Die Revolution ist ausgeblieben. Auf dem Bundesparteitag der CDU in Leipzig hat die Vorsitzende Annegret Kramp-Karrenbauer eine (zu) lange Rede mit finaler Kampfansage gehalten. Ihre parteiinternen Kritiker gaben sich anschlieรend versรถhnlich. Stattdessen bemรผhten sich die CDU-Delegierten um Abgrenzung zu den anderen Parteien.
Der Bundesparteitag der CDU in Leipzig hat begonnen. Am Freitag, den 22. November, und am folgenden Tag wollen rund 1.000 Delegierte รผber die zukรผnftige Ausrichtung der Christdemokraten diskutieren. Der im Vorfeld fรผr mรถglich gehaltene Machtkampf zwischen der Vorsitzenden Annegret Kramp-Karrenbauer und ihrem parteiinternen Kritiker Friedrich Merz bleibt hingegen wohl aus.
Zu Beginn richteten mehrere hochrangige Politiker/-innen ein Gruรwort an die Delegierten, darunter Bundeskanzlerin Angela Merkel und die designierte EU-Kommissionsprรคsidentin Ursula von der Leyen.
Gruรworte von Kretschmer und Jung
Sachsens Ministerprรคsident Michael Kretschmer sprach sich erneut gegen eine Zusammenarbeit mit der aus seiner Sicht โgefรคhrlichenโ AfD aus. โDort sitzen Neonazisโ. Aber auch eine Zusammenarbeit mit der Linkspartei dรผrfe es wegen deren Forderungen nach einem demokratischen Sozialismus nicht geben. Fรผr den Parteitag wรผnschte er sich, dass es โklar in der Sacheโ, aber โanstรคndig im Tonโ zugeht.
Leipzigs Oberbรผrgermeister Burkhard Jung โ ein SPD-Politiker โ betonte in seinem Gruรwort die positive Entwicklung der Stadt: โIn Leipzig kann man sehen: Die Deutsche Einheit ist gelungen.โ Jung bezog dies unter anderem auf die gesunkene Arbeitslosigkeit und die gewachsene Bevรถlkerung.
Zu Beginn des Parteitages hatte CDU-Generalsekretรคr Paul Ziemiak dafรผr geworben, Sebastian Gemkow, Jungs CDU-Konkurrenten bei der kommenden OBM-Wahl, zu unterstรผtzen.
Kramp-Karrenbauer mit Kampfansage
Nach den Gruรworten folgte die Rede von Kramp-Karrenbauer โ in der Tagesordnung als โBericht der Vorsitzendenโ bezeichnet. Diese dauerte rund anderthalb Stunden und wurde von vielen Journalist/-innen als zu lang und sprunghaft wahrgenommen.
Kramp-Karrenbauer sprach รผber ein Digitalministerium, Innovationen, Investitionen, Umweltschutz, Erwerbsunfรคhigkeit, Auslandseinsรคtze, mรถgliche Koalitionen, Angriffe auf Rettungskrรคfte und zahlreiche andere Themen. Zudem kritisierte sie die sogenannte Werte-Union. Die einzige Werte-Union sei die CDU selbst.
Lediglich zu Beginn und am Anfang der Rede fanden sich Bezรผge zu den zurรผckliegenden Debatten รผber Personal und Politik der CDU. Kramp-Karrenbauer forderte die Mitglieder dazu auf, die vergangenen 14 Jahre, in denen die CDU die Bundeskanzlerin stellte, nicht schlechtzureden. Zum Schluss sagte die Parteivorsitzende, dass die Delegierten es auf diesem Parteitag beenden sollten, wenn sie ihren Weg nicht mitgehen mรถchten.
Der loyale Friedrich Merz
Doch daran zeigte sich niemand รถffentlich interessiert. Selbst Friedrich Merz, zuletzt der lauteste Kritiker, lobte Kramp-Karrenbauer in der Aussprache fรผr eine โkรคmpferische und mutige Redeโ, in der โauch kritische Tรถne nicht gefehltโ hรคtten. โWir sind loyal zu unserer Vorsitzenden und zur Bundesregierungโ, sagte Merz. Allerdings forderte er, dass die Partei in einer komplexer werdenden Welt โeinfacher und verstรคndlicherโ kommunizieren mรผsse.
Auch weitere Redner/-innen รคuรerten allenfalls zaghafte Kritik. Umso deutlicher fiel diese an den anderen Parteien aus. Alle CDU-Politiker/-innen, die sich zu Koalitionen mit AfD oder Linkspartei รคuรerten, drรผckten ihre Ablehnung aus. Auch Grรผne und SPD wurden hรคufig thematisiert.
Im weiteren Verlauf des Parteitages werden sich die Delegierten mit zahlreichen Antrรคgen befassen, darunter der Antrag des Bundesvorstandes mit dem Titel โNachhaltigkeit, Wachstum, Wohlstand โ Die Soziale Marktwirtschaft von morgenโ.
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