Auch sozialbedürftige Menschen haben Haustiere. Und auch Haustiere sozialbedürftiger Menschen werden mal krank – und sollten tiergerecht versorgt werden. Damit dies gewährleistet werden kann, muss Behandlung organisiert werden – eines der Hauptthemen des Vereins „Bunter Hund“. Mit Unterstützung der „Mobile Streetwork/Suchtzentrum Leipzig e.V.“ versuchen Katrin und Tino nun Geld zu akquirieren, damit die Menschen, die dies organisieren, auch eine Aufwandsentschädigung bekommen. Das muss doch eigentlich normal sein. Volly Tanner fragte nach.

Hallo Katrin und Tino. Ihr seid gerade an der Geldakquise für einen Teil der Arbeit des Vereins Bunter Hund e.V. – wofür genau braucht Ihr das Geld?

Hier geht’s um ein soziales Projekt. Der „Bunte Hund“ kümmert sich um die tierärztliche Grundversorgung von Haustieren sozialbedürftiger Menschen in Leipzig. Wir als Streetworker (Mobile Streetwork/Suchtzentrum Leipzig e.V.) arbeiten eng mit dem Verein zusammen, das heißt, viele unserer Klienten sind nun mal Haustierbesitzer. Sind die Tiere krank, vermitteln wir zum „Bunten Hund“. Die Tiere werden kostenfrei behandelt. Der Verein ist auf Spenden und ehrenamtliche Tätigkeit angewiesen.

Das Ganze geht nicht ohne Absprachen, Koordination und Planung. Genau einen Teil der Planung, der uns obliegt, möchten wir gern zwei Klienten überlassen, die das ehrenamtlich meistern, sich reinfitzen und dann selbständig arbeiten. Wir haben zwei Leute gefunden, die das können und schaffen. Das ist mit Aufwand verbunden, wir versuchen übers Crowdfunding eine finanzielle Aufwandsentschädigung für die Beiden sicherzustellen. Das isses, sie arbeiten mit uns, mit anderen Streetworkprojekten und dem „Bunten Hund“ und für ihren Mehraufwand sollen sie auch was bekommen.

Wie kam es, dass Ihr als Mobile Streetwork/Suchtzentrum Leipzig e.V. da mit ins Boot sprangt?

Den „Bunten Hund“ gibt es seit 2011 hier, nach und nach wurde das aufgebaut. Wir hatten die Anfrage von den Streetworkern der Stadt Leipzig, ob wir uns beteiligen könnten und sind so dazu gekommen. Planung und Koordination haben bisher die Stadtstreetworker und noch ein freier Träger der Jugendhilfe in Leipzig gemacht. Es war mal Zeit für einen Wechsel, jetzt, also seit Ende letzten Jahres, haben wir einen Teil davon übernommen. Dazu kommt, dass sehr viele unserer Klienten, wir arbeiten mit Erwachsenen, Haustiere besitzen und die wollen auch versorgt sein.

Könnt Ihr einen ungefähren Bedarf benennen? Um wie viele Tiere handelt es sich? Gibt es verlässliche Zahlen? Ich meine, unsere Stadt ist recht groß, da landet so einiges unter dem Radar. Doch das geholfen werden muss ist unabdingbar. Macht doch bitte mal den Bedarf deutlich, für Menschen, die sonst nur in die Oper gehen zum Beispiel.

Ach herrje, das nehme ich mal gleich als wunderschönen Spendenaufruf … der Bedarf ist ganz klar da und der ist groß! Die Patientenanfragen können wir kaum stemmen, es gibt ´ne Warteliste, teilweise müssen wir die Besitzer vertrösten, die behandlungsbedürftigen Tiere müssen warten, es platzt einfach aus allen Nähten und es gibt immer wieder Anfragen von Leuten, denen wir auch leider absagen müssen.

Die Crowdfunding-Aktion ist ja zeitlich begrenzt – könnt Ihr bitte die Eckpfeiler erzählen, was und wie lange und wie die Leute spenden können. Ach ja, vielleicht auch die Gegenwerte – so funktioniert das doch beim Crowdfunding.

40 Tage haben wir für das Crowdfunding angesetzt – also bis Ende März kann gespendet werden. Die Laufzeit unseres Projektes beträgt ein Jahr, wir brauchen insgesamt einen vierstelligen Betrag. Über jede Unterstütztung sind wir wirklich dankbar, unsere Gegenleistungen gehen ab fünf Euro los, wir haben mehrere Sachen vorbereitet, zum Beispiel kann man unseren Beachvolleyballplatz mal ganztags nutzen, wir haben auch richtig „handmade“ Kuscheltiere, alles Unikate, oder einen großen Saal zur Miete für Partywillige, also sind schon paar Sachen, einfach mal auf die Seite gucken.

Wo seht Ihr vom Mobile Streetwork/Suchtzentrum Leipzig e.V. im Moment die Baustellen Eurer Arbeit? Verändert sich da etwas in letzter Zeit, auch und besonders durch die Größerwerdung der Stadt?

Wir sind im Leipziger Westen unterwegs, von Leutzsch bis Zschocher, in Grünau sind wir auch. Wir suchen sogenannte „Trinkplätze“ im öffentlichen Raum auf, kommen dort mit den Leuten am Platz ins Gespräch, bieten bei Bedarf soziale Hilfen oder Unterstützung an. Wir sind halt immer im öffentlichen Raum unterwegs, zu unserer Arbeit gehört es auch bei auftretenden Konflikten zwischen den unterschiedlichen Akteuren und Nutzergruppen zu vermitteln.

Der Westen ist schnelllebig, das kriegen wir auch an den Plätzen mit. Die alten Plätze werden bebaut, aufgewertet, gibt es teilweise nicht mehr. Die Leute, die wir antreffen, sind oftmals Leipziger „Urgesteine“, sind sehr ortsverbunden und können mit der rasanten Entwicklung nicht mithalten. Es ist auch eine Form von gesellschaftlicher Teilhabe, sich den öffentlichen Raum als Sozialraum anzueignen, da werden hohe Anforderungen an unsere Leute gestellt. Was sich verändert hattest du gefragt.

Seit Herbst haben wir immer mal mit mittellosen EU-Zuwanderern aus Südosteuropa zu tun, jetzt im Winter beschäftigt uns das Thema Obdachlosigkeit. Na ja und sozialverträglicher Wohnraum hier im Westen, ist auch nicht gerade leicht da was zu finden …

Danke – und wir drücken die Daumen!

Wir danken!

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