Nach seiner Studienzeit begann er an der Hochschule eine Lehrtätigkeit von1992 bis 1997. Einprägsam in Aichingers Werk sind die konzentrierten, von vagem Bühnenlicht akzentuierten Figurenarrangements.

Sie sind umgeben von unbestimmter Räumlichkeit, die mit den Mitteln einer erfahren eingesetzten Lasurmalerei eine abstrakte Distanz erzeugt. Hans Aichinger lebt und arbeitet in Leipzig und hat sein Atelier seit 1994 auf dem Gelände der alten Baumwollspinnerei in Leipzig-Plagwitz.

Hans Aichinger „Leere Tiefe“, Ausstellungseröffnung: Samstag, 22. April, 16 bis 20 Uhr in der Galerie Reiter (Spinnereistraße 7, Halle 6)

Der Frühjahrsrundgang der SpinnereiGalerien findet am darauffolgenden Wochenende, 29. und 30. April, statt. Öffnungszeiten: Samstag, 11 bis 18 Uhr; Sonntag, 11 bis 16 Uhr.

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