Einen neuen Gästerekord für Sachsen meldete das Statistische Landesamt am Mittwoch, 18. Februar: Rund 7,4 Millionen Gäste kamen im Jahr 2014 nach Sachsen und buchten insgesamt 18,9 Millionen Übernachtungen. Das bedeutet nach Angaben des Statistischen Landesamtes einen Anstieg um 4,5 Prozent bei den Ankünften und 3,4 Prozent bei den Übernachtungen im Vergleich zum Vorjahr. Auch Leipzig verbucht einen Rekord - aber so richtig sieht der eigentlich nicht danach aus.

2,765 Millionen Übernachtungen wurden in Leipzig gezählt. Das waren immerhin 68.000 mehr als im bisherigen Rekordjahr 2013. Aber es war  – im Vergleich – nur ein Plus von 2,5 Prozent. Dresden legte parallel einen Zuwachs von 7,6 Prozent hin und kam auf 4,44 Millionen übernachtungen. Und war damit nicht die einzige Region, die 2014 beim Tourismus so richtig zulegen konnte.

Für Sachsen ist es zugleich das beste Ergebnis seit Beginn der Statistik im Jahr 1992. Die 2.055 im Juli 2014 geöffneten Beherbergungsstätten haben insgesamt 122.327 Betten angeboten, teilt das Landesamt mit. Deren Auslastung betrug im Jahresdurchschnitt 42,5 Prozent, auch das ist ein neuer Höchstwert. Hinzu kamen 102 Campingplätze. Und: 29 Prozent aller Ankünfte wurden in der Landeshauptstadt registriert. Das waren 8,6 Prozent mehr als im Vorjahr und es entspricht der zweithöchsten Steigerungsrate hinter dem Reisegebiet Sächsische Schweiz (11,8 Prozent). Dieses erreichte nach den hochwasserbedingten Ausfällen im Jahr 2013 mit etwas mehr als 424.000 Gästen fast wieder den Wert des Jahres 2012.

Und PEGIDA? Hat PEGIDA in Dresden nicht zumindest den Dezember verhagelt? Nix da.

Auch im Monat Dezember ist bei den Gästezahlen in Dresden nicht der durch die Demonstrationen befürchtete Einbruch zu verzeichnen, freut sich das Statistische Amt. Sie stiegen um 6,6 Prozent gegenüber dem gleichen Vorjahresmonat. Manches, was in hiesigen Medien also wie die reine Katastrophe aussieht, schreckt Tourismus gar nicht ab. Oder zumindest nicht so, dass sie gleich wieder die Koffer packen.

Touristische Entwicklungen leben eher von langfristigen Entwicklungen, manchmal auch von Höhepunkten. In Leipzig war man ja bekanntlich schon froh, dass man die Zahlen aus dem Doppel-Jubiläumsjahr 2013 (Wagner und Völkerschlacht) toppen konnte.

Aber ein kleines Problem hat Leipzig nach wie vor:

Ist Leipzig ein international bekanntes Touristenziel?

Jeder neunte Gast kam im Jahr 2014 aus dem Ausland, deren Zahl wuchs im Vorjahresvergleich um 2,7 Prozent. Mit einem Anstieg der Besucherzahl um 8,7 Prozent auf knapp 73.000 bauten die Niederlande ihre Spitzenposition aus, die sie vor drei Jahren von den Vereinigten Staaten übernommen hatten, teilen die Landesstatistiker mit. Es folgten die Schweiz (ca. 69.500 Ankünfte) und Österreich (knapp 66.800) mit ebenfalls guten Steigerungsraten von 4,1 bzw. 9,1 Prozent.

Aber während Dresden mit 394.081 Ankünften (plus 8,3 Prozent) und 828.608 Übernachtungen (plus 6,7 Prozent) das Geschäft mit den Ausländern deutlich ausbauen konnte, ging deren Zahl in Leipzig deutlich zurück – bei den Ankünften um 5,7 Prozent auf 196.240 und bei den Übernachtungen um 9,7 Prozent auf 392.525. In den vergangenen Jahren konnte man das immer noch mit dem Rückgang der US-amerikanischen Transitflüge in Verbindung bringen. Aber das Argument zählt so langsam nicht mehr. International punktet augenscheinlich Dresden doppelt so gut wie Leipzig – und das auch ohne UNESCO Welterbe-Status.

Leipzig scheint seine Attraktion eher bei Touristen aus Deutschland ausgebaut zu haben. Bei den Ankünften gab es ein Plus von 3,9 Prozent (auf 1,51 Millionen). Davon profitiert hat auch die Umgebung. In Nordsachsen stiegen die Ankunftszahlen um 3 Prozent (dafür sanken die Übernachtungszahlen leicht), im Landkreis Leipzig stiegen die Ankunftszahlen um 5,1 Prozent und die Übernachtungszahlen um 3,1 Prozent.

Es gab auch ein paar Landkreise, die Einbußen hinnehmen mussten: Mittelsachsen, der Erzgebirgskreis und der Landkreis Zwickau bekamen einen Dämpfer – was möglicherweise mit dem milden Winter 2013/2014 zusammen hängt.

Gerade im Vergleich mit den starken Ankünften-Zuwächsen in Dresden (+ 8,6 Prozent), dem Landkreis Meißen (+ 10,2 Prozent), Chemnitz (+ 7 Prozent) und der Sächsischen Schweiz/Osterzgebirge (+ 5,8 Prozent) scheint Leipzig eher einen Dämpfer in der Entwicklung  bekommen zu haben. Und wenn in Leipzig und Umgebung gerade die internationalen Gästeankünfte zurückgehen, ist das durchaus auch noch die Frage wert, wie international eigentlich noch die Messen und Kongresse sind und ob und wie sie überhaupt noch als Werbeveranstaltung für die durchaus attraktive Bürgerstadt sind. Muss die internationale Werbung für Leipzig neu ausgerichtet werden oder war die letzte Neuausrichtung ein Fehler?

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