Dresden hat an den 13. Februar erinnert. 11.000 Menschen beteiligten sich nach Angaben der Stadtverwaltung an der symbolischen Menschenkette, die Teile der historischen Altstadt vor Neonazis schützen sollten. Die Kameraden marschierten dieses Jahr bereits am 12. Februar auf. Heute mischten sie sich unauffällig unter die Massen. Weil die Verwaltung auf dieses Szenario nicht vorbereitet war, kam es zu einem peinlichen Fauxpax.

Bilder sagen manchmal mehr als tausend Worte. Das rechtsextreme “Aktionsbündnis gegen das Vergessen” verbreitete am frühen Abend ein Foto, das für Diskussionen sorgen wird. Es zeigt einen Mann in einer schwarzen Jacke. Das Gesicht ist nachträglich unkenntlich gemacht worden. Rechts neben ihm eine zierliche Dame im langen, grauen Wintermantel. Sie lächelt. Beide haben sich freundschaftlich umarmt. Zu sehen ist kein Liebespaar. Er ist angeblich Rechtsextremist, sie Oberbürgermeisterin der Landeshauptstadt.

Wie ein Lauffeuer verbreitet sich der peinliche Schnappschuss von OBM Helma Orosz (CDU) in den sozialen Netzwerken. Nach dem taktisch raffiniert eingefädelten Trauermarsch mit 500 Teilnehmern am Mittwoch ist der rechten Szene ein weiterer Coup geglückt. Eindrucksvoll haben die Neonazis den städtischen Anti-Rechts-Aktionismus an der Nase herumgeführt. Weitere Bilder, die die Rechten via “Twitter” in die weite Welt streuen, lassen vermuten, dass sich auch Kameraden an den Gedenkveranstaltungen rund um die Frauenkirche beteiligt haben.
Ein Debakel mit Ansage: Gestern Abend teilten die Organisatoren im Internet mit, sie würden heute auf eine Kundgebung verzichten. Stattdessen riefen sie dazu auf, die städtischen Veranstaltungen zu besuchen – einschließlich der symbolträchtigen Menschenkette. Die Veranstalter aus Rathaus-Kreisen waren also vorgewarnt.

Dass die Rechten dennoch ungehindert kommen konnten, dürfte vor allem an der schieren Teilnehmermasse gelegen haben. Orosz’ Umarmung dagegen? Die CDU-Politikerin hätte wissen müssen, dass Neonazis heute Abend ihre Nähe suchen würden. Warum sie dennoch leichtfertig mit dem Fremden für ein Foto posierte, kann sie nur selbst beantworten. Der Stadtverwaltung Dresden liegt seitens L-IZ.de seit den frühen Abendstunden eine schriftliche Anfrage zu dem Vorfall vor.

Die Gegenprotestler reisten zwar zahlreich, aber im Großen und Ganzen vergebens in die Landeshauptstadt. Am Mahngang “Täterspuren” beteiligten sich laut dem Aktionsbündnis “Nazifrei – Dresden stellt sich quer” rund 2.500 Teilnehmer. Bei einer Demo des StuRa der Technischen Universität machten etwa 200 Menschen mit.

Zum Artikel vom 14. Februar 2014 auf L-IZ.de

Trotz rechter Unterwanderung: Stadtverwaltung Dresden hält an Menschenkette fest

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