Im Juli machte der Leipziger Märchenerzähler Andi Rietschel mit einer Spendenaktion für Märchen-CDs auf sich aufmerksam. - Am 24. Juli berichtete unter anderem auch "Spiegel Online" wieder über die Drohnen-Affäre des deutschen Verteidigungsministers. "Neue Unterlagen belasten de Maizière" hieß es da und "Euro Hawk-Debakel: Rechnungshof erhebt schwere Vorwürfe gegen Verteidigungsressort". Die deutsche Regierung spielt eifrig mit in den Kriegen der Welt. Andi Rietschel startete noch am selben Tag eine Petition.

“Wir geben unsere Stimmen für den Frieden – Wir wählen die Politiker, die für den Frieden stimmen”, nannte er sie. Sie ist eher keine Petition an eine Bundesregierung, die seit Jahren die deutschen Waffenexporte auch in die Krisenregionen der Welt unterstützt. Erst am 7. August berichtete die “Süddeutsche”: “Deutsche Waffenexporte in die Golfregion boomen”. Friedenspolitik sieht anders aus.

“Deutschland ist bei Rüstungsgütern zwar nicht Exportweltmeister, aber immerhin die Nummer drei. Vor allem durch den Verkauf von U-Booten und Panzerfahrzeugen hat die Bundesrepublik ihre Rüstungsexporte in den vergangenen fünf Jahren mehr als verdoppelt, berichtete das Friedensforschungsinstitut Sipri (Stockholm International Peace Research Institute) in seinem Jahresbericht. Demnach stieg der deutsche Weltmarktanteil zwischen 2005 und 2009 auf elf Prozent.” So zu lesen auf “Spiegel Online” im März 2011.

“Nach dem CRS-Bericht nimmt Deutschland im weltweiten Vergleich bei den Waffenlieferverträgen im Zeitraum von 2008 bis 2011 mit einem Volumen von 9,3 Milliarden US-Dollar den 4. Rang ein (nach den USA mit 145,7 Milliarden US-Dollar, Russland mit 33,5 Milliarden US-Dollar und Frankreich mit 19,6 Milliarden US-Dollar)”, heißt es auch im Rüstungsexportbericht der Bundesregierung von 2011.

“Keine Nutzung von Drohnen für nachrichtendienstliche oder militärische Zwecke. Keine Zustimmung zu Waffen / Rüstungsgüterverkäufen an andere Länder. Der Rüstungsetat / Etat des Verteidigungsministeriums Deutschlands wird eingeschränkt und nicht vergrößert”, heißt es in Rietschels Petition. Aber dabei lässt er es nicht. Denn egal, welches Feld man sich anschaut: die Bundesrepublik Deutschland glänzt nirgendwo als Friedensstifter. In ihrer engen Bindung an die Militärstrategie der USA ist sie noch immer in mehrere Konfliktherde im Ausland eingebunden. Nach wie vor sind US-amerikanische Atomwaffen auf Bundesgebiet stationiert. Problemlos konnten die USA ihre Kriegslogistik für Afghanistan und den Irak über deutsches Territorium abwickeln.

An internationalen Friedensinitiativen hat sich Deutschland schon lange nicht mehr beteiligt. Ein deutscher Außenminister im friedensstiftenden Einsatz ward auch schon lange nicht mehr gesehen. “Deutschland agiert international als Friedenstifter und bei Konflikten als Vermittler zwischen den Fronten, auf diplomatischen Wegen, ohne sich demonstrativ auf eine Seite zu stellen”, fordert Rietschel.

Seine Petition ist ein doppelter Appell – einmal an die Abgeordneten und die Kandidaten zur Bundestagswahl, sich für eine wirkliche Friedenspolitik einzusetzen, zum anderen an die Wähler, im September vor allem jene Kandidaten zu wählen, die sich wirklich für eine Friedenspolitik stark machen.

Zwei Wochen nach Start seiner Petition haben gerade einmal 106 Unterstützer ihre Zustimmung bekundet. Vielleicht war das Ganze doch zu klein angedacht? Sind die 100.000 gewünschten Unterstützer nicht eine zu gewagte Zielmarke?

