Um heute im Berufsleben mithalten zu können, braucht man in der Regel immer wieder auch wichtige Qualifizierungen. Aber dafür ist im vollgepackten Arbeitsalltag meist keine Zeit. Ein Recht auf Bildungsurlaub könnte helfen, den Berufstätigen diese Freiräume für die eigene Weiterbildung zu verschaffen. Die beiden Vertrauenspersonen Daniela Kolbe und Christian Dahms haben am Freitag, dem 25. August, in Dresden den Startschuss für die Unterschriftensammlung zum Volksantrag „5 Tage Bildungszeit für Sachsen“ gegeben.

Auf dem Weg der Volksgesetzgebung soll so im Freistaat Sachsen ein Recht auf bezahlte Freistellung für Weiterbildung und Qualifizierung an fünf Tagen pro Jahr in Sachsen durchgesetzt werden.

Das Bündnis aus Gewerkschaften, kirchlichen, freien und sozialen Trägern sowie Parteien wird in den kommenden Monaten mindestens 40.000 Unterschriften sammeln. Das gemeinsame Ziel der inzwischen 50 Bündnispartner ist die Einführung eines Bildungsfreistellungsgesetzes in Sachsen.

„Es ist blamabel“

„Als DGB Sachsen kämpfen wir schon lange für ein Recht auf Bildungszeit. Es ist blamabel, dass es nur in Bayern und Sachsen nach wie vor nicht möglich ist, sich für Weiterbildung freistellen zu lassen“, sagt Daniela Kolbe, Vertrauensperson des Volksantrags und stellvertretende Vorsitzende des DGB Sachsen.

„Mit unserem Volksantrag werden wir das ändern! Dazu sammeln wir ab jetzt mindestens 40.000 Unterschriften, zum Beispiel beim Tag der Sachsen am ersten Septemberwochenende. Unser Bündnis ist mittlerweile auf 50 Organisationen aus allen gesellschaftlichen Bereichen angewachsen. Das zeigt, wie breit unsere Forderung getragen wird. Wir freuen uns auch jetzt noch über weitere Bündnismitglieder.“

Alle wichtigen Informationen zum Volksantrag, zu den Unterschriftenbüros, den Unterschriftsmöglichkeiten, den Forderungen und den Partnern des Bündnisses findet man hier.

André Twardygrosz, stellvertretender Betriebsratsvorsitzender der Elbe Flugzeugwerke GmbH, ergänzt: „Bildung fördern heißt Demokratie stärken. Bildung braucht aber Zeit und die haben viele Beschäftigte nicht. Die Bildungszeit leistet deshalb einen wichtigen Beitrag, den Beschäftigten Bildung zu ermöglichen und damit auch die Demokratie, Teilhabe und Mitbestimmung in Sachsen zu stärken.“

Wichtigkeit des Bildungsurlaubs

Wie wichtig Bildungsurlaub für Ehrenamtler im Sport ist, erklärt Christian Dahms, stellvertretende Vertrauensperson des Volksantrags und Generalsekretär des Landessportbundes Sachsen: „Aus Sicht des Landessportbundes Sachsen ist es ein richtiger Schritt, dass wir den Volksantrag gestartet haben. Die Anerkennung des ehrenamtlichen Engagements durch die Nutzung einer Bildungszeit zur Weiterbildung ist ein absolut notwendiges Puzzleteil, um die so wichtige soziale Funktion des Sportvereins als Kitt der Gesellschaft zu unterstreichen.

Nun ist es wichtig, dass die sächsische Bürgergesellschaft bei diesem Volksantrag zeigt, wie wichtig Bildung und lebenslanges Lernen sind. Natürlich ist auch ein Diskurs zum Für und Wider der Bildungszeit zu führen, um die kritischen Stimmen zu hören, möglichst mitzunehmen und dann in unser Team aufzunehmen. Drücken wir es sportlich aus: Der Volksantrag ist die erste Halbzeit – die Umsetzung dann die Zweite.“

Und auch für die Arbeit in der Unfallhilfe sind Bildungsfreistellungen unersetzlich, betont Kristin Steudel, Staffelleiterin der Rettungshundestaffel im Regionalverband Dresden des Johanniter-Unfall-Hilfe e. V.: „Wir trainieren mit unseren Hunden zirka 20 Stunden in der Woche. Das ist das Minimum, damit die Tiere ihre Aufgaben bei der Vermisstensuche erfüllen können. Die Anforderungen sind hoch. Alle zwei Jahre müssen unsere Hunde eine praktische Prüfung bestehen. Gerade komme ich beispielsweise von einem Trümmersuchlehrgang gemeinsam mit dem THW zurück.

Eine Woche bin ich durch Schmutz und Trümmerstücke gekrochen. Für solche für die Allgemeinheit wichtigen Weiterbildungen müssen unsere Hundeführer in der Regel Urlaub nehmen. Deshalb wünschen wir uns als Johanniter einen Anspruch auf Bildungsfreistellung von fünf Tagen im Jahr.“

Empfohlen auf LZ

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:

Redaktion über einen freien Förderbetrag senden.
oder

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar