31.723 Vollzeitkräfte in der Stadt Leipzig verdienen miserabel. Sie arbeiteten nach einer aktuellen Erhebung des DGB für einen Niedriglohn. Im Jahr 2010 waren dies bereits 20,2 Prozent aller Vollzeitbeschäftigten. Auszubildende nicht einmal mitgezählt. Auch qualifizierte Beschäftigte bekommen den Druck auf das Lohngefüge zu spüren. So zählten in Leipzig bereits 18,5 Prozent aller Vollzeitbeschäftigten mit Berufsabschluss zu den Niedrigverdienern.

In den neuen Bundesländern insgesamt waren es demgegenüber 19,2 Prozent der Erwerbstätigen in Vollzeit und mit Ausbildung.

Erneut legt der DGB regionale Daten zum Niedriglohnsektor vor. Konkret lag die Niedriglohnschwelle 2010 in allen ostdeutschen Ländern bei einem Monatsbrutto von 1.379 Euro. “Das überdurchschnittlich hohe Niedriglohnrisiko von qualifizierten Arbeitskräften passt nicht zu den Klagen von Arbeitgebern über Fachkräftemangel. Dies ist vielmehr ein Indiz dafür, dass Beschäftigte teils im erlernten Beruf keinen Job finden oder nicht qualifikationsgerecht vergütet werden. Trotz Berufsabschluss stecken sie oftmals in Jobs für Un- oder Angelernte. Je länger diese Situation andauert, desto weniger ist die erworbene Qualifikation wert”, mahnt der DGB-Stadtverbandsvorsitzende von Leipzig, Bernd Günther.

Noch weit miserabler ist die Entlohnung für viele ohne Berufsabschluss. Mehr als 42 Prozent der Geringqualifizierten in der Stadt Leipzig zählen nach der DGB-Auswertung zugleich zu den Geringverdienern. Das Risiko, als Vollzeitbeschäftigter einen Niedriglohn zu erhalten, ist für Beschäftigte ohne Berufsabschluss gut doppelt so hoch wie für Qualifizierte. Die Quote ist damit in Leipzig sogar höher als im Durchschnitt der neuen Bundesländer insgesamt (36,4 Prozent).

Insbesondere im Dienstleistungsgewerbe ist das Risiko einer schlechten Bezahlung für Qualifizierte wie Beschäftigte ohne Berufsabschluss überdurchschnittlich hoch. Nach Einschätzung des DGB Leipzig haben Menschen, die wenig verdienen, oftmals auch ein instabiles Arbeitsverhältnis und ein hohes Entlassungsrisiko.

“Die beruflichen Aufstiegschancen für Niedriglohnverdiener sind hingegen ungünstiger als in vielen anderen Industrieländern. Wer behauptet, Niedriglöhne seien Einstiegslöhne, der liegt falsch. Die Chancen, in besser bezahlte Jobs aufzusteigen, sind hierzulande relativ gering. Viel häufiger als der Einstieg in besser bezahlte Tätigkeiten ist eine Verfestigung der Niedriglohnfalle”, warnt Günther.

Der hohe Niedriglohnsektor in Leipzig ist nach Einschätzung des DGB auch eine Zeitbombe für künftige Altersarmut. Wer über einen längeren Zeitraum wenig verdient, wird künftig verstärkt von Altersarmut bedroht sein. Hinzu kommt, dass private Altersrücklagen bei niedrigem Einkommen so selten sind, dass das soziale Problem der Altersarmut dadurch kaum gemindert werden kann.

www.leipzig-nordsachsen.dgb.de

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