“Die 100.000 ist eine imaginäre Zahl, es ist wichtig, dass so viele Personen wie möglich unterzeichnen und im besten Fall so viele Kandidaten zur Bundestagswahl wie möglich unterschreiben”, sagt Andi Rietschel. “Nun mit den 100 Erstunterzeichnern wende ich mich an Presse und Blogs, um über diese Aktion zu informieren.”

Unter den 100 Erstunterzeichnern zur Petition befinden sich neben dem Bundessprecher der deutschen Friedensgesellschaft Thomas Carl Schwörer und dem Journalisten und Publizisten Jürgen Roth unter anderem auch 17 Bundestagsabgeordnete und 7 weitere Direkt- und Landeslistenkandidaten zur nächsten Bundestagswahl. Auch drei Leipziger Direktkandidaten zur Bundestagswahl haben bereits unterzeichnet. Dabei handelt es sich um Mike Nagler (Die Linke, Wahlkreis 153 Leipzig 2), Sebastian Czich (Die Piraten, Wahlkreis 153 Leipzig 2) und Stefanie Gruner (Die Grünen, Wahlkreis 152 Leipzig 1).

Auch Vertreter diverser anderer Friedensplattformen haben sich bereits mit ihrer Unterschrift positioniert. “Natürlich wäre eine längere Recherche bzw. Kontaktaufnahme optimal gewesen”, gesteht der Initiator zu. “Aber die Zeit bis zur Bundestagswahl ist nicht mehr lang. Ich sehe diese Aktion im Übrigen nicht als meine alleinige Aktion an. Ich denke, dies ist in den Köpfen und Gedanken von Vielen. Einer macht immer den Anfang.”

Daher auch die Kurzfristigkeit der Aktion. “Die Idee dazu ist aber erst in den letzten Monaten gewachsen und bis zur übernächsten Bundestagswahl möchte ich nicht warten”, sagt Andi Rietschel. “Auf der anderen Seite ist das Thema Bundestagswahl bei Medien, Politikern und Aktivisten mehr präsent als den Wählern, die sich erst in den letzten Wochen richtig mit dem Thema befassen. Man kann immer nur das machen, was im Rahmen der eigenen Bereiche möglich ist. Vor dieser Aktion gab es eine andere Aktion, die mich sehr beschäftigte. Eine erfolgreiche Spendenaktion, um in Leipzig Märchen-CDs an Kinder zu verschenken. Im Herbst werden über 1.500 CDs an Kinder verschenkt.”Und dann benennt Andi Rietschel ein Dilemma, in dem immer mehr (jüngere) Bundesbürger stecken. Sie trauen auch einigen etablierten Parteien, die sich früher einmal für Abrüstung und Friedenspolitik eingesetzt haben, nicht mehr zu, dass sie es in den so gern beschworenen “Sachzwängen” tatsächlich noch ernsthaft versuchen.

“Aber was soll man machen, die Augen verschließen und sagen, es ist eben so, oder soll man in Aktion treten?”, fragt Rietschel. “Bei mir gab es immer mal wieder den Gedanken, eine eigene Partei zu gründen, die sich für den Frieden einsetzt. Aber eine weitere Splitterpartei? Auch wenn ich mich intensivst mit Politik beschäftige, denke ich, dass dies nicht wirklich mein Hauptbeschäftigungspunkt sein sollte. Der Gedanke für diese Aktion kam mir übrigens in Israel, wo ich im Rahmen einer Hochzeit von Freunden und einem Auftritt als DJ bei einem Festival in der israelischen Wüste im Frühling weilte.”

Da kann, wer mag, nachlesen: “Mein Israel-Aufenthalt ist seit einigen Wochen Geschichte… aber immer noch beschäftigt mich der Besuch eines schönen Berges im Norden des Landes, auf den Golanhöhen… wunderschöne Aussicht auf Felder, andere Berge, bis nach Syrien, Damaskus… nur war dieser Berg vor einigen Jahren noch Militärstützpunkt im Kampf Syriens und Israels um die Hoheit der Golanhöhen, und nun kannst du das alles begehen: mit Bunkern, Schießgräben, Schießscharten, schießenden Soldatenattrappen etc. … Ich musste zittern, war aufgewühlt und hatte Tränen in den Augen…. Die Energie vergangener Tage, das Geschehene war so greifbar… Ich spürte Blut, Angst, Tod, Hass, Krieg und die Trauer über eben dies und die Bestätigung, dass das Gegenteil das Wichtigste ist, für das ich arbeiten und leben möchte: FRIEDEN !!! PEACE !!!

