Wenn Sachsens Landwirtschaftsminister gefragt wird, wie es mit dem Artenschutz in Sachsen aussieht, dann preist er sein Ministerium mit großen Worten und ganzen Listen von Förderprogrammen, die seit Jahren laufen. Und fast nichts bringen. Die Roten Listen der Feldvögel werden nicht kürzer. Und seit 2018 ist auch das Insektensterben Thema. Aber was tun, wenn der Minister keine Lust zum Umsteuern hat? Der NaSa startete dafür im April seine Aktion „1000 Äcker für Insekten“.

Zwei Monate läuft die Aktion nun und immer mehr Bauern machen mit. Aktuell bringen sie 171 Äcker mit 562 Hektar ein, auf denen sie ganz gezielt Maßnahmen durchführen, die wieder Schutz- und Rückzugsräume für Insekten und Feldvögel bieten. Dass beides zusammengehört, ist seit 2017 endgültig klar, seit das Thema Insektenschwund auf einmal mediale Schlagkraft entfaltete.

Denn nicht nur Nist- und Brutplätze von Feldlerche, Wachtel, Kiebitz und Rebhuhn sind verschwunden, einfach mit untergepflügt bei der Maximierung der Feldflächen. Die Vögel haben auch einen Großteil ihrer Nahrung verloren, all die Fluginsekten, die entweder auf monotonen Riesenfeldern keine Nahrung mehr finden oder dem massiven Einsatz von Glyphosat & Co. zum Opfer fallen.

Deswegen verpflichten sich die Bauern, die mitmachen, nicht nur zur Anlage wirklich nennenswerter Blühflächen, sondern auch zum Verzicht auf Pflanzenschutzmittel und Düngung auf den gemeldeten Flächen, die nicht irgendwo am Rand der bewirtschafteten Fläche liegen, sondern in der Feldflur, dort, wo Insekten und Feldvögel bislang keinen Platz mehr hatten.

Auf dem 2. Sächsischen Naturschutzforum in Oederan hat der Naturschutzverband Sachsen (Nasa) das Projekt „1.000 Äcker für Insekten“ am Samstag, 1. Juni, vorgestellt.

„Auch wenn die Ursachen des Insektensterbens vielfältig sind – Menge und Artenreichtum der Insekten werden wesentlich durch die Landnutzung bestimmt“, erläutert der NaSa e. V. den Sinn des Projektes, für das man natürlich noch weitere Landwirte gewinnen will, bis mindestens die 1.000 Äcker beisammen sind. „Das Projekt ist ausdrücklich auf die Zusammenarbeit vieler Landnutzer und Grundstückseigentümer für die Natur und unsere Heimat ausgerichtet und soll die Aktivitäten bündeln. Egal ob konventioneller oder Bio-Betrieb – entscheidend für den Insektenschutz ist die Bereitstellung von Flächen, auf denen Insekten leben und sich reproduzieren können.“

Und da geht es dann um mindestens 1.000 m² auf dem Feld, wo auf die Maximalnutzung verzichtet wird. Wo einfach – mitten zwischen bewirtschafteten Feldern – während der kompletten Saison ein unberührtes Stück Natur bleibt, wo Ackerpflanzen blühen können, Insekten Nahrung finden und Feldvögel ungestörte Nistplätze. Was nur ein Anfang sein kann.

Das Thema ist für den NaSa nicht wirklich neu.

Denn schon seit Jahren kämpft der Verband um die Neu-Anlage von Feldhecken in Sachsen, die nicht nur den Feldtieren Schutz bieten, sondern auch die wertvolle Ackerkrume schützen.

„Ein Schwerpunkt der praktischen Naturschutzarbeit des NaSa e. V. ist seit vielen Jahren die Pflanzung von standortgerechten, gebietsheimischen Gehölzen in Form von Hecken und Feldgehölzen in der Feldflur. Auf diese Weise haben wir bereits zahlreiche Landschaftsräume nicht nur landschaftlich aufgewertet und strukturiert, den Boden und das Grundwasser geschützt, sondern vor allem neuen Lebensraum für Vögel, Amphibien und Reptilien sowie Säugetiere geschaffen“, berichtet NaSa zu diesem Dauer-Projekt.

„Nicht zuletzt wird insbesondere durch unsere bis zu 10 m breiten Hecken der Biotopverbund gestärkt, der auch weiterwandernden Tierarten wie der Wildkatze das Erschließen neuer Lebensräume ermöglicht. Zwischen den Jahren 2013 und 2018 wurden auf diese Weise in sechs Landkreisen des Freistaates Sachsen 173.663 m² Hecken und Feldgehölze angelegt.“

Wer Schutz der Artenvielfalt in der Landwirtschaft will, muss die richtigen Schutzräume fördern

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