Als Gisela und Harald Lindner jüngst am Goethesteig in Dölitz unterwegs waren, haben sie das abgebildete Plakat entdeckt. Es erinnert daran, dass die Querung des stark befahrenen Goethesteigs dort, wo man direkt vom Eingang zum agra-Park zum Sportplatz von Turbine Leipzig und dem Roten Stern Leipzig und auf den Fußweg nach Connewitz kommt, seit Jahren eine hochgefährliche Situation besteht. Aber das VTA allein ist an dieser ausgesessenen Misere nicht schuld.

Auch wenn das Plakat es so suggeriert, wenn dort steht: „Querung gefährlich? Beschwere dich!“ und die Straßenverkehrsbehörde Leipzig als Ansprechpartner genannt wird. Das ist die amtliche Verantwortung, stimmt. Denn wenn es gefährliche Querungen im Leipziger Straßennetz gibt, ist die Straßenverkehrsbehörde verpflichtet, aktiv zu werden.

Und unbekannt ist der Stadtverwaltung das Problem auch nicht.

Aber zur Wahrheit gehört auch: Eine Stadtratsmehrheit hat den Antrag der Linksfraktion aus dem Jahr 2016, diese Gefahrenstelle zu entschärfen, in der Augustsitzung des Stadtrates 2016 abgelehnt.

Mit 27 „Ja“-Stimmen und 34 „Nein“-Stimmen wurde der Antrag der Linksfraktion, eine Querungshilfe in Höhe des Eingangs zum agra-Park und zum Sportplatz Turbine/Roter Stern Leipzig zu bauen, abgelehnt.

Damals fehlten auch auf den Brücken im Zuge des Goethesteigs noch Radwege und teilweise auch Fußgängerwege. Dieses Stück der Straße wurde 2017 angepackt. Die Matzelstraße, an die der Goethesteig ostwärts anschließt, wurde sogar schon 2016 ausgebaut. Ausgerechnet das unübersichtlichste und gefährlichste Stück aber hatte die Verwaltung bei ihren Planungen vorerst ausgespart. Das ist erst irgendwann nach dem Jahr 2020 vorgesehen.

Eigentlich ein unhaltbarer Zustand. Bis heute gilt der Text des damaligen Linke-Antrages: „Der beschriebene Straßenabschnitt verfügt zu großen Teilen weder über einen Fußweg noch über durchgehende Fahrradstreifen/-wege. Zudem ist die Straße in einem schlechten Zustand, die Straßenränder sind unbefestigt. Der Goethesteig fungiert als Zubringer zur B2 und als Verbindungsstraße nach Markkleeberg und ist durch Autoverkehr stark genutzt.

Gleichzeitig befinden sich auf der Strecke der Eingang zum agra-Park und zum Sportplatz von Turbine Leipzig und dem Roten Stern Leipzig. Viele Familien, Kinder und Jugendliche nutzen diese Wegstrecke täglich. Die Schaffung einer sicheren Nutzungsmöglichkeit des Straßenabschnitts durch FußgängerInnen und RadfahrerInnen ist alternativlos und überfällig.“

Und die Linksfraktion stellte zu Recht fest: „Der Goethesteig ist im ‚Mittelfristprogramm 2020‘ für Straßensanierungen mit hoher Priorität eingeordnet. Zudem befindet sich die Aktualisierung der Radverkehrsnetzplanung derzeit im internen Verfahren. Eine Aufnahme der Strecke Bornaische Straße – Matzelstraße – Goethesteig wäre aus Sicht der Antragsstellerin zu prüfen.“

Die Verwaltung hatte einen eigenen Standpunkt vorgelegt, der wahrscheinlich bei einigen Stadtratsfraktionen das Gefühl auslöste: „Da brauchen wir doch gar nichts machen. Ist doch alles in Butter.“

Aber selbst der „Alternativvorschlag“ gab zu, dass dieser Abschnitt des Goethesteigs im „Mittelfristigen Investitionsprogramm 2013 bis 2020“ gar nicht mehr stattfinden wird, sondern dass man die Maßnahme erst irgendwann ab 2020 einzuordnen gedachte. Schon unter dem Aspekt war der Stadtratsbeschluss fahrlässig, denn damit sorgte er für weitere mindestens vier Jahre, in denen die hochgefährliche Situation unverändert bleiben sollte.

Die Verwaltung hatte sogar einen für Radfahrer und Fußgänger regelrecht unverschämten Vorschlag unterbreitet: „Da eine Realisierung der Baumaßnahme Goethesteig/Matzelstraße hinsichtlich der Haushaltseinordnung erst ab 2020 möglich ist, erfolgt aufgrund fehlender Fußgängerquerungen der Neubau der Lichtsignalanlage Bornaische Straße/Matzelstraße vordringlich (Bau- und Finanzierungsbeschluss Vorlage VI-DS-02504).“

Wer läuft eigentlich vom agra-Park erst einmal zur Bornaischen Straße hoch, um dann auf der anderen Seiten wieder zum Turbine-Sportplatz zurückzugelangen? Vielleicht jene Stadträte, die am 24. August 2016 den Linke-Antrag niederstimmten.

Direktes Ergebnis: An der entscheidenden Gefahrenstelle ist nichts passiert.

Und der von der Linksfraktion gewünschte Lösungsvorschlag wird erst umgesetzt, wenn dieser Straßenabschnitt irgendwann einmal grundhaft ausgebaut wird.

Der damalige Verwaltungsvorschlag: „Für Fußgänger und Radfahrer, die die querende Radverbindung zum Grünen Ring in Höhe des Eingangs zur Agra nutzen, soll eine Querungsinsel auf der Fahrbahn des Goethesteigs geschaffen werden, die das Queren der Fahrbahn erleichtert. Außerdem ist geplant, auch im Bereich der Helenenstraße durch eine Querungshilfe die fußläufige Verbindung zur Haltestelle auf der Bornaischen Straße zu verbessern und sicherer zu gestalten.“

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