Egal ob in Palästina, Israel, Syrien, Iran, Korea, Bahrein oder anderswo. ES GIBT KEINEN FRIEDEN GEGENEINANDER – NUR MITEINANDER … Es sind die religiösen und politischen Führer, die das Trennende vergrößern und das Verbindende verringern wollen … die Bruderkriege kreieren….

Lasst uns das nicht unterstützen, nicht diesen Weg folgen… Es gibt keinen gerechten Krieg, niemals….

die richtige Position ist FRIEDEN für Alle und nicht die Positionierung auf einer Seite …”

Und dann kommt der Märchenerzähler durch: “So ähnlich ist es mir passiert: Ich habe zwei Brüder, zwei Kinder von Freunden gesehen, die sich aufs Schlimmste gestritten haben und gekämpft haben, der Ursprung war schnell vergessen… ‘Der hat angefangen!’ ‘nein, Der hat angefangen!’ ‘nein, das stimmt nicht!’ ‘Lügner!’ ‘Du lügst, nicht ich!’ und so ging es weiter und weiter und weiter und es wurde schlimmer und schlimmer und auch die Eltern wussten nicht mehr, wem sie trauen sollten, oder wen sie rügen sollten… eine verfahrene Situation also… Da kam die kleine Schwester der beiden Brüder und drängte sich um die beiden miteinander Kämpfenden … mit ihren kleinen Armen umschlang sie Beide … ohne Worte … nur mit Liebe … mit Frieden und die beiden hielten inne… weil sie nicht aufgestachelt wurden, wie sie es sonst kannten, oder beschimpft von Dritten, wie sie es gewohnt waren, weil sich niemand nur auf die Seite des Einen oder Anderen gestellt hatte, und sich niemand besser oder schlechter als der Andere fühlen konnte…. IN LIEBE, IN FRIEDEN”.

Die Mehrheit der Deutschen Bevölkerung ist laut Umfragen für Frieden, gegen den Krieg, gegen Kriegseinsätze mit deutscher Beteiligung. Der Bundestag allerdings stimmt seit Jahren immer wieder dafür. So steigt die Beteiligung unseres Landes an Kriegseinsätzen in aller Welt.

Die Petition des blogs www.friedensstimme.wordpress.com will die Wähler und die zu wählenden Kandidaten zur Bundestagswahl am 22. September 2013 aufrufen, sich für den Frieden zu positionieren, betont Andi Rietschel. Auf dieser Seite werden die Kandidaten gelistet, die sich bereits positioniert und unterzeichnet haben und in den kommenden Tagen auch die Parteien, die sich zu wirklicher Friedenspolitik bekennen.

Die Petition: www.openpetition.de/petition/online/wir-geben-unsere-stimmen-fuer-den-frieden-wir-waehlen-die-politiker-die-fuer-den-frieden-stimmen

Der Blog: www.friedensstimme.wordpress.com

Der Blog von Andi Rietschel: andiareas.blog.de

Der Märchenerzähler: www.maerchenland.blog.de

Zur Website des Bonn Internatinal Center für Conversion zum Rüstungsexport: www.bicc.de/ruestungsexport/

Die “Süddeutsche” – Deutsche Waffenexporte in die Golfregion boomen: www.sueddeutsche.de/politik/ausfuhrgenehmigungen-im-ersten-halbjahr-deutsche-waffenexporte-in-die-golfregion-boomen-1.1740491

“Spiegel”: Drohnen-Projekt “Euro Hawk”: Neue Unterlagen belasten de Maizière: www.spiegel.de/politik/deutschland/drohnen-projekt-euro-hawk-neue-unterlagen-belasten-de-maiziere-a-912804.html